Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Kinder?«
»Selbstverständlich, Sheriff, sonst wäre ich kein …«, kurz stockte er, bevor er seinen Satz vervollständigte. »Amish.« Dabei sah er sich kurz um und lächelte. Der Schauder lief mir über den Rücken. Es mag sein, dass ich nun völlig durchdrehte, aber wie er dieses »Amish« ausgesprochen hatte, klang wie jemand, der behauptete, er sei Jesus und in Wahrheit war er niemand anderes als der Erzengel Samuel.
»Sie müssen wissen, unsere Familien lieben Kinder und wir haben reichlich davon. Die Großfamilie ist nun mal das Natürlichste auf der Welt und wir achten und helfen einander. Nur so erreicht man die Unabhängigkeit von Ihrer Realität, Sheriff.«
Wir standen nun in einem Raum, in dem uns jemand wohl erwartet hatte. Zwei Gaslichter erhellten das kahle Zimmer und ein Mann, der zu mir starrte, wurde von David angesprochen, in einer Sprache, der ich nicht mächtig war; vermutlich dieses Pennsylvania Dutch.
Ich empfand dies als eine Unhöflichkeit! Wer weiß, vielleicht sprachen sie eben davon, wie sie mich am besten verspeisen wollten? Diesen Amish war einfach nicht zu trauen, oder sollte ich besser »Chlysten« sagen?
»Verzeihen Sie, Sheriff, aber mein ältester Sohn Amos ist Ihrer Sprache nicht mächtig und er entschuldigt sich im Namen unseres Heilands. Aber verzeihen Sie bitte auch meine Unaufmerksamkeit, setzen Sie sich doch. Wie Sie sehen können, haben wir reichlich Platz, außerdem sind zwei meiner Töchter verhindert und können nicht an unserer Vorfeier teilhaben. Auch für ihre Abwesenheit möchte ich mich entschuldigen.«
»Verhindert?«, fragte ich interessiert nach, während ich mich langsam zum Tisch begab, dessen Länge enorm war. Zehn schlicht gehaltene Stühle waren um ihn gestellt, wobei zwei davon an je einer Stirnseite standen.
»Sheriff, setzen Sie sich gleich neben mich«, reagierte David und zeigte auf den Stuhl, welcher nahe der Stirnseite stand, nahe des Kamins, an dem sich bereits Amos zu schaffen gemacht und ein wärmendes Feuer entfacht hatte. In dieser Eisgruft herrschte eine ungemütliche, nasse Kälte, die einen förmlich mit den Zähnen klappern ließ. Amos konnte ich als einen ebenso typischen Amish bezeichnen.
Er trug einen dieser langen Kinnbärte, bekleidete sich mit einem Strohhut und war ein Mann von etwa Mitte fünfzig. Er selbst sprach nicht viel, nicht einmal in dieser seltsamen Sprache.
Auf dem Tisch stand Holzgeschirr und neben jedem der Teller lag Besteck, das aussah, als sei es aus Blech und schon Hunderte von Jahren alt; die Farbe war stumpf und dunkel. Die Becher schienen aus Kupfer zu sein und erweckten in mir eine gewisse Art von Abneigung und Ekel. Wer weiß, wer daraus schon alles getrunken hatte.
In der Mitte des Tisches stand eine große, reichlich mit Früch ten gefüllte Obstschale. Bananen und sonstige Südfrüchte suchte man natürlich vergebens, aber Äpfel und Birnen waren zuhauf vorhanden und ich bediente mich.
Langsam bemerkte ich die wohltuende Wärme, die das lodernde Feuer mit sich brachte. Meine Glieder schienen wieder aufzuwachen. David sprach erneut mit Amos, dessen Worte ich nicht verstand. Anschließend ging der Sohn die Treppe hinauf und verließ den Raum.
»Amos sieht nach Katie, sie scheint sich noch umzuziehen.«
»Und Ihre anderen beiden Töchter? Weshalb sind sie verhindert?«
David sah mich kurz an, lenkte aber schnell wieder ab. »Das Obst ist aus frischem Anbau aus Kanada.«
»Es stammt wohl aus dem Besitz einer Ihrer Besucher?«
Peachey nickte. »Ja. Die Amish dort leben meist von Obstplantagen, deren Früchte sie in der Stadt verkaufen können.«
»Und das reicht zum Leben?«
»Voll und ganz, wir legen keinen Wert auf Luxus und andere unwichtige Dinge, Sheriff. Wir sind auch mit Kleinigkeiten zufrieden und widmen uns lieber anderen Angelegenheiten.«
»Zum Beispiel?«, fragte ich nach.
»Nun, Sheriff, unser Hauptanliegen ist unser Glaube an den wahren Gott. Wir beten zu ihm und erhoffen uns, dass er uns eines Tages erhören wird. Wissen Sie, wir leben in dieser Welt, stammen aber nicht von ihr und somit sehen wir es als eine Erlösung, von Gott erhört zu werden und eines Tages vor ihm zu stehen.«
»Schon, aber der Glaube ernährt einen nicht. Wie sagt man doch so schön? Der Mensch lebt nicht von Gott allein?«
»Korrekt lautet es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Dennoch ist es mir durchaus klar, dass Sie es so sehen und ich
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