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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Ich wusste, dass sie mich nun brauchte.
    Als ich ausstieg, schossen mir Bilder durch den Kopf, von denen ich glaubte, dass sie die ersten Anzeichen einer Schizophrenie waren, die sich langsam, aber sicher in meinem Schädel ausbreiten würde, da es sich um Szenen aus alten Westernfilmen handelte. Ich setzte mir meinen Sheriffhut auf, ließ mein Waffenholster ein wenig nach vorn hängen und biss auf einem Zahnstocher herum, der schon eine Weile im Handschuhfach herumgelegen hatte.
    Ich fühlte mich wie einer der damaligen Sheriffs, der sich ständig mit einer Räuberbande ein Feuergefecht leistete. Die gesamte Atmosphäre glich solch einer Szenerie: Der pfeifende Wind blies eine raue Brise, der pulverige Schnee ließ meine Augen blinzeln, und ich war umgeben von einer Stadt, die leergefegt war, als würde eines dieser typischen Waffenduelle an High Noon stattfinden, bei denen es immer einen Toten gab. Das Einzige, was hier fehlte, war ein Gaul, der aufgeregt wieherte und mir damit mitteilen wollte, dass dies die Straße des Todes war, auf der ich mich eben befand.
    Mein hektisches Umsehen ergab nichts Neues. Der Dunst, der in den Straßen herrschte, gab nichts Aufschlussreiches preis, und mehr als drei Häuser konnte ich sowieso nicht erkennen. In den Fenstern rührte sich ebenfalls nichts, und ich fragte mich, wo alle hingegangen waren. Womöglich hatten sich alle im hinteren Teil der Siedlung versammelt und diese Häuser hier waren leer. Vielleicht war dies eine günstige Gelegenheit, in eines der Gebäude einzudringen. Vielleicht sollte sich das als eine vorteilhafte Wendung in meinen Ermittlungen erweisen.
    Ich schlich mich also um das Haus herum und ließ die Eingangstür außen vor. Auf der linken Seite erkannte ich ein großes Holztor, welches mit einem ebenfalls hölzernen Riegel verschlossen gehalten wurde. Eben wollte ich mich daran zu schaffen machen, als plötzlich eine Frauenstimme meinen Plan in Stücke riss.
    »Laudetur Jesus Christus«, vernahm ich plötzlich. »Suchen Sie jemanden?«
    Als ich mich umsah, erkannte ich eine Frau, deren Alter schwer zu schätzen war; zwar konnte ich ihr Gesicht als jung bezeichnen, jedoch machte ihre Kleidung sie weitaus älter. Meine Vermutung lag bei Mitte zwanzig, denn ihre Haut wies keinerlei Falten auf. Ihr Erscheinungsbild ließ mich darauf schließen, dass sie wohl eine der Amish war. Ihr weißes Häub chen und ihr langer, schwarzer Rock waren eindeutig. Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten, der ihr seitlich über die Schulter hing.
    Kurz kam ich ins Stocken und mir fehlten die Worte, wollte ich doch gerade in dieses Haus einbrechen. Was mich aber am meisten zum Stutzen brachte war die Frage, woher sie plötzlich aufgetaucht war.
    »Entschuldigung, wenn ich Sie erschreckt haben sollte, aber mir ist Ihr Wagen aufgefallen, und da dachte ich mir, ich sehe einmal nach.«
    »Nein, schon gut«, erwiderte ich. »Ich bin derjenige, der sich zu entschuldigen hat. Ich hätte vorne anklopfen sollen, es war töricht von mir, am Hintereingang nach jemandem zu suchen.«
    »Wollen Sie zu meinem Vater?«
    »Zu Ihrem Vater?«, antwortete ich überrascht. Ich ergriff die Gelegenheit und nickte, obgleich ich nicht wusste, wer ihr Vater war. »Ja, ich dachte mir, ihn hier anzutreffen.«
    »Da liegen Sie richtig, Mister Dark, obwohl ich sagen muss, dass mein Vater oft nicht hier ist. Er kümmert sich viel um unsere Besessenen.«
    Sprachlosigkeit überkam mich. Welche Besessenen? Führen diese Leute noch Exorzismen durch? Gott, waren die Menschen leichtgläubig, und meine Sympathie ihnen gegenüber sank wieder! Erschreckend war auch die Tatsache, dass ich mich ihr keineswegs namentlich vorgestellt hatte und ich mir demnach im Klaren war, dass ich bereits bekannt war wie ein bunter Hund. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Wo befindet sich Ihr Vater, Miss …?«
    »Nennen Sie mich Katie.«
    »Okay, Katie, dann bringen Sie mich zu Ihrem Vater«, grinste ich scheinheilig, wobei ich ihre Gestik genau im Auge behielt. Ihr darauffolgendes Lächeln empfand ich bereits als besonders aufdringlich, und meines Erachtens konnte ich mit Sicherheit sagen, dass diese Freundlichkeit gespielt war. Dennoch folgte ich ihr, wenn auch mit einer gewissen Abneigung dem anderen Geschlecht gegenüber, währenddessen ich mich dabei nicht wiedererkannte. Es zeigte mir, wie sehr ich mich verändert hatte, obgleich ich mich erst seit knapp zwei Monaten in diesem Land aufhielt. Alles erschien

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