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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Tischgenossen waren kaum noch wahrzunehmen, Amos und Katie erkannte ich als Schattengestalten und eine ungewollte Müdigkeit umfing meine Glieder. Das Licht fehlte!
    Meine Gedanken wurden immer verworrener und ein Schleier der Gleichgültigkeit legte sich fein säuberlich über mein Gemüt. Ein bekanntes und dennoch fremdes Gefühl überkam mich. Bekannt deshalb, weil ich wie in einem Déjà-vu einen Geschmack wahrnehmen konnte, und fremd, da er zu diesem Ort nicht wirklich passte, oder etwa doch?
    Einige Sekunden schienen verstrichen gewesen zu sein und mein Herz pochte etwas schneller. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich meine Augen geschlossen hatte! Aber wieso? Mir war nun bewusst, dass etwas geschehen war, ohne dass ich mich erinnern konnte.
    Ich öffnete die Augen, was mir äußerst schwerfiel. Mein verschwommener Blick verriet mir nicht viel von meiner Umgebung. Lediglich das Licht eines nahe liegenden Kaminfeuers zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam kehrten meine Sinne zurück, und ich nahm allmählich mehr wahr.
    Ich befand mich in einem Raum, dessen dunkle Holzwände ein Gefühl von Wärme vermittelten; weitaus wohnlicher als diese seltsamen, kalten Mauern der Amish. Türen konnte ich keine erkennen, ebenso wenig Licht spendende Fenster. Vermutlich lagen diese direkt hinter mir.
    Ich saß auf einem Stuhl an einem Tisch, an dem ich Amos sah, dessen Gesicht immer noch von der Schwärze der umgebenden Schatten verborgen wurde.
    Meine extreme Müdigkeit verwandelte sich zunehmend in Panik, als ich bemerkte, dass ich gefesselt und geknebelt war. Unbehagen überkam mich, und meine Atmung wurde deutlich schneller. Dennoch versuchte ich mich wieder zu beruhigen; eine Hyperventilation war das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte.
    Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, aber meine Gedanken hefteten sich urplötzlich an meine erste Begegnung mit Bileam in meinen Bungalow. Auch dort hatte sich unerwartet mein Zustand geändert, ausgelöst durch eine Spritze, welche mein Gedächtnis teilweise verschwinden ließ und mich kurzzeitig betäubte. Das Gleiche hatte sich in der Daily Sensation ereignet, als plötzlich Elsa verschwunden war, ohne dass ich etwas bemerkt hatte – und jedes Mal hatte ich einen seltsamen Geschmack in meinem Mund gehabt. Der Verdacht lag daher sehr nahe, dass ich dort ebenso lahmgelegt worden war wie hier und dass ich somit Opfer eines heimtückischen Anschlags war. Verdammte Scheiße!
    Diesen starren Blick der Gestalt am Tisch, der zielgenau auf mich gerichtet war, konnte ich dennoch als das Schlimmste an dieser ganzen Situation beschreiben. Genoss der Kerl meine Lage? Hatte er nicht die Moral, von der David vorhin gesprochen hatte?
    Langsam kam Angst in mir auf, doch ich klammerte mich an den Gedanken, dass sie mich nicht tot sehen wollten, denn sonst hätten sie mich schon längst umbringen können.
    Behutsam versuchte ich meine Handfesseln hinter der Stuhllehne zu lösen. Dabei ließ ich keine einzige Sekunde meinen stummen Beobachter aus den Augen, da ich vermutete, dass er jeden Augenblick aufspringen würde, um mich an meiner Befreiungsaktion zu hindern. Doch es geschah nichts.
    Ich schärfte meine Blicke. Rasch gewöhnte sich mein Sehvermögen an die düstere Atmosphäre, während ich immer heftiger am Seil zerrte. Meine Handgelenke brannten schon wie Feuer; ich ging davon aus, dass ich meine Haut bereits völlig aufgerieben hatte.
    Da sich weiterhin nichts rührte, setzte ich mehr Kraft ein. Ein gewaltiger Ruck ließ meinen Stuhl kippen und ich schlug hart auf dem Holzboden auf.
    Sofort richteten sich meine Augen auf mein Gegenüber, aber die Tischplatte verdeckte mir jegliche Sicht.
    Seine Füße konnte ich ebenso nicht erkennen, denn hier unten war es schwarz wie die Nacht. Also horchte ich. War da ein Geräusch von Bewegung? Ein Schritt? Ein Gegenstand, der durch die Luft gewirbelt wurde? Ich konnte es beim besten Willen nicht zuordnen. Möglicherweise waren alles kranke Einbildungen, genährt von der Ungewissheit, die mein Denken im Griff hatte.
    Einige Sekunden lang blieb ich liegen, schaute mich panisch im Zimmer um, horchte, zerrte an meinen Handfesseln, und versuchte, genügend Luft zu holen, was dadurch deutlich erschwert wurde, dass mein Mundknebel ein wenig nach oben gerutscht war und meine beiden Nasenlöcher verdeckte. Es war ein Wettlauf gegen den Tod. Es würde nicht lange dauern, bis ich ersticken würde. Aber ein Gutes hatte das Ganze: Schlimmer konnte es nicht

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