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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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kommen!
    Ich strampelte wie ein wildes Tier, welches in die Ecke getrieben wurde und dem Ruf der Freiheit folgte. Durch den Sauerstoffmangel wurde es mir langsam schummrig vor den Augen und Adrenalin schoss durch meine Adern. Schließlich gelang es mir , die Fesseln zu lösen und ich riss mir den Knebel aus dem Gesicht. Schwer atmend blieb ich liegen.
    Es vergingen bestimmt zehn Minuten, bis ich fähig war, aufzustehen. Meine Glieder schmerzten. Sofort schaute ich wieder zur Gestalt am Tisch, die immer noch starr in eine Richtung blickte, völlig ungeachtet meiner Befreiungsaktion.
    Ich beschloss, mich ihm zu nähern und setzte langsam einen Fuß vor den anderen – ohne zu wissen, was mich nun erwarten würde.
    Als ich sehr nahe bei ihm stand, und die Dunkelheit seltsa merweise immer noch seine Gestalt verdeckte, stieg mir ein süßlicher Geruch in die Nase, welchen ich sofort in die Kategorie »Tod« einordnen konnte. Dieser unverkennbare Leichengeruch ging einem nie wieder aus der Nase, wenn man ihn einmal gerochen hatte. Müsste man ihn beschreiben, stünde man vor einer unlösbaren Aufgabe, da es keinen vergleichbaren Gestank gibt.
    Dieser Tote saß auf dem Stuhl, ein wenig nach vorn gebeugt, und allem Anschein nach war er so wohlbeleibt, dass sein Hinterteil kaum Platz auf der Sitzfläche hatte.
    Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus und griff ihm leicht an die Schulter, um ihn nach hinten auf die Lehne zu bewegen. Es gelang mir mit Leichtigkeit.
    Vor mir saß ein toter Mann, dessen Alter ich auf Mitte vierzig schätzte. Er trug einen schwarzen Talar mit einem weißen Kragenband, woraufhin ich ihn sofort als einen Priester erkennen konnte. Sofort prüfte ich seine Gliedmaßen, welche aber noch vorhanden waren, und da sein Kopf ebenso noch dort saß, wo er hingehörte, schloss ich daraus, dass er höchstwahrscheinlich erst kürzlich ermordet worden war, um für dieses grausame Ritual vorbereitet zu werden.
    Auf seinem Hals erkannte ich das typische Mal einer Erdrosselung. Selbst die blaurot unterlaufenen Abdrücke von Fingern konnte ich feststellen. Hier war mit roher Gewalt hantiert worden. Sie mordeten wohl weiter, ungeachtet meiner Ermittlungen. Mich überkam ein Gefühl der Gleichgültigkeit, das ich mir selbst nicht erklären konnte. Zu früheren Zeiten hätte ich niemals solch eine Emotion auch nur in Erwägung gezogen. Eine der einfachsten und besten Erklärungen dafür war wahrscheinlich die Tatsache, dass ich langsam meine Machtlosigkeit gegenüber diesen Chlysten akzeptierte und dass ich ihnen völlig unterlegen war. Sie aufzuhalten war nahezu unmöglich. Selbst wenn ich mit einer ganzen Armee hier auftauchen würde, hätte das keinen Einfluss. Erstens fehlten mir die Beweise, zweitens konnte ich sicherlich keinen Befehl dazu erteilen, alle Amish in Crimson auszuradieren. Dazu fehlte mir natürlich die Autorität, die ebenso von Fender deutlich beeinflusst wurde. Außerdem würde ich solch eine Aktion keinesfalls für gut befinden, egal was sie verbrochen hatten. Gerechtigkeit ja, Rache nein!
    Die zweite Vermutung, was die Ursache meiner Gleichgültigkeit sein könnte, war jedoch weitaus besorgniserregender: Meine Sympathie für die Chlysten wuchs immer mehr. Natürlich war mir klar, dass ihre Taten nicht wirklich meiner Weltanschauung entsprachen und wenn ich daran dachte, dass Fender in der Sache mittendrin steckte, kam mir das große Kotzen, ebenso wenn ich mir vorstellen musste, unter Davids Fittichen zu landen. Aber mir ging es eher darum, was Mister Peachey in Bezug auf die Schuldigkeit der Menschheit und deren Zusammenhalt gesagt hatte. Ich hatte es förmlich in seinen Augen gesehen, wie er in seiner Philosophie aufging und wie ihn seine Überzeugung stark machte. Und alle, die zu ihm gehörten, teilten seine Auffassung, was diese Leute schon seit Jahrhunderten zu einem unzertrennlichen Bündnis zusammenschweißte.
    Auf dem Rücken der Leiche erkannte ich einen großen, nassen Fleck und ahnte schon, was ich vorfinden würde. Ich beschloss, die Sache etwas genauer zu untersuchen und erblickte das gleiche Bild, welches jede unserer Ritualleichen aufwies: ein in die Haut eingeschnittenes Wort in russischen Buchstaben. Leider war es mir wieder nicht möglich, es in meine Sprache zu übersetzen, doch ich hoffte insgeheim, dass es das achte Buch der Bibel bedeuten würde, da ich die Angst hegte, dass Elsa das achte Opfer geworden war. Ich vermisste sie, und dieses Gefühl brannte mir beinahe

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