Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
den Einfluss von Drogen gesetzt und all die Dinge erleben lassen. Es war der reinste Albtraum gewesen, und ich verspürte keinen Drang mehr, einzuschlafen.
Schlafen? Was war das überhaupt? Wenn ich gründlich darüber nachdachte, konnte ich mich kaum an einen vernünftigen Schlaf seit dem Fund der ersten Leiche erinnern. Mir kam es vor, als ob ich noch nie in meinem Bett genächtigt hätte. Auch weitere Überlegungen lieferten mir keine einzige Erinnerung, die mir auch nur ansatzweise beweisen konnte, hier jemals geschlafen zu haben. Panik, Schauder und Unwissenheit überkamen mich, welche nur noch von meiner Einsamkeit übertroffen wurden.
Ich schloss meine Augen, versuchte mich zu erinnern, klammerte mich krampfhaft an meine Vorstellung, hier zu Hause zu sein, doch der Erfolg blieb aus. In meinem Kopf herrschte die Leere.
Wagengeräusche von draußen unterbrachen meine innere Stille. Nach der Lautstärke zu urteilen, schätzte ich, dass es sich um zwei Fahrzeuge handelte, welche vor meinem Gebäude zum Stillstand kamen, nachdem sie einige Meter durch den Schnee gerutscht waren. Die Türen wurden geöffnet und ich vernahm Schritte, die sich schnell näherten.
Ohne lange darüber nachzudenken, schnappte ich mir die Truhe und kletterte in die Bodenluke der Diensttoilette. Im Nachhinein betrachtet war dieses Versteck eher völliger Unsinn, wenn meine Besucher Chlysten sein würden, da die sich wohl als die »Eigentümer« von diesem unterirdischen Gangsystem bezeichnen konnten. Dennoch, ein besseres Versteck fiel mir nicht ein.
Ich hätte keine Sekunde länger warten dürfen, denn nahezu zeitgleich hörte ich, wie die Tür meines Büros aufflog. Die Schritte der zwei Personen hörten sich von meinem Versteck aus sehr dumpf an und zeugten von Gewaltbereitschaft; so legte ich es zumindest aus.
Nachdem sie alles abgesucht hatten, konnte ich eine Stimme vernehmen, bei der ich mir mehr als sicher war, dass es sich um Fender handelte.
»Verdammt noch mal, er ist doch tatsächlich verschwunden!«
»Beruhige dich, Hans, deine Sorge ist völlig grundlos. Glaub mir, er würde damit sowieso nichts anfangen können.«
»Bist du dir da so sicher? Denkst du, dass er nach unserer Pfeife tanzen wird? Bedenke, er ist äußerst loyal gegenüber seinen Prinzipien, und ich habe da meine Zweifel.«
»Du bist ein alter Miesmacher, Hans. Das warst du aber schon immer. Kannst du dich noch an die Zeit vor zwölf Jahren erinnern? Da hattest du dieselben Zweifel, dennoch kam es so, wie wir es geplant hatten. Dein Posten als Staatsanwalt wurde dir gesichert. Zebaoth ist auf unserer Seite. Unser Jake wird seine Aufgabe erfüllen, und wenn nicht, dann haben wir uns eben getäuscht.«
»Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?«
»Ja, und wie du weißt haben wir doch schon für Ersatz gesorgt, oder nicht?«
»Sie war keine Jungfrau mehr!«
Sie schwiegen, und die lautlose Stille ließ mich vermuten, dass sie sich irgendwo niedergesetzt hatten.
Fender hieß Hans und nicht Charles Bernard? Wenn mich nicht alles täuschte, war das ein Name deutscher Herkunft. Zusammenpassen würde das, wenn man sich die Tatsache vor Augen hielt, dass die Amish aus Deutschland und der Schweiz stammten.
Doch welche Aufgabe sollte ich für sie erledigen? Das war mir völlig schleierhaft, ich konnte mich an nichts dergleichen erinnern. Dass die beiden schuld am Chaos in meinem Arbeitszimmer waren, lag für mich auf der Hand. Sie schienen in der Tat nach etwas Wichtigem gesucht zu haben, und, ohne es zu wollen, starrte ich auf die Truhe, die ich immer noch in den Händen hielt. Sie suchten nach dieser Schatulle!
»Dein Vater wird alles andere als begeistert sein!«
»Darauf speie ich, Hans. Mein Vater wird alt, es ist Zeit für einen Umbruch.«
»Wenn er dich so sprechen hören würde, dann …«
»Er hört uns aber nicht!«, unterbrach ihn der andere, und ich vermutete, dass es sich um Bileam handelte, dessen Stimme etwas seltsamer klang, als ich sie kannte. Ich wusste natürlich, dass er seine Stimme bei unseren Unterhaltungen immer leise gehalten hatte. Lediglich die Erinnerung an ihn in meinem Traum ließ diese Vermutung zum Leben erwachen.
»Und ich rate dir, dass du dich mir anschließt!«
»Verzeih, Steve. Ich vergaß mich und bin eben etwas aufgeregt wegen dieser Sache.«
»Das ist schon in Ordnung, dennoch solltest du etwas mehr Vertrauen in uns haben, da ich sonst meine Initialen in deine Haut brennen müsste, um völlig sicher zu gehen,
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