Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Blutrausch, dass er dutzende Male auf meine Mutter einstach, nachdem sie ihn erneut beschimpft hatte. Ich habe alles mit angesehen, und noch heute erwache ich aus meinen Träumen, die mich immer und immer wieder alles von Neuem erleben lassen. Ich sehe sie heute noch in ihrer Blutlache liegen, wenn ich meine Augen schließe. Ich höre sie immer noch wimmern, selbst wenn ich meine Ohren zuhalte. Sie lag einfach nur da, und ich konnte ihr nicht helfen, während sie an ihren Verletzungen elendig zugrunde ging und letztendlich verblutete.
Als ich bemerkte, wie mein Vater zu meiner Schwester ins Zimmer ging, und er einige Minuten später mit dem blutigen Messer sich auch meiner Tür näherte, bin ich schließlich voller Angst durch das offene Fenster geflohen. Ich rannte in die Nacht hinein, durch den kalten Schnee, voller Sorge, dass mich mein Erzeuger verfolgen würde. Ich weiß noch genau, dass ich keine Schuhe trug. Seltsam, nicht? Ich erinnere mich kaum noch an Details, doch an meine fehlenden Schuhe entsinne ich mich noch ganz genau.
Ich lief noch stundenlang durch die tödliche Kälte, meine Füße färbten sich bläulich, so erfroren waren sie, und wie durch ein Wunder fand ich das Elternhaus von Steve in Downfall. Sie nahmen mich auf und bereiteten mir einen ruhigen Schlafplatz. In dieser Nacht fühlte ich nichts mehr in mir, was man menschliche Gefühle nennen könnte. Meine Emotionen waren abgestorben. Einige Monate lang brachte ich kein einziges Wort hervor. Dieses blanke Entsetzen von jener kalten und grauen haften Nacht hatte mich noch jahrelang in einem eisernen Griff.
Erst viel später erfuhr ich, dass mein Vater sich noch in der gleichen Nacht selbst gerichtet hatte, wodurch mir schließlich bewusst wurde, dass ich als Einziger von meiner Familie übrig geblieben war. Als ich sie damals verlor, war ich erst vier Jahre alt.«
»Dann sind Sie also der Junge, der damals auf mysteriöse Weise verschwand, als bei der Tanner-Farm dieses bestialische Verbrechen stattgefunden hat?«
»Ja, Jake. Die Brauners wussten selbstverständlich über die Morde Bescheid, was mir leider erst viel später klar wurde. Dennoch beschützten sie mich vor den Behörden und vor einigen Reportern, die damals hier umherschwirrten. Natürlich gebe ich zu, dass zu jener Zeit die Paparazzi kaum in dem Ausmaß vorzufinden waren, wie es in der heutigen Welt üblich ist. Diese Fluten von Medien gab es vor vielen Jahren noch nicht, ebenso wenig die schriftlichen Meldepflichten, was für mein Untertauchen bei den Brauners äußerst dienlich war. So schirmten sie mich völlig ab, und allmählich wuchs Gras über die Sache.
Einige Jahre später änderte ich schließlich meinen Namen auf ›Teasle‹ und erhoffte mir dadurch, meine Vergangenheit endlich auf sich beruhen lassen zu können. Wie man sich doch irren kann. Ich bin nichts weiter als ein naiver, alter Narr!«
»Ich verstehe, Sam. Und obwohl Sie wussten, dass die Chlysten diese bestialischen Morde verübt haben, in die Steve verwickelt war, schwiegen Sie wie ein Grab gegenüber den Behörden. Sie schützten ihn, um seinen Namen rein zu halten.«
»Ich liebte ihn wie einen Bruder, Jake!«, erwiderte er voller Hingabe. »Ich weiß selbst, dass seine Taten nicht ungestraft bleiben dürfen, und wenn er das Zeitliche segnen muss, dann soll es so sein, doch wenn dies geschehen sollte, so wird er auf meine Weise sterben und nicht auf eure!«
»Also tauchten Sie unter, um mich loszuwerden, damit ich Ihnen nicht ins Handwerk pfusche, und um Brauner einer gerechten Strafe zuzuführen. Ein gewagtes Spiel, was Sie da treiben, wenn ich daran denke, dass Sie ebenso nur eine Marionette einer weiteren Sekte sind, Tanner!«
»Was redest du da für einen Stuss, Jake? Ich arbeite für mich allein. Lediglich Parker half mir bei meinen Aktivitäten.«
»Ach ja, Parker. Und was ist auf dem Marktplatz geschehen, auf dem das Weihnachtsevent von Fairbanks stattgefunden hat und Sie sich entschieden haben, Ihre Maskerade fallen zu lassen? Ich glaube kaum, dass dort nur Sie und Parker zugegen waren. Dort befanden sich weitaus mehr als nur dieser Einäugige.«
»Das ist lediglich eine geheime Miliz, die mir zur Hand geht. Außerdem ist er ein guter Freund, der genauso über diese Sache denkt. Ich vertraue ihm.«
»Ein toller Freund ist das, der Ihnen verschweigt, dass er einem Bund angehört, dessen Organisation ebenso verdeckt arbeitet wie die Chlysten, und deren Vorgehensweise sich kaum von der der
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