Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
aber völlig ruhig auf dem Altar lag, als hätte sie ihre Rolle bereits akzeptiert. Ihre Augen glichen denen von Toten, sie waren kalt und leer, und es schien so, als ob ihr nun alles gleichgültig war.
Meine Gesinnung hingegen war jedoch keinesfalls dieselbe. Ich verspürte einen großen Drang danach, zu diesem Kreis zu gehören. Und trotz dieser grotesken Handlungen erreichte ich einen gefühlsmäßigen Zustand der Zugehörigkeit. Noch immer faszinierte mich die geballte Kraft, die von diesen Menschen ausging. Ihr unzerstörbarer Wille, an einem Strang zu ziehen, ohne sich dabei der Welt da draußen zu beugen, deren Ziel es war, die Menschen zu manipulieren, sie zu vergiften, ihnen dabei auch noch weiszumachen, es sei alles in bester Ordnung, war ein Grund, der jeden dazu veranlassen konnte, seinen wahren Glauben infrage zu stellen. Doch ein Gedanke konnte sich davon lösen: Meine Zugehörigkeit zu den Chlysten! Ich war einer von ihnen!
Nachdem die Ansprache von David schließlich zu Ende war, versammelten sich die Frauen um den Altar, auf dem Elsa lag. Sie strichen mit den Händen langsam über ihren nackten Körper, während sie ihre Kelche an den Rand stellten. Allmählich wurde mir auch klar, was sich darin befinden musste: Das Blut der Opfer!
Auch David näherte sich wieder Elsa, wobei er kurz zuvor die Truhe öffnete, die sie getragen hatte, als sie die Kirche betrat. Er entnahm den Kelch und stellte sich direkt vor Elsa, die immer noch völlig in sich gekehrt dalag. Ich vermutete, dass sie es einfach über sich ergehen lassen wollte. Warte, kleine Elsa, bald wirst du meine Gemahlin sein!
Die Frauen warteten auf Davids Zeichen, dann tranken sie von dem Blut der Opfer. Ich musste zugeben, ein wenig wurde mir übel dabei, denn das konnte auf keinen Fall als normal bezeichnet werden. Dennoch tranken sie es mit Genuss. Der S prechgesang setzte wieder ein, und David reichte seinen leeren Kelch den Frauen. Sie schienen jeweils einen Schluck nicht in sich aufgenommen zu haben, sondern ließen einen kleinen Teil des Blutes zurück in Davids Kelch fließen, sodass er am Ende gefüllt war. Nach meinen Überlegungen jedoch konnte das Ritual keinesfalls auf diese Weise funktionieren. Ich sah nämlich nur neun Frauen, für neun Opfer, in jedem Kelch das Blut eines der Ermordeten. Doch nach meinen Ermittlungen und den Aussagen aller anderen Beteiligten, mussten es doch zehn sein, und zwar die zehn Schriften des Alten Testaments, die die Bücher der Geschichte des Gottes und seines Volkes wiedergaben. Ich war mir sicher, dass noch jemand sterben musste.
David führte den Kelch zum Mund und nahm einen kräftigen Schluck daraus. Nachdem er sich seinen blutigen Mund abgewischt hatte, hob er diesen Gral in Richtung der Dunkelroten.
»Das Blut ist noch nicht rein!«
»Beweg dich, Hans!«, sprach plötzlich Bileam, der Fender etwas nach vorn stieß. Nach seinem Gesichtsausdruck blickte er etwas ängstlich zu Steve, der ein fieses Lächeln aufgesetzt hatte.
»Jetzt gleich?«
»Nein«, erwiderte der ehemalige Sheriff von Crimson. »Sofort!«
Fender bewegte sich nach einem kurzen Zögern nach vorn und schritt langsam zum Altar, während die Frauen Elsas Beine spreizten.
»Wenn du sie berührst, schlachte ich dich ab!«, flüsterte ich vor mich hin.
Als er direkt vor ihr stand, trat David hinzu. »Soll dieses Fleisch deinem Willen gehorsam sein!« Danach nickte er zu Fender, der daraufhin zaghaft seinen Mantel abstreifte und nun ebenso nackt vor Elsa stand.
»Sprich mir nach«, erhob David das Wort. »Ich nehme dieses Opfer auf mich!«
»Ich nehme dieses Opfer auf mich«, erwiderte Elsa.
»Mein Körper ist dein Körper!«, kam von David, wobei sie jeden seiner Sätze brav wiederholte.
»Ich bin schuldig, und ich habe gesündigt. Meine Seele ist verloren, doch nicht die meines Kindes. Gott wird mich bestrafen, doch seine Gnade ist groß, während mein Opfer gering ist. Ich nehme es voller Freude auf mich. Gott segnet mein Blut heilig, und mein weibliches Fleisch.«
Verdammt noch mal, Elsa konnte ihre Schwangerschaft wohl nicht verheimlichen. Ich hatte mir natürlich schon gedacht, dass dieses Geheimnis den Chlysten nicht verborgen geblieben war, doch wie sagte man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenigstens galten solche Weisheiten auch bei uns Dunkelroten!
»Vollziehe es!«, gab David von sich, wobei Fender noch näher an Elsa herantrat. Doch zu meiner Belustigung schien es so nicht zu funktionieren. Ohne
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