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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Seltsam. Und diese erdrückende Stille, welche von einer leichten Nordbrise durchbrochen wurde, konnte man regelrecht hören. Etliche Meilen weit entfernt, tief im abgestorbenen Herz dieses toten Landes, war ein menschlicher Schrei zu hören.
    »In welchen Wahnsinn bin ich nur hier hineingeraten?«, flüsterte ich. Ich sah mir den Boden an und kam ins Grübeln. Bis auf meine eigenen Schuhabdrücke im Schnee konnte ich keine weiteren erkennen. Wie in Gottes Namen hatte sich dieser seltsame Typ vom Bungalow entfernt, ohne Spuren zu hinterlassen? Dass er sich genau auf meinen Abdrücken bewegt hatte, wagte ich zu bezweifeln, da ich erstens mein Sohlenmuster zu erkennen glaubte, und zweitens, nach der Größe dieses Mannes zu urteilen, müsste seine Schuhgröße zwei bis drei Nummern größer als meine sein. Ich atmete stark aus, wobei ich den Hauch in einer nebligen Wolke nach oben steigen sah, was mich auf eine weitere Theorie brachte: Er war über das Dach verschwunden!
    Eine äußerst anstrengende Angelegenheit, dennoch die einzig mögliche Erklärung. Was für eine Verrücktheit, wobei mir sofort der Baum hinter dem Haus einfiel. War es möglich, dass mich dieser mysteriöse Typ schon einmal besucht hatte? Die Geräusche auf dem Dach und der abgebrochene Ast deuteten jedenfalls darauf hin. Ebenso verwirrend war Emmas Verhalten. Was hatte sie dort hinten verloren? Kannte sie ihn? Womöglich konnte ich den gebrochenen Dialekt, in welchem dieser Unbekannte mit dem dunkelroten Mantel zu mir gesprochen hatte, mit dem Brief an Emma in Verbindung bringen. Es konnte ein Russe gewesen sein. Oder lag ich falsch?
    Als ich die Tür hinter mir schloss und mich erneut an meinen Schreibtisch setzte, stellte ich fest, dass der abgebrochene Ast fehlte – als hätte ich schon damit gerechnet. Dieser Unbekannte hatte ihn verschwinden lassen. Womöglich hatte er diesen Beweis vernichten wollen, was ihm letztendlich auch gelungen war. Der Typ war mir haushoch überlegen!
    Nachdem ich meine Beweisstücke ordentlich verstaut hatte, fiel mir auf, dass der Brief in russischer Schrift, der auf Miss Garners Schreibtisch gelegen hatte, fehlte. Und was mich am meisten von alledem störte, war, dass mein Colt verschwunden blieb.

FÜNFTER TAG
    Der fünfte Engel blies seine Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; ihm wurde der Schlüssel zu dem Schacht gegeben, der in den Abgrund führt. Und er öffnete den Schacht des Abgrunds.
    Offenbarung Kapitel 9 Vers 1
    »Wenn ich es Ihnen aber doch sage, dass ich Sie keineswegs angerufen habe. Wie käme ich auch dazu? Es wäre doch ein absolut hirnrissiger Gedanke, Sie schon am zweiten Tag meines Dienstbeginns zu beurlauben, oder liege ich mit meiner Behauptung falsch?«
    Es war kurz vor zehn Uhr und Emma stand mit einigen gefüllten Taschen in der Tür. Ihr rotes, lockiges Haar trug sie offen, und sie vermittelte mir den Eindruck, dass sie eben aus einem der immer zahlreicher werdenden Beautyshops gekommen war. Der Duft ihres Parfüms drang bis zu meinem Schreibtisch vor und betörte mich zunehmend.
    »Aber ich sauge mir das doch nicht aus den Fingern«, erwiderte sie, während sie mit ihrem Fuß die Tür hinter sich schloss und so die trotz der strahlenden Sonne herrschende Kälte aus dem Raum fernhielt.
    »Gestern Nacht um kurz vor elf haben Sie mich angerufen und mir groß und breit erklärt, dass das Büro morgen von mir nicht besetzt sein sollte, da Sie einen dringenden Gast erwarten würden, um mit ihm ausschließlich unter vier Augen reden zu können.«
    Hoppla, jetzt schlug es dreizehn. Einen Gast? Das änderte meine Sichtweise. Ich beschloss, die Sache mit dem Urlaubstag auf sich beruhen zu lassen und mehr auf das Telefonat einzugehen. Wer zum Teufel gab sich für mich aus?
    Emma hatte sich mittlerweile an ihren Schreibtisch gesetzt und wühlte in ihren Taschen herum, wobei sie mir ein Stück Kuchen und eine Tasse heißen Kaffee anbot, welchen sie in einer Thermoskanne mitgebracht hatte.
    »Probieren Sie mal«, sagte sie, während sie mir eine Kuchengabel in die Hand drückte und wie gebannt auf meinen Mund starrte, um zu sehen, wie mir der Blaubeerkuchen mundete.
    »Den habe ich an meinem freien Tag gebacken. Die Blaubeeren sind ganz frisch.«
    Obgleich mir nicht der Sinn nach einem unterhaltsamen Gespräch stand, ging ich dennoch darauf ein, zumal ich zugeben musste, dass der Kuchen außerordentlich schmackhaft war.
    »Sind Sie auch absolut sicher, dass ich

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