Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
mir der Geruch.
Stahl und Schwefel - welch fantastische Kombination für den Duft des Todes! Auch wenn ich das Leben weitaus höher schätzte, verspürte ich gegenüber diesem Instrument der Gewalt große Ehrfurcht.
Es mag seltsam klingen und meines Erachtens einen grotesken Beigeschmack haben, aber ich ging davon aus, dass der biblische Vers, welcher sich wie aus heiterem Himmel in meinen Gedanken verfangen hatte, daher rührte, dass ich mich auf der Spur einer Mordserie befand, deren religiöser Hintergrund so sicher war, wie das Amen in der Kirche. Eben diese Gedanken richteten sich zielgenau auf den Colt in meinen Händen.
»Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir!«
Mit einem letzten Blick auf die geladene Revolvertrommel erhob ich mich von meinen Schreibtischstuhl, zog mir den Sheriffhut tief ins Gesicht und trat hinaus in die Kälte!
»Sheriff«, hörte ich Martin rufen, dessen Stimme sich im ganzen Wirrwarr von Geräuschen einen Weg zu meinem Trommelfell gebahnt hatte, obgleich ich es kaum glauben konnte, da die Kulisse, welche sich vor meinem Büro aufgebaut hatte, einem Musical gleichkam.
Das Blitzen der Rundumkennleuchten sämtlicher Polizeiwagen glich einem Gewittermeer höchsten Ausmaßes, wobei das Stimmengewirr der Polizeikräfte meine Sinneswahrnehmungen deutlich überforderte. Alle Anwesenden riefen laut durcheinander, während sie sich Hinweise gaben oder das Auffinden von Beweismitteln kundtaten.
»Sheriff«, wiederholte Martin. »Das sollten Sie sich ansehen!«
Meine Blicke glitten durch die Ansammlung von Martins Leuten, vorbei an der Spurensicherung mit ihren weißen Kitteln, vorüber an den Wagen, deren Räder sich tief in den Neuschnee gegraben hatten.
Diese unglaubliche Anzahl von unaufhörlich sich bewegenden Scheibenwischern gab ein lautes, unregelmäßiges Quietschen von sich, da die extreme Kälte den Schnee an den Scheiben teilweise festfrieren ließ, und somit ein Fortkommen von diesem unheiligen Ort kaum noch möglich gewesen wäre. Sagte ich eben »unheilig«?
Der Bestatter legte die Leiche vor meinem Büro in einen Sarg. Er nickte mir freudig zu, so als würde er mir danken, den Mörder noch nicht gefasst zu haben. Sein Verhalten verursachte mir einen widerwärtigen Geschmack im Mund, und ich spuckte meinen Unmut in seine Richtung. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde noch breiter, so als ob er es gewohnt wäre, nicht gerade den Hauptgewinn im Beliebtheitswettbewerb zu ergattern.
Ich ging zu Martin, der sich noch immer bei der enthaupteten Emma aufhielt, zusammen mit Elsa und drei Leuten der Spurensicherung.
»Da sind Sie ja, Sheriff. Ich dachte, Sie hören mich nicht.«
Ein kurzes Lächeln huschte über Elsas Gesicht. Ihre Augen leuchteten, als würde sie sich freuen, mich zu sehen. Jake, das ist Wunschdenken, sagte ich mir. Seit wann freut sich das weibliche Geschlecht, wenn es dich zu Gesicht bekommt?
»Die Spurensicherung scheint etwas gefunden zu haben, Sheriff. Ich sagte denen aber, sie sollen es nicht anrühren, bevor Sie es gesehen haben«, gab Martin stolz von sich.
Ich klopfte ihm auf die Schulter und hoffte mit dieser wortlosen Geste verdeutlichen zu können, dass er das Richtige getan hatte. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht, welches bereits rot vor Kälte war, während an seiner Nase ein gefrorener Tropfen hing.
»Was haben Sie für mich?«, fragte ich einen der Männer der Spurensicherung.
Als er zu mir aufblickte, sah ich in seinen Augen einen gewissen Zweifel, der mir zu verstehen gab, dass der Zustand dieser Leiche hier in ihm etwas ausgelöst hatte, was ihm gar nicht gefiel. Etwas, das seinen Verstand auf die Probe zu stellen schien, vielleicht die Art von Verletzung der Toten, die dieser Mann in seiner Laufbahn noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
»Wir haben die Leiche einer kurzen Voruntersuchung unterzogen, bevor wir die vollständige Autopsie vornehmen können«, antwortete er, wobei sich sein Blick der toten Emma widmete.
Mit einem unsicheren »Okay« nahm ich seine Aussage zur Kenntnis, und war mir nicht sicher, was er mir damit sagen wollte.
»Außer den offensichtlichen Wunden am Hals, an den Extremitäten und dem interessanten Schnittmuster in der Haut, haben wir noch eine weitere Wunde festgestellt, die uns zum Grübeln bringt.«
Ich stutzte und starrte auf den leblosen Körper, an dem ich beim besten Willen nichts Weiteres erkennen konnte.
Einer von Fenders
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