Crisis
Zeit in Anspruch nimmt als die vom Newton Memorial Hospital und dass er es eilig hatte, vor Beginn des Konzerts dort anzukommen, um mit seiner jungen hübschen Freundin anzugeben. Und was womöglich besonders belastend war, er hat Craig dazu gebracht, zuzugeben, dass er diese ganzen üblen Dinge über Patience Stanhope gesagt hat, unter anderem auch, dass ihr Tod für alle ein Segen sei.«
»Wow«, sagte Jack mit einem weiteren Kopfschütteln. »Nicht gut!«
»Überhaupt nicht gut. Craig hat es geschafft, sich als einen arroganten, kaltherzigen Arzt zu präsentieren, dem mehr daran gelegen war, pünktlich mit seiner Gespielin in die Symphony Hall zu kommen, als das zu tun, was für seine Patientin das Beste war. Er hat genau das getan, wovor Randolph ihn gewarnt hat.«
Jack richtete sich auf. »Und was macht Randolph jetzt im Kreuzverhör?«
»Er betreibt Schadensbegrenzung, würde ich sagen. Er versucht, Craig in jedem einzelnen Punkt zu rehabilitieren, angefangen bei der PP-Kennzeichnung der Problempatienten und dann Stück für Stück hin zu den Vorfällen an dem Abend, als Patience Stanhope gestorben ist. Als du angekommen bist, war Craig gerade beim Unterschied zwischen dem Zustand, in dem er Patience vorgefunden hat, und der Beschreibung, die Jordan Stanhope ihm am Telefon geliefert hatte. Randolph hatte schon dafür gesorgt, dass Craig vor den Geschworenen zu Protokoll gab, er habe nicht gesagt, Patience Stanhope hätte einen Herzinfarkt, als er mit Jordan telefonierte, sondern das sei eine mögliche Diagnose, die sie unbedingt ausschließen müssten. Natürlich widersprach das dem, was Jordan in seiner Aussage erklärt hatte.«
»Und reagieren die Geschworenen darauf, verglichen mit der Befragung durch Tony?«
»Sie wirken jetzt teilnahmsloser als vorher, aber das könnte auch an meiner pessimistischen Wahrnehmung liegen. Nach Craigs schrecklichem Auftritt bin ich nicht mehr sehr optimistisch. Randolph steht ein harter Kampf bevor. Er hat mir heute Morgen gesagt, dass er Craig bitten wird, seine Lebensgeschichte zu erzählen, um Tonys Rufmord auszugleichen.«
»Warum nicht«, entgegnete Jack. Obwohl er von dieser Idee nicht gerade begeistert war, spürte er erneut Mitleid mit Alexis und wollte ihr Mut machen. Während sie zu ihren Plätzen im Gerichtssaal zurückkehrten, dachte er darüber nach, wie sich eine Entscheidung zu Gunsten des Klägers auf Alexis’ Beziehung zu Craig auswirken würde. Seit er Craig vor ungefähr sechzehn Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte er ihre Verbindung eher kritisch gesehen. Craig und Alexis hatten sich während ihrer Ausbildung am Boston Memorial Hospital kennen gelernt und hatten Jack besucht, als sie verlobt waren. In Jacks Augen war Craig unerträglich ichbezogen und an nichts anderem interessiert als an Medizin. Doch als er jetzt Gelegenheit hatte, die beiden zusammen in ihrer Umgebung zu sehen, konnte er trotz der momentanen schwierigen Umstände erkennen, dass sie gut zueinander passten. Alexis’ leicht zu Theatralik neigender, unselbständiger Charakter, der sehr viel stärker zu Tage getreten war, als sie noch ein Kind war, harmonierte durchaus mit Craigs ernsthafterem Narzissmus. Aus Jacks Sicht ergänzten sie sich in vielerlei Hinsicht.
Jack lehnte sich zurück und machte es sich so bequem, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. Randolph stand kerzengerade am Rednerpult und verstrahlte seinen üblichen blaublütigen Glanz. Craig saß leicht nach vorne gebeugt und mit hängenden Schultern im Zeugenstand. Randolphs Stimme war deutlich artikuliert, melodisch und leicht zischend. Craigs Stimme hingegen klang matt, als hätte er sich mit jemandem gestritten und sei nun erschöpft.
Jack fühlte, wie sich Alexis’ Hand in seine schob. Er drückte sie als Antwort, und sie wechselten ein flüchtiges Lächeln.
»Dr. Bowman«, sagte Randolph mit volltönender Stimme. »Sie wollten Arzt werden, seit Sie im Alter von vier Jahren einen kleinen Arztkoffer geschenkt bekamen und daraufhin begannen, Ihre Eltern und Ihren älteren Bruder zu verarzten. Aber wenn ich recht informiert bin, gab es ein bestimmtes Ereignis in Ihrer Kindheit, das Sie ganz besonders in dieser altruistischen Berufswahl bestärkte. Würden Sie dem Gericht von diesem Vorfall erzählen?«
Craig räusperte sich. »Ich war fünfzehn Jahre alt und in der zehnten Klasse. Ich war Betreuer des Football-Teams. Eigentlich hatte ich versucht, in die Mannschaft zu kommen, aber ich hatte es
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