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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nicht geschafft, was für meinen Vater eine große Enttäuschung bedeutet hatte, da mein älterer Bruder ein richtiger Football-Star gewesen war. Ich war also der Betreuer, was im Grunde nichts anderes hieß als der Wasserträger. Während der Auszeiten rannte ich mit einem Eimer, einer Schöpfkelle und Pappbechern aufs Feld. Bei einem Heimspiel wurde einer unserer Spieler verletzt, und es gab eine Auszeit. Ich raste mit dem Eimer auf das Spielfeld, aber als ich näher kam, erkannte ich, dass der verletzte Spieler ein Freund von mir war. Statt meinen Eimer zu den anderen Spielern zu bringen, rannte ich zu meinem Freund. Ich war der Erste, der ihn von der Seitenlinie aus erreichte, und was ich dort sah, war erschreckend. Er hatte sich einen bösen Beinbruch zugezogen, sein Fuß in den Stollenschuhen stand in einer völlig unnatürlichen Haltung ab, und er wand sich vor Schmerzen. Seine Hilfsbedürftigkeit und meine Unfähigkeit, ihm zu helfen, haben mich so betroffen gemacht, dass ich auf der Stelle beschloss, nicht nur Arzt werden zu wollen, sondern Arzt werden zu müssen.«
    »Das ist eine herzergreifende Geschichte«, sagte Randolph, »vor allem berührt uns Ihr spontanes Mitleid und die Tatsache, dass dieses Sie motivierte, einem Weg zu folgen, der sich als äußerst beschwerlich erweisen sollte. Arzt zu werden war für Sie nicht leicht, Dr. Bowman, und dieser altruistische Impuls, den Sie so eloquent geschildert haben, muss wahrhaft stark gewesen sein, um Ihnen über all die Hindernisse hinwegzuhelfen, mit denen Sie konfrontiert wurden. Würden Sie dem Gericht etwas aus Ihrer anregenden Horatio-Alger-Geschichte erzählen?«
    Craig richtete sich merklich auf.
    »Einspruch«, rief Tony und sprang auf. »Irrelevant.«
    Richter Davidson nahm seine Lesebrille ab. »Die Anwälte bitte an den Richtertisch.« Gehorsam trafen sich Randolph und Tony zu seiner Rechten.
    »Hören Sie gut zu!«, sagte Richter Davidson und deutete mit seiner Brille auf Tony. »Sie waren derjenige, der den Charakter zum zentralen Thema bei der Darlegung seines Standpunkts gemacht hat. Ich habe das trotz Mr Binghams Einspruch unter dem Vorbehalt zugelassen, dass Sie Ihre Anschuldigungen durch Zeugenaussagen begründeten, was Sie, wie ich meine, auch getan haben. Aber was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Die Geschworenen haben jedes Recht, etwas über Dr. Bowmans Motivation und seine Ausbildung zu erfahren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Tony.
    »Und in Zukunft will ich keine Flut von Einsprüchen mehr in diese Richtung hören.«
    »Verstanden, Euer Ehren«, sagte Tony.
    Tony und Randolph kehrten zu ihren jeweiligen Plätzen zurück, Tony an den Tisch des Klägers und Randolph an das Pult.
    »Einspruch abgelehnt«, verkündete Richter Davidson, an die Protokollführerin gewandt. »Der Zeuge kann fortfahren und die Frage beantworten.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Frage?«, erkundigte sich Randolph.
    »Das hoffe ich doch«, sagte Craig. »Wo soll ich anfangen?«
    »Am Anfang wäre sicher passend«, entgegnete Randolph. »Wenn ich recht informiert bin, haben Sie von Ihren Eltern keine Unterstützung erhalten.«
    »Zumindest nicht von meinem Vater, und er regierte zu Hause mit eiserner Hand. Er war voller Groll auf uns Kinder, vor allem auf mich, weil ich nicht so ein Footballoder Hockey-Star war wie mein älterer Bruder, Leonard junior. Mein Vater hielt mich für einen Schlappschwanz, und das hat er mir auch oft genug gesagt. Als meine eingeschüchterte Mutter ihm eines Tages versehentlich verriet, dass ich Arzt werden wolle, sagte er, so weit würde es nur über seine Leiche kommen.«
    »Das waren seine Worte?«
    »Absolut! Mein Vater war ein Klempner. Er verachtete die Angehörigen akademischer Berufe und bezeichnete sie alle miteinander als eine Bande von Dieben. Er wollte auf keinen Fall, dass einer seiner Söhne in diese Welt aufstieg, vor allem da er selbst nie die Highschool abgeschlossen hatte. Genau genommen hat, soweit ich weiß, niemand aus beiden Teilen meiner Familie je das College besucht, auch nicht mein Bruder, der schließlich den Klempnerbetrieb meines Vaters übernommen hat.«
    »Also hat Ihr Vater Ihre akademischen Interessen nicht unterstützt.«
    Craig entfuhr ein bitteres Lachen. »Ich habe als Kind heimlich gelesen. Mir blieb nichts anderes übrig. Manchmal hat mein Vater mich verprügelt, wenn er mich dabei erwischt hat, wie ich gelesen habe, statt draußen zu spielen. Wenn

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