Crisis
Besitz.
»Willst du nicht mit uns anstoßen?«, erkundigte sich Jack. Ihre Reglosigkeit ließ Zweifel in ihm hochkommen, ob sie auch tatsächlich so reagieren würde, wie er es sich ausgemalt hatte. Mit einem Mal fragte er sich, was er tun würde, wenn sie ablehnte.
Mühsam wandte Laurie den Blick von dem sorgfältig eingewickelten Päckchen ab und sah Jack direkt in die Augen. Sie ahnte, was sich in dem winzigen Päckchen befand, aber sie hatte Angst davor, es offen zuzugeben. Sie hatte sich in der Vergangenheit zu oft geirrt. So sehr sie Jack auch liebte, sie wusste, dass er sich mit schwerem psychologischem Ballast abquälte. Es bestand kein Zweifel daran, dass er, bevor sie sich kennenlernten, schwer traumatisiert worden war, und sie hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass er womöglich niemals darüber hinwegkommen würde.
»Komm schon!«, drängte Lou. »Was zum Teufel ist da drin? Mach es auf.«
»Ja, mach schon, Laurie«, forderte auch Warren.
»Soll ich es jetzt auspacken?«, fragte Laurie. Sie sah Jack immer noch unbewegt an.
»Ich dachte eigentlich schon«, antwortete Jack. »Aber wenn es dir lieber ist, kannst du natürlich noch ein paar Jahre damit warten. Ich will dich bestimmt nicht unter Druck setzen.«
Laurie lächelte. Hin und wieder fand sie Jacks Sarkasmus amüsant. Mit zitternden Fingern löste sie erst die Schleife und wickelte dann das Papier ab. Alle außer Jack beugten sich erwartungsvoll vor. Die kleine Schachtel war mit schwarzem Knittersamt überzogen. Mit der bangen Befürchtung, Jack könne ihr einen ausgefeilten, geschmacklosen Streich spielen, klappte sie die Schachtel auf. Darin schimmerte ein Diamantsolitär von Tiffany. Er funkelte wie von einem inneren Licht.
Sie drehte die Schachtel um, so dass die anderen ihn sehen konnten, während sie die Augen schloss und gegen ihre Tränen ankämpfte. Sie hasste diesen Überschwang ihrer Gefühle, obwohl ihre Reaktion unter den gegebenen Umständen sogar für sie nachvollziehbar war. Sie und Jack waren seit fast einem Jahrzehnt ein Paar und lebten mit Unterbrechungen schon seit mehreren Jahren zusammen. Sie hatte schon länger heiraten wollen, und sie war davon überzeugt gewesen, dass er genauso empfand.
Lou, Warren und Natalie gaben bewundernde »Oohhs« und »Aahhs« von sich.
»Na?«, wollte Jack von Laurie wissen.
Laurie rang um Beherrschung. Sie wischte sich aus jedem Auge eine Träne. Sie sah zu Jack auf und beschloss im gleichen Augenblick, den Spieß umzudrehen und so zu tun, als wüsste sie nicht, worauf er hinauswollte. Zu einer solchen Reaktion wäre er auch durchaus fähig. Nach all den Jahren wollte sie, dass er aussprach, was der Verlobungsring andeutete. »Was, na?«, fragte sie zurück.
»Das ist ein Verlobungsring«, sagte Jack mit einem kurzen, verlegenen Lachen.
»Ich weiß, was das ist«, entgegnete Laurie. »Aber was hat er zu bedeuten?« Sie freute sich. Jack unter Druck zu setzen hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass sie damit ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle halten konnte. In ihren Mundwinkeln zuckte sogar ein leises Lächeln, während sie sah, wie er sich wand.
»Jetzt red endlich Klartext, Mann!«, schnauzte Lou Jack an. »Frag sie!«
Da erkannte Jack Lauries Absicht. Er musste lachen. »Ist ja gut, ist ja gut!«, sagte er und brachte Lou zum Schweigen. »Laurie, meine Liebste, trotz der Gefahr, die in der Vergangenheit alle dahingerafft hat, die mir lieb und teuer waren, und trotz meiner Angst, dass sich diese Bedrohung auch auf dich ausweiten könnte, möchte ich dich fragen, willst du mich heiraten?«
»Das klingt schon besser!«, sagte Lou und hielt erneut sein Glas in die Höhe. »Einen Toast auf Jacks Antrag.«
Diesmal tranken alle.
»Na?«, wiederholte Jack und lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf Laurie.
Laurie dachte einen Augenblick nach, ehe sie antwortete. »Ich kenne deine Ängste. Aber ich teile sie nicht. Wie auch immer, ich nehme dieses Risiko auf mich. Wenn mir etwas zustoßen sollte, dann ist es ganz alleine meine Schuld. Und nachdem das geklärt ist, lautet meine Antwort ja, ich werde dich liebend gerne heiraten.«
Alle jubelten, als Jack und Laurie sich verlegen küssten und umarmten. Dann nahm Laurie den Ring aus der Schachtel und probierte ihn an. Sie streckte die Hand aus, um ihn anzuschauen. »Er passt perfekt. Und er ist wunderschön!«
»Ich habe mir für einen Tag einen von deinen Ringen ausgeliehen, um die richtige Größe zu erwischen«, gestand
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