Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
gut, tut mir leid«, sagte Craig. Er atmete tief ein. »Ich bin offensichtlich etwas außer mir.«
    »Was ist eine Prozessnutte?«
    »Das ist ein Arzt, der sich als sogenannter ›Sachverständiger‹ verkauft und alles aussagen wird, was der Anwalt des Klägers hören möchte. Früher war es schwer, Ärzte zu finden, die bereit waren, gegen andere Ärzte auszusagen, aber inzwischen hat sich das geändert. Es gibt ein paar Mistkerle, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen.«
    »Das ist ja furchtbar.«
    »Es ist das Allerletzte«, sagte Craig. Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. »Es ist so was von heuchlerisch, dass Jordan Stanhope mich verklagt, wo er doch selbst nicht einmal im Krankenhaus geblieben ist, während ich mich abgemüht habe, seine Frau wiederzubeleben. Teufel noch mal, er hat mir oft genug im Vertrauen gesagt, dass sie eine unverbesserliche Hypochonderin war und er ihre ganzen Symptome gar nicht mehr alle auf die Reihe bekam. Er hat sich sogar bei mir entschuldigt, wenn sie ihn nachts um drei Uhr anrufen ließ und er darauf bestehen musste, dass ich zu ihnen fuhr, weil sie davon überzeugt war, sie müsse sterben. Und das ist nicht nur einmal vorgekommen. Normalerweise rief sie mich abends zu Hausbesuchen und zwang mich, alles andere stehen und liegen zu lassen. Aber selbst dann hat sich Jordan jedes Mal bei mir bedankt, also wusste er ganz genau, was für ein Aufwand das war, vollkommen grundlos zu ihnen hinauszufahren. Diese Frau war eine Katastrophe. Allen geht es besser, seit sie von der Bildfläche verschwunden ist, auch Jordan Stanhope, und trotzdem verklagt er mich auf fünf Millionen Dollar Schadenersatz wegen Verlusts der ehelichen Gemeinschaft. Was für ein grausamer Witz.« Deprimiert schüttelte Craig den Kopf.
    »Was bedeutet denn eheliche Gemeinschaft?«
    »Alles, was man normalerweise von einem Ehegatten bekommt. Du weißt schon: Gesellschaft, Zuneigung, Unterstützung, Sex.«
    »Ich glaube kaum, dass sie viel Sex hatten. Sie hatten getrennte Schlafzimmer!«
    »Da hast du wahrscheinlich recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit dieser jämmerlichen alten Vettel Sex haben wollte oder überhaupt dazu in der Lage gewesen wäre.«
    »Glaubst du, er verklagt dich, weil du ihn an dem Abend kritisiert hast? Er schien deswegen ziemlich verärgert zu sein.«
    Craig nickte zustimmend. An Leonas Worten war etwas dran. Mit seinem Glas rutschte er vom Hocker und ging an die Bar, um sich nachschenken zu lassen. Er dachte über Leonas Vermutung nach und fragte sich, ob sie womöglich recht hatte. Er erinnerte sich daran, dass es ihm leidgetan hatte, was er zu Jordan gesagt hatte, nachdem er in Patience’ Schlafzimmer gekommen war und gesehen hatte, wie schlecht es ihr ging. Die Bemerkung war ihm in der Hektik einfach rausgerutscht. Damals hatte er gedacht, seine hastige Entschuldigung hätte ausgereicht, aber vielleicht war dem nicht so. Und dann würde ihm der Zwischenfall bald noch sehr viel mehr leidtun.
    Mit einem zweiten doppelten Scotch bahnte sich Craig den Weg zurück zu ihrem Tisch. Er bewegte sich langsam, als fiele ihm jeder Schritt schwer. Auf Leona wirkte er nun deprimiert, seine Mundwinkel hingen schlaff herunter, und sein Blick war mutlos.
    »Das ist eine Katastrophe«, stieß Craig seufzend hervor. Er starrte in seinen Scotch und stützte seine Arme auf den Tisch. »Das könnte das Ende bedeuten, gerade jetzt, wo alles so gut läuft.«
    »Wieso sollte es das Ende sein?«, fragte Leona betont munter. »Was wird denn jetzt von dir erwartet, nachdem du die Vorladung bekommen hast?«
    Craig antwortete nicht. Er bewegte sich auch nicht.
    »Solltest du dir nicht einen Anwalt besorgen?«, beharrte Leona. Sie beugte sich vor und versuchte, Craig ins Gesicht zu sehen.
    »Die Versicherung müsste sich eigentlich um meine Verteidigung kümmern«, antwortete er ausdruckslos.
    »Na also. Warum rufst du sie nicht an?«
    Craig hob den Blick und begegnete dem von Leona. Er nickte ein paar Mal, während er über ihren Vorschlag nachdachte. Es war kurz vor halb sechs an einem Freitagabend, aber vielleicht hatte bei der Versicherung ja jemand Bereitschaftsdienst. Einen Versuch war es wert. Er konnte das beruhigende Gefühl brauchen, wenigstens etwas zu unternehmen. Ein Großteil seiner Angst beruhte auf der Hilflosigkeit, die er angesichts einer so überwältigenden Bedrohung empfand.
    Ruckartig riss Craig sein Handy aus der Halterung an seinem Gürtel und durchsuchte ungeschickt

Weitere Kostenlose Bücher