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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sieht denn Ihr Zeitplan aus? Wann ungefähr wollen Sie die Autopsie durchführen?«, fragte Latasha.
    »Um ganz ehrlich zu sein, ist noch gar nicht entschieden, ob ich sie überhaupt durchführen werde«, gab Jack zu. »Es hängt von dem Arzt und seiner Frau ab. Ich glaube, es könnte ihnen eine Hilfe sein, deshalb habe ich ihnen die Autopsie angeboten und bin nun dabei, herauszufinden, wie sie sich bewerkstelligen ließe.«
    »Da gibt es noch etwas bezüglich der Exhumierungsgenehmigung, das ich eben zu erwähnen vergessen habe«, fiel Latasha plötzlich ein.
    »Oh«, sagte Jack und zügelte seinen Enthusiasmus.
    »Sie brauchen die Einwilligung und Unterschrift des nächsten Angehörigen.«
    Jacks Schultern sackten herab. Er schalt sich selbst dafür, dass er nicht an diese Bedingung gedacht hatte, die jetzt so naheliegend klang. Natürlich würde der nächste Angehörige sein Einverständnis erklären müssen. In seinem Eifer, seiner Schwester zu helfen, hatte er seinen gesunden Menschenverstand völlig außen vor gelassen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Kläger die Erlaubnis erteilen würde, seine tote Frau auszugraben, in der Hoffnung, dadurch dem Beklagten zu helfen. Doch dann erinnerte er sich daran, dass schon seltsamere Dinge geschehen waren, und da eine Autopsie wahrscheinlich das Einzige war, das er Alexis anbieten konnte, würde er sich nicht einfach kampflos geschlagen geben. Aber da war ja auch noch Laurie in New York. Um die Autopsie durchzuführen, würde er in Boston bleiben müssen, worüber sie sicher nicht begeistert sein würde. Wie so viele Dinge im Leben war auch diese Situation viel komplizierter, als ihm lieb war.
    Fünfzehn Minuten später saß Jack wieder in seinem Hyundai Accent und trommelte mit den Fingern auf die Airbagabdeckung auf der Fahrerseite. Was sollte er jetzt tun? Er sah auf die Uhr. Es war zwölf Uhr fünfundzwanzig. Damit hatte es sich erledigt, in den Gerichtssaal zurückzukehren, da sich das Gericht sicher in der Mittagspause befand. Er hätte Alexis auf ihrem Handy anrufen können, doch stattdessen beschloss er, dem Bestattungsunternehmen einen Besuch abzustatten. Er faltete seinen Stadtplan auf und plante seinen Weg.
    Aus Boston herauszufinden war auch nicht einfacher als die Fahrt in die Stadt, aber als er schließlich auf den Charles River stieß, wusste er wieder, wo er war. Nach zwanzig Minuten hatte er die richtige Straße im Vorort Brighton erreicht, und fünf Minuten später entdeckte er das Bestattungsunternehmen. Es war in einem großen, weißen Holzhaus in viktorianischem Stil inklusive Dachreiter und neoklassizistischen Details untergebracht, das früher einmal ein Einfamilienhaus gewesen war. Hinter dem Haus schloss sich ein aus Betonblöcken errichteter Anbau unbestimmten Stils an. Doch was aus Jacks Sicht das Wichtigste war: Es verfügte über einen großen Parkplatz.
    Nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte, ging Jack um das Gebäude herum zum Eingang und stieg die Stufen zu einer geräumigen umlaufenden Veranda hinauf. Es waren keine Verandamöbel zu sehen. Die Eingangstür war unverschlossen, und so betrat er die Eingangshalle.
    Das menschenleere Innere erinnerte Jack im ersten Moment an eine verlassene mittelalterliche Bibliothek, während leise gregorianische Gesänge die passende Hintergrundmusik lieferten. Er hätte zu gerne gesagt, dass der Raum so streng wirkte wie ein leeres Beerdigungsinstitut, aber da es ein Beerdigungsinstitut war, fühlte er sich verpflichtet, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Zu seiner Linken befand sich eine Sarg-Galerie, und alle Sargdeckel waren geöffnet, um den Blick auf ihr mit Samt oder Satin ausgeschlagenes Inneres freizugeben. Tröstliche Namen wie Ewige Seligkeit standen auf Schildchen, nicht aber die Preise. Rechts von ihm lag ein Aufbahrungsraum, der im Moment nicht genutzt wurde. Mehrere Reihen von Klappstühlen standen vor einem Podest mit einem leeren Katafalk. Ein Hauch von Weihrauch hing in der Luft, als wäre es ein tibetischer Souvenir-Shop.
    Verwirrt fragte sich Jack, wohin er sich wenden sollte, um einen lebenden Menschen zu finden, doch bevor er zu weit vorschlendern konnte, tauchte wie durch Zauberhand einer auf. Jack hatte weder eine Tür noch näher kommende Schritte gehört.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ein Mann mit kaum hörbarer Stimme. Er war schlank und ernst in seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und der schwarzen Krawatte. Mit seinem bleichen, ausgemergelten Gesicht

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