Crisis
Leona Patience auch weiterhin richtig beatmete.
»Dann war Ihr erster Eindruck also zutreffend«, bemerkte Jordan.
»Kaum«, entgegnete Craig. »Ich muss Ihnen leider sagen, sie ist in sehr schlechter Verfassung.«
»Das habe ich Ihnen bereits am Telefon begreiflich zu machen versucht«, versetzte Jordan kühl. »Doch jetzt gerade sprach ich von dem Herzinfarkt.«
»Es geht ihr viel schlechter, als Sie mich haben glauben lassen«, sagte Craig, während er Epinephrin und Atropin sowie ein kleines Fläschchen mit Infusionslösung aus der Tasche holte.
»Verzeihen Sie, aber ich habe Ihnen recht deutlich zu verstehen gegeben, dass es ihr immer schlechter ging.«
»Sie sagten, sie habe leichte Atembeschwerden. Tatsächlich hat sie so gut wie gar nicht mehr geatmet, als wir ankamen. Darüber hätten Sie mich ruhig informieren können. Sie sagten, Sie fänden, sie sähe irgendwie blau aus, wohingegen ich sie hier vollkommen zyanotisch antreffe.« Geschickt legte Craig eine intravenöse Infusion. Er fixierte die Nadel und verabreichte das Epinephrin und das Atropin. Dann hängte er die Infusionsflasche mit einem kleinen sförmigen Haken, den er eigens dafür hatte anfertigen lassen, an den Lampenschirm.
»Ich habe mein Möglichstes getan, um mich Ihnen verständlich zu machen, Doktor.«
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Craig und hob beschwichtigend die Hände. »Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht kritisieren. Ich mache mir nur Sorgen um Ihre Frau. Jetzt müssen wir sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus schaffen. Sie braucht Sauerstoff und einen Defibrillator. Außerdem bin ich mir sicher, dass sie azidotisch ist, das muss auch behandelt werden.«
In der Ferne war der näher kommende Krankenwagen zu hören. Jordan verließ den Raum und ging hinab, um die Rettungssanitäter hereinzulassen und ihnen den Weg in Patience’ Schlafzimmer zu zeigen.
»Wird sie es schaffen?«, fragte Leona, während sie weiter den Beatmungsbeutel zusammenpresste. »Ich finde, sie sieht gar nicht so blau aus.«
»Du machst das großartig mit dem Beutel«, antwortete Craig. »Aber ich bin nicht sehr optimistisch, weil ihre Pupillen immer noch nicht reagieren und ihre Muskeln so schwach sind. Aber wir werden mehr wissen, wenn wir sie ins Newton Memorial gebracht haben, die Ergebnisse von ein paar Blutuntersuchungen sehen und ein Beatmungsgerät und einen Defibrillator zur Verfügung haben. Nimmst du bitte mein Auto? Ich möchte lieber im Krankenwagen mitfahren, falls es zum Herzstillstand kommt. Wenn sie reanimiert werden muss, will ich die Herzmassage durchführen.«
Die Rettungssanitäter waren ein eingespieltes Team. Ein Mann und eine Frau, die offensichtlich seit einiger Zeit zusammenarbeiteten, da sie jede Bewegung des anderen vorausahnten. Rasch legten sie Patience auf eine Rollbahre und luden sie in den Krankenwagen. Nur wenige Minuten, nachdem sie beim Haus der Stanhopes angekommen waren, befanden sie sich schon wieder auf dem Rückweg. Weil es sich um einen Notfall handelte, hatten sie die Sirene eingeschaltet, und die Frau fuhr dementsprechend. Der männliche Sanitäter rief von unterwegs aus schon im Newton Memorial Hospital an, um die Notaufnahme auf ihre Ankunft vorzubereiten.
Patience’ Herz schlug noch, als sie ankamen, wenn auch nur schwach. Eine Kardiologin, die Craig gut kannte, war gerufen worden, und sie kam ihnen vor der Tür entgegen. Patience wurde hastig ins Gebäude geschoben, und ein ganzes Team kümmerte sich um sie. Craig berichtete der Kardiologin alles, was er wusste, einschließlich der Resultate des Biomarker-Schnelltests, der die Diagnose Herzinfarkt bestätigt hatte.
Wie Craig vorausgesagt hatte, wurde Patience als Erstes an ein Beatmungsgerät mit hundert Prozent Sauerstoff angeschlossen, und dann wurde der Defibrillator aufgelegt. Unglücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass sie PEA oder pulslose elektrische Aktivität aufwies, was bedeutete, dass der Defibrillator zwar ein Bild auf dem Monitor erzeugte, das Herz jedoch nicht schlug. Einer der Assistenzärzte kletterte auf den Tisch und begann mit der Herzmassage. Die Resultate der Blutanalyse kamen, und die Blutgaswerte waren auch nicht schlecht, aber der Säuregehalt des Blutes war einer der höchsten, den die Kardiologin jemals gesehen hatte. Craig und die Kardiologin wechselten einen Blick. Beide wussten aus Erfahrung, dass Krankenhauspatienten mit PEA nur wenig Überlebenschancen hatten, selbst wenn sie sehr schnell
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