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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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predigte Scathel unentwegt, wie dringend notwendig
es sei, Saban die Augen auszustechen und die Hände abzuhacken, um Druck auf
Lengar auszuüben. Er machte die Runde durch die Hütten innerhalb der Siedlung
und besuchte die abseits gelegenen Siedlungen innerhalb einer Entfernung von
einer halben Tagesreise; außerdem hielt er flammende Reden vor den Bewohnern
von Sarmennyn, und die Leute hörten auf ihn. »Ratharryn wird niemals einen Tempel
von uns bekommen!«, tobte Scathel. »Niemals! Wenn Ratharryn einen Tempel will,
dann sollen sie ihren eigenen Kot aufeinander türmen und sich davor verneigen!«
    »Wenn uns dein Bruder wenigstens einen Teil des Goldes
schicken würde, wäre das schon eine Hilfe«, sagte Kereval zu Camaban; aber
Camaban schüttelte energisch den Kopf und bestritt, dass das jemals Teil der
Abmachung gewesen sei. Das Gold würde kommen, sagte er, wenn der Tempel nach
Ratharryn befördert wurde, obwohl er sorgfältig darauf achtete, mit keinem Wort
verlauten zu lassen, dass es Scathels selbst erbauter Tempel war, den er haben
wollte - denn die Erregung der Stammesmitglieder schlug ohnehin schon hohe Wellen.
Kereval tat sein Bestes, um den wachsenden Zorn der Menge zu beschwichtigen.
»Die Leute werden sich schon wieder beruhigen, wenn sie die Sonnenbraut in das
Feuer gehen sehen«, versicherte der besorgte Clanführer Saban.
    Tag für Tag suchte Saban den Tempel der Sonnenbraut auf
und beobachtete den Schatten des hohen, etwas außerhalb des Kreises stehenden
Steins. Er fürchtete diesen Schatten, denn er kroch immer näher an den
Steinpfeiler in der Mitte heran, und wenn der Schatten den Pfeiler berührte,
musste Aurenna ihr Schicksal vollenden. Aurenna selbst mied den Tempel, als ob
sie ihr Leben verlängern könnte, indem sie den Schatten ignorierte;
stattdessen zog es sie in diesen Tagen, während der sie auf ihre Hochzeit mit
Erek wartete, zu Haragg. »Wenn du zu deinem Ehemann gehst«, pflegte Haragg sie
zu beschwören, »musst du ihn dazu überreden, der Vergeudung von Menschenleben
ein Ende zu machen. Er soll die Bräute zurückweisen!« Aber Haragg konnte den
Stamm ebenso wenig dazu überreden, sein alljährliches Menschenopfer
aufzugeben, wie Kereval die Leute davon zu überzeugen vermochte, dass Lengar
sein Wort halten würde - deshalb gab es für Aurenna keine Hoffnung. Als die
Tage länger wurden, verbrachte sie mehr Zeit mit Haragg und Saban, und Haragg
ließ die beiden beisammen sein, weil er merkte, dass Aurenna sich zu dem
großen, dunkelhaarigen jungen Mann hingezogen fühlte, der mit einem fehlenden
Finger und einer blauen Tätowierung auf der Brust aus dem Herzland gekommen
war. Andere junge Männer prahlten mit ihren Kampfnarben, aber statt zu prahlen
erzählte Saban Aurenna Geschichten. Zuerst unterhielt er sie mit denselben
Geschichten, die seine Mutter ihm früher vorgetragen hatte, wie zum Beispiel
die Geschichte von Dickel, dem Bruder von Garlanna, der versucht hatte, die
erste Ernte der Erde zu stehlen, und wie Garlanna ihn zur Strafe in ein
Eichhörnchen verwandelte. Aurenna gefielen die Geschichten, und sie wollte
immer noch mehr hören.
    Die beiden waren nie allein, denn die Sonnenbraut wurde
ständig bewacht. Sie konnte nirgendwo hingehen, außer in die Ungestörtheit
ihrer eigenen Hütte, ohne dass sich die vier Speerkämpfer an ihre Fersen hefteten;
Saban gewöhnte sich allmählich an ihre Bewacher und freundete sich sogar mit
einem von ihnen an. Lewydd war der Sohn eines Fischers, und er hatte den untersetzten,
vierschrötigen Körperbau seines Vaters geerbt. Seine Brust war breit, seine
Arme enorm stark. »Von der Zeit an, als ich laufen konnte«, erklärte er Saban,
»hat mein Vater mich Netze ziehen lassen. Netze ziehen und paddeln! Das macht
einen Mann stark.« Es war Lewydd, der eine Methode ersonnen hatte, wie man die
Steine eines Tempels nach Ratharryn schaffen könnte. »Ihr müsst sie per Boot
transportieren«, sagte er. Lewydd war drei Jahre älter als Saban und bereits
auf zwei Sklavenfang-Reisen tief in die östlichen Länder gedrungen. »Man kann
fast die gesamte Reise nach Ratharryn auf dem Wasserweg zurücklegen«,
behauptete er.
    »Aber Ratharryn liegt weit von der See entfernt«, hielt
Saban dagegen.
    »Nicht auf dem Seeweg, sondern auf den Flüssen!«,
berichtigte Lewydd. »Wir würden an der Küste entlang bis zu dem Fluss paddeln,
der uns bis zum äußersten Rand von Drewanna bringt; von dort aus würden wir die
Boote und Steine zu den Flüssen

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