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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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von Ratharryn tragen müssen. Aber es lässt
sich machen.«
    Die Boote in Sarmennyn wurden, genau wie die Flussboote in
Ratharryn, aus den Stämmen alter, großer Bäume gebaut. In Sarmennyn gab es
jedoch nur wenige Wälder; deshalb pflegten die Priester bestimmte Bäume zu
kennzeichnen, die erhalten werden mussten, bis sie groß genug für die
Bootsbauer geworden waren; und wenn der Stamm dann die entsprechende Dicke und
Länge erreicht hatte, wurde der Baum gefällt und der Stamm ausgehöhlt. Eines
Tages nahm Lewydd Saban in seinem Langboot mit aufs Meer hinaus; aber Saban verbarg
ängstlich den Kopf in den Händen, als die hohen Wellen rauschend und schäumend
auf ihn zurollten, daher wendete Lewydd das Boot lachend und steuerte es wieder
in die ruhigen Wasser des Flusses zurück.
    Aurenna liebte es, den Fluss in einem der Einbäume zu
überqueren. Sie und ihre Speerkämpfer wanderten oft durch die Wälder am
östlichen Ufer des Flusses, und jedes Mal suchte sie sich einen der großen,
graugrünen Felsblöcke aus, die mit glitzernden Quarzsplittern und rötlichen
Punkten gesprenkelt waren; dann setzte Aurenna sich auf den Felsblock und
schaute zu, wie der Fluss vorbeiströmte. Wenn Saban sie begleitete, bat sie ihn
immer, ihr noch mehr Geschichten zu erzählen; und einmal erzählte er ihr, wie
Arryn, Gott des Tales von Ratharryn, der Flussgöttin Mai nachgelaufen war, und
wie sie ihn daran zu hindern trachtete, indem sie große Flächen des Landes in
sumpfige Marschen verwandelte; daraufhin fällte Arryn Bäume, um einen Pfad
durch den Sumpf zu bauen, und schließlich trieb er Mai bei der Quelle in die
Enge, wo sie aus der Erde aufstieg. Mai hatte ihm gedroht, ihn in einen Stein
zu verwandeln, aber Arryn hatte mit Lakka, dem Gott der Lüfte, ein Komplott
geschmiedet ... Lakka hatte dichten Nebel geschickt, sodass Mai Arryn nicht
sehen konnte, der sich auf sie gestürzt und sie zu seiner Ehefrau gemacht
hatte. Noch heute, so erklärte Saban Aurenna, stiegen an kalten Morgen
Nebelschwaden von Mais Fluss auf, um Arryn daran zu erinnern, dass er sein
Glück nur durch Tricks gefunden hatte.
    »Menschen wenden Tricks und Schliche an«, lautete Aurennas
Kommentar.
    »Götter auch«, erwiderte Saban.
    »Nein«, widersprach sie beharrlich. »Die Götter sind
rein.« Saban stritt nicht mir ihr, denn sie war eine Göttin und er bloß ein
Mensch.
    Manchmal arbeitete Saban auch, während er erzählte. Er
hatte eine Eibe im Wald entdeckt; von der schnitt er einen Ast ab und entfernte
einen großen Teil der Rinde und des Hartholzes, schnitzte zuletzt einen
Langbogen daraus, um denjenigen zu ersetzen, den Camaban ins Meer geschleudert
hatte. Er versah die beiden Enden des Bogens mit Spitzen aus eingekerbtem Horn,
schmierte das Holz mit Schweinefett ein, und Lewydd besorgte ihm Sehnen zur
Bespannung des Bogens; nun schnitt Aurenna ein paar Strähnen ihres goldblonden
Haares ab, die Saban in die Sehnen einflocht, sodass die Bogensehne wie
Sonnenlicht schimmerte. »Siehst du«, sagte sie lachend, »jetzt hast du
Göttinnenhaare an deinem Bogen. So werden deine Pfeile ihr Ziel nicht
verfehlen!«
    An dem Tag, als Saban den Bogen bespannte, schoss er einen
Pfeil glatt und sauber über den Fluss tief in die jenseitigen Wälder hinein.
Aurenna wollte die Waffe ebenfalls ausprobieren, hatte jedoch nicht genug
Kraft, um die Sehne auch nur halb zurückzuziehen. Lewydd konnte die Sehne zwar
ganz spannen, aber er war an den kurzen Bogen der Fremdländischen gewöhnt, und
sein Pfeil trudelte unbeholfen durch die Luft, um schließlich im Fluss zu
landen.
    »Erzähl mir noch eine Geschichte«, befahl Aurenna Saban,
und so erzählte er ihr die Geschichte von Keri, der Göttin der Wälder, die von
Fallag, dem Gott der Steine, geliebt wurde; aber Keri hatte ihn verschmäht, und
deshalb verwandelte Fallag sich immer wieder in eine Axt, die Keris Bäume
fällte. Einen oder zwei Tage später, als ihm keine Geschichten über die Götter
mehr einfielen, erzählte Saban Aurenna von Derrewyn und wie er gehofft hatte,
sie zu heiraten, und wie Lengar dann ganz plötzlich aus der Dunkelheit
aufgetaucht war mit jenem Pfeil, der sein, Sabans, Leben von Grund auf
verändert hatte. Schweigend hörte Aurenna zu, während sie auf den
vorbeiströmenden Fluss starrte; dann hob sie den Kopf und blickte Saban an.
»Lengar hat seinen eigenen Vater getötet?«
    » Ja. «
    Sie schauderte, dann wandte sie sich abermals dem Fluss zu
und blickte eine lange Weile

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