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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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dass er nicht die Absicht hatte, Saban zu
erstechen, sondern lediglich wollte, dass er freiwillig wieder in Scathels
Grube sprang. Dieser dachte jedoch nicht im Traum daran, sondern begann,
Richtung Tor zu marschieren - der Wächter stürzte vorwärts, um ihm den Weg
abzuschneiden, doch Saban schlug seinen Speer beiseite. Plötzlich wurde er von
all dem Zorn und Kummer der vergangenen Wochen übermannt, von der Wut darüber,
hilflos mitansehen zu müssen, wie Aurenna so ruhig und gelassen in den Tod
ging. Deshalb holte er abermals mit seinem Speer nach dem Wächter aus, schwang
ihn wie eine Streitaxt, sodass die Speerklinge quer durch das Gesicht des
Mannes schnitt. Blut spritzte in den Wind und wurde in einem roten Sprühregen
fortgeweht, und Saban rammte die Speerklinge mit einem hasserfüllten Aufschrei
in den Bauch des Mannes, stieß wieder und immer wieder zu, bis der Wächter
rücklings in den Schlamm fiel und Saban einen gestiefelten Fuß auf den
Sterbenden setzen musste, um die Klinge wieder herauszuziehen.
    Dann rannte er davon, dicht gefolgt von Haragg und Cagan.
    Saban rannte nicht aus Angst vor dem Geist des sterbenden
Mannes davon, sondern weil der lange Tag bereits in abendliche Dunkelheit
überging, obwohl er annahm, dass die Finsternis eher von den Sturmwolken
herrührte als von Slaols Untergang. Und dies, so glaubte er, war ein Sturm von
der gleichen Art wie derjenige, durch den es damals das Gold nach Ratharryn
verschlagen hatte - ein Sturm, verursacht durch einen Kampf zwischen den
Göttern. Saban schwankte in den heftigen, unberechenbaren Windböen. Sein Umhang
wurde ihm fast weggerissen, flatterte wie ein monströser Fledermausflügel an
seinen Schultern; kurzerhand band er die Schnur an seinem Hals auf und
beobachtete, wie der Lederumhang davonwirbelte und über das triefend nasse Land
trieb. Dann kämpfte er sich weiter durch das Unwetter, fast blind von dem
peitschenden Regen und unfähig, irgendetwas anderes als das Heulen des Sturms
zu hören, während um ihn herum die Elemente tobten.
    Er kam zu den Hügeln über dem Meer und beobachtete in
ehrfürchtiger Scheu, wie der Ozean das Land in Stücke zu zerschmettern
versuchte. Die Wellen waren mit weißen Kämmen bewehrt und so hoch wie Hügel;
ihre Gischt spritzte über die Klippen, als die gewaltigen Brecher gegen die
Felsen donnerten, und warf dann ein Stück zu den schwarzen Wolken empor, bevor
die weißen Schaumflocken mit dem Sturm landeinwärts geweht wurden. Saban
marschierte weiter, den Kopf gesenkt, die Augen tränend von Salz und Wind,
während er dem Sturm die Stirn bot, und der Himmel schien dunkler als je zuvor.
Haragg und Cagan hielten sich an seiner Seite. Heute würden sie ganz sicherlich
keinen letzten Blick auf Slaol werfen können, wenn er hinter dem Horizont
versank, und vielleicht, dachte Saban, würde Slaol ja nie wieder zu sehen sein.
Vielleicht war dies das Ende der Welt, welcher Gedanke ihn laut aufschreien
ließ.
    Ein Blitzstrahl zuckte weit draußen auf dem Meer aus den
Wolken herab, tauchte die Welt in gespenstisches Weiß und Schwarz, und gleich
darauf ertönte krachender Donner am Firmament - Saban senkte den Kopf aus
Angst vor den Göttern. Er stieg jetzt einen niedrigen Hügel hinauf, und als er
die Kuppe erreichte, schoss abermals ein grellweißer, gezackter Blitzstrahl
durch die Wolken - in seinem unheimlichen Licht sah Saban den Meerestempel
unter sich. Zuerst dachte er, er sei verlassen, doch dann fiel ihm auf, dass
die Menschenmenge in die Felder gerannt war, wo sie sich Schutz suchend zwischen
verstreut herumliegenden Findlingen zusammenkauerte. Nur ein paar Männer waren
noch immer in dem Tempelkreis, und ihre Anwesenheit trieb Saban vorwärts. Haragg
und Cagan blieben auf der Hügelkuppe, um sich hinter die Felsen zu flüchten.
    Am Fuß des Kliffs wogte das dunkle, aufgewühlte Meer, und
die Gischt flog über die Spitze des Kliffs hinweg bis zu den Tempelpfeilern.
Auf dem Felsvorsprung direkt unterhalb der Landspitze, wo ein Feuer hätte lodern
sollen, war nichts außer dünnem Gekräusel von Dampf und Rauch zu sehen.
Priester und Speerkämpfer kauerten innerhalb des Steinkreises auf dem Boden,
und als Saban näher kam, entdeckte er Aurennas weiße Robe unter ihnen.
    Sie lebte noch.
    Einige Männer schleppten Holz zum Rand der Klippe und
ließen die nassen Scheite in das schwach glimmende Feuer fallen. Scathel stand
hoch aufgerichtet da und brüllte Befehle, sein flatternder Umhang durch das
Wüten des

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