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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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gegeben, an dem ich nicht an dich dachte.«
    Derrewyn blickte ihn eine lange Zeit forschend an, dann
seufzte sie. »Ich habe gewusst, dass du mich nicht vergessen hast«, bekannte
sie, »und immer auf deine Rückkehr gehofft.« Sie zuckte die Achseln, »Jetzt
bist du hier. Und? Wirst du bleiben? Wirst du uns helfen, gegen deinen Bruder
zu kämpfen?«
    »Ich muss wieder nach Sarmennyn«, eröffnete er ihr.
Derrewyn schnaubte höhnisch. »Um euren berühmten Tempel zu versetzen? Den
Tempel, der den großen Slaol nach Ratharryn locken wird? Ein strahlend heller
Lichtkranz am Himmel, wenn er euch mit seiner Ankunft beehrt? Glaubst du
wirklich, dass er kommen wird?«
    »Ja«, sagte Saban, »das glaube ich.«
    »Aber um was zu tun?«
Diesmal sprach Derrewyn ohne Hohn oder Verachtung.
    »Was Camaban verkündet«, berichtete Saban. »Es wird keinen
Winter mehr geben, keine Krankheit, keine Traurigkeit.«
    Derrewyn starrte ihn an, dann warf sie den Kopf in den
Nacken und lachte schallend; ihr spöttisches Gelächter hallte von der
gegenüberliegenden Seite des hohen Kreidewalls wider, der weiß in dem dunklen
Zwielicht leuchtete. »Kein Winter mehr! Keine Traurigkeit mehr! Hörst du das,
Saban? Hörst du das? Ratharryn will den Winter ausmerzen!« Sie hielt inne und
zeigte mit dem Schenkelknochen auf Saban. »Aber das brauche ich Sannas wohl
kaum zu erzählen, nicht? Sie weiß, was Camaban will - weil er ihr das Leben
gestohlen hat.« Sie wartete nicht lange auf seine Reaktion, sondern spuckte
hasserfüllt aus und marschierte dann vorwärts, um Jegars Kopf an seinem
blutdurchtränkten Haarschopf zu packen. »Komm mit, Saban von Sarmennyn«,
forderte sie ihn auf, »und dann werden wir herausfinden, ob ihr den Winter mit
euren klappernden Steinen aus dem Westen bezwingen werdet. Wenn ihr es doch nur
könntet! Alle wären wieder glücklich! Wir könnten jung und glücklich sein und
würden keine Schmerzen im Leib spüren.«
    Sie führte ihn in das Heiligtum. Es war sonst niemand
dort, nur der aufgehende Mond, der auf die riesigen Steine herableuchtete, in
denen winzige Sprenkel von Sternenlicht eingebettet zu sein schienen. Derrewyn
nahm Saban zu Sannas' alter Hütte mit, die noch immer das einzige Gebäude
innerhalb des hohen Kreidewalls bildete; dort warf sie Jegars Kopf neben den
Eingang, bevor sie ihr Hemd raffte und über den Kopf zog. Sie löste die Knochenhalskette
und ließ sie auf das Gewand fallen. »Du auch.« Sie bedeutete ihm mit einer
Geste, dass er sich ebenfalls ausziehen sollte. »Keine Sorge, ich will dich
nicht vergewaltigen, Saban. Ich möchte lediglich mit der Göttin sprechen. Sie
mag es, wenn wir nackt sind - genauso wie eure Priester, damit nichts zwischen
ihnen und den Göttern liegt.« Sie duckte unter dem Türsturz hindurch. Saban zog
sein Hemd und die Stiefel aus, dann folgte er Derrewyn in die Hütte. Jemand,
vermutlich Derrewyn, hatte einen Babyschädel über der Tür angebracht. Es musste
kurz nach der Geburt gestorben sein, denn die Knochenlücke in der Schädeldecke
hatte sich noch nicht geschlossen. Das Innere der Hütte sah aus wie eh und je.
Von den in Schatten getauchten Dachsparren hingen noch immer dieselben Bündel
herunter, und auf dem Boden lagen nach wie vor unordentliche Stapel von Fellen,
Körbe voller Knochen und Gefäße mit Kräutern und Salben.
    Derrewyn setzte sich im Schneidersitz auf eine Seite des
Feuers und wies Saban an, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Sie schürte das Feuer,
legte Holzscheite nach, sodass es hell aufflackerte und ominöse Schatten über
die Fledermausflügel und Geweihe tanzten, die von dem Stützpfosten herabhingen.
Die Flammen beleuchteten Derrewyns nackten Körper, und Saban sah, dass sie erschreckend
dürr geworden war. »Ich bin nicht mehr schön, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Doch«, erwiderte Saban.
    Sie lächelte. »Du lügst, genau wie deine Brüder.« Nun
griff sie in ein großes Tongefäß und nahm eine Hand voll getrockneter Kräuter
heraus, die sie in das Feuer warf. Sie warf noch mehr Kräuter in die Flammen,
eine Hand voll nach der anderen, sodass die kleinen, blassen Blätter zuerst
hell aufloderten und dann die Flammen zu ersticken begannen. Das Licht wurde
trüber, und die Hütte füllte sich mit dichtem Rauch. »Atme den Rauch ein«,
befahl Derrewyn, und Saban beugte sich vor, um tief einzuatmen. Fast erstickte
er an dem Rauch, und in seinem Kopf drehte sich alles; doch er zwang sich,
abermals einzuatmen, und stellte fest, dass der Geruch

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