Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
Vom Netzwerk:
Rallin
verbissen.
    »Wenn ein Kalb in deiner Hütte zur Welt kommt, Rallin«,
fragte Saban, »macht dieser Umstand das Kalb dann zu deinem Sohn?«
    Rallin dachte einen Moment lang nach. »Warum kommst du
denn hierher?« verlangte er zu wissen.
    »Um Morthors Tochter ein Geschenk zu bringen«, verkündete
Saban.
    »Was für ein Geschenk?«, fragte Rallin. »Das hier«, sagte
Saban. Er hob das Bündel hoch, weigerte sich jedoch, es auszuwickeln; dann
ertönte plötzlich ein lauter, gebieterischer Schrei, und Rallin fuhr herum, um
zu dem hohen Ringwall des Heiligtums hinüberzustarren.
    Eine bleiche, schlanke Gestalt stand allein in der
Dunkelheit des Tempels. Sie gab Rallin ein Zeichen, der Clanführer trat
augenblicklich zur Seite, und Saban ging auf die Frau zu, die an der Stelle auf
ihn wartete, wo die Doppelsteinpfeiler der westlichen Straße an den Tempelwall
grenzten. Es war Derrewyn, und Lahanna hüllte sie in ihren silbrigen Schein, um
sie schön zu machen. Sie trug ein schlichtes Rehlederhemd, das bis zu ihren
Knöcheln reichte und fast weiß im Mondlicht erschien, während um ihren Hals
eine Kette aus Knochen hing. Doch als Saban näher kam, sah er, dass Derrewyns
Schönheit kaum mehr als der Abglanz des Mondes war in ihrer Magerkeit, und ihr
Gesicht, das feine Falten durchzogen, wirkte finster und verbittert. Ihr
schwarzes Haar war straff zurückgekämmt und zu einem festen Knoten geschlungen,
ihr Mund, früher so weich und stets bereit zu lächeln, bildete jetzt einen
schmallippigen Spalt. In ihrer rechten Hand hielt Derrewyn den Schenkelknochen,
der einst Sannas gehört hatte, und sie hob ihn hoch, als Saban das letzte
Steinpfeilerpaar der Straße erreichte. »Du hast es gewagt, hierher zu kommen?«,
fragte sie.
    »Um dir ein Geschenk zu bringen«, erklärte Saban. Sie warf
einen kurzen Blick auf das Bündel, dann nickte sie kurz; Saban band das
blutbefleckte Hemd auf und kippte seinen Inhalt auf den nackten, vom Mondschein
erhellten Boden zwischen ihnen.
    »Jegar«, sagte Derrewyn, als sie den abgetrennten Kopf
trotz des vielen Blutes erkannte, das seinen Bart verklebte und seine Haut verkrustete.
    »Es ist Jegar«, bestätigte Saban. »Ich habe ihm den Kopf
mit seinem eigenen Schwert abgeschlagen.«
    Derrewyn starrte einen Moment lang auf die grausige Gabe,
dann schnitt sie eine Grimasse. »Meinetwegen?«
    »Warum würde ich dir den Kopf sonst bringen?«
    Sie blickte ihn an, und es schien, als fiele eine Maske
von ihrem Gesicht ab, denn sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. »Du bist jetzt
Saban von Sarmennyn?«
    »Richtig.«
    »Und du hast eine Ehefrau? Eine Frau, die Slaol liebt?«
    Saban ignorierte die Bitterkeit, die in ihrer Frage mitschwang.
»Alle Fremdländischen lieben Slaol«, berichtete er.
    »Und dennoch kommst du jetzt zu mir«, erwiderte Derrewyn,
die Maske des Zorns wieder an Ort und Stelle, »kommst mit einem Geschenk zu
mir gekrochen! Warum? Weil du Schutz vor Lengar brauchst?«
    »Nein«, protestierte Saban.
    »Aber den brauchst du«, klärte Derrewyn ihn auf. »Du hast
seinen besten Freund getötet und bildest dir ein, er wird sich nicht dafür
rächen? Wenn du eine von diesen Läusen in Ratharryn anfasst, wird sich der Rest
von ihnen an deine Fersen heften und unbarmherzig Jagd auf dich machen.« Sie
blickte ihn stirnrunzelnd an. »Du glaubst, Lengar wird dich nicht töten? Du
glaubst, er wird deine Ehefrau nicht schänden, so wie er mich geschändet hat?
Du hast ihm Schaden zugefügt!«
    »Ich bin gekommen, um dir das hier zu bringen«, sagte
Saban, während er aufJegars Kopf wies. »Das ist alles.« In Wahrheit hatte er
bisher noch kaum einen Gedanken an Lengars Reaktion auf Jegars Tod
verschwendet. Sein Bruder würde von rasendem Zorn erfüllt sein, davon war Saban
überzeugt, und er würde wahrscheinlich auf Rache sinnen; aber Saban glaubte, in
Sarmennyn sicher vor ihm zu sein.
    »Du hast mir also dein Geschenk gebracht, und das ist
alles«, sagte Derrewyn. »Worauf hast du eigentlich gehofft, Saban? Auf meine
Dankbarkeit?« Sie raffte ihr Rehlederhemd, zog es fast bis zur Taille hoch.
»Ist es das, was du willst?«
    Saban wandte sich ab, um über die dunklen Felder zu
blicken. »Du solltest nur wissen, dass ich nicht vergessen habe.«
    Derrewyn ließ das Gewand wieder fallen. »Nicht vergessen?
Was?«, fragte sie mürrisch.
    »Dass wir Liebende waren«, antwortete Saban, »und dass ich
mit dir das Glück kennen gelernt habe. Und seit damals hat es nicht einen
einzigen Tag

Weitere Kostenlose Bücher