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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Pfeilen und einem Hagel von Steinen empfangen, aber seine
Widersacher hätten ebenso gut versuchen können, einen Auerochsen mit ihren
Pfeilen niederzustrecken. Der taubstumme Riese schlug unbeholfen mit dem Speer
um sich und trieb die Männer ein Stück zurück, wobei Saban ihm zu Hilfe eilte.
Doch dann stellte ihm plötzlich einer der Aufrührer ein Bein; Cagan stürzte zu
Boden, die Menge trampelte über den massigen Mann hinweg und stach mit ihren
Speeren auf ihn ein, während er sich qualvoll unter den Klingen krümmte. Saban
packte Haragg am Arm, zog den Händler mit einem Ruck auf die Füße und zerrte
ihn weg, damit er nicht den Tod seines Sohnes mitansehen musste. »Cagan!«,
schrie Haragg in tiefster Qual.
    »Lauf!«, schrie Saban. Ein Pfeil sirrte an seinem Ohr vorbei,
und ein weiterer bohrte sich in einen Baumstamm dicht neben ihm.
    Die Menge stürmte hinter ihnen her, ihr Hass und ihre
blinde Wut durch Cagans Tod noch mehr aufgestachelt. Ein Speer wurde
geschleudert, er schlitterte den Pfad entlang, und die scharfe Spitze verfehlte
Sabans Knöchel nur um Haaresbreite, dann sah Saban plötzlich Aurenna in der
Mitte des Weges stehen. »Geh zurück!«, schrie er ihr zu, aber sie winkte ihn
beiseite. Ihr goldblondes Haar wallte ihr über die Schultern, und ihr
Rehlederhemd spannte sich über ihrem prallen Bauch. »Lauf!«, rief Saban. »Sie
haben Cagan getötet. Lauf weg!« Er versuchte, sie wegzuziehen, doch Aurenna
schüttelte energisch seine Hand ab und weigerte sich, von der Stelle zu
weichen. Sie wartete, genauso ruhig und gelassen wie damals, als sie darauf
gewartet hatte, als Sonnenbraut ins Feuer zu schreiten; dann, als die tobende,
wutentbrannte Menschenmenge in Sicht kam, ging sie langsam vorwärts, um sich
den Männern entgegenzustellen.
    Sie hob nicht die Hände, sprach nicht, stand einfach nur
hoch aufgerichtet da, und die Angreifer hielten abrupt inne. Soeben hatten sie
einen Mann getötet, aber jetzt sahen sie sich der Braut von Erek gegenüber,
einer Frau, die entweder Göttin oder Zauberin war, einer Frau mit Macht; und keiner
hatte den Mut, sie anzugreifen, obwohl ein Mann aus der Menge trat, um sie anzusprechen.
Es handelte sich um Kargan, einen Neffen von Kereval, ein berühmter Krieger in
Sarmennyn. Er trug Rabenflügel im Haar und hatte Rabenfedern an dem Schaft seines
Speeres befestigt, der länger und schwerer als jeder andere in Sarmennyn war.
Kargan hatte ein langes, kantiges Kinn, stechende Augen und unzählige graue
Tätowierungen, die von der Zahl der Seelen zeugten, die er im Kampf
abgeschlachtet hatte; doch er neigte respektvoll den Kopf vor Aurenna. »Wir
haben nichts gegen dich, Aurenna!«
    »Gegen wen dann, Kargan?«, fragte sie ruhig.
    »Gegen die Leute, die unsere jungen Männer geraubt haben«,
erwiderte Kargan. »Gegen die Dummköpfe und Narren, die einen Tempel quer durch
die Welt bewegen wollen!«
    »Wer hat eure jungen Männer geraubt, Kargan?«, fragte
Aurenna.
    »Du weißt, wer, Aurenna.«
    Aurenna lächelte. »Unsere jungen Männer werden morgen
zurückkehren«, verkündete sie. »Sie werden in ihren Booten kommen, und ihr Lied
wird den Fluss hinunterschallen. Morgen wird große Freude herrschen — also,
warum dann heute Abend noch mehr Traurigkeit verursachen?« Sie hielt inne und
wartete, aber niemand ergriff das Wort. »Geht zurück in eure Siedlung«, befahl
sie der Menge, »denn wir werden unsere Männer morgen wieder bei uns haben.
Erek hat es versprochen.« Mit einem letzten stillen Lächeln wandte sie sich ab
und ging davon.
    Kargan zögerte, aber Aurennas ruhige Bestimmtheit hatte
den Leuten den Zorn genommen, und sie gehorchten ihr. Saban beobachtete, wie
sie kehrtmachten und davonmarschierten, dann folgte er Aurenna. »Und wenn die
Boote morgen nicht kommen«, fragte er, »wie sollen wir sie dann daran hindern,
uns zu töten?«
    »Aber die Boote werden kommen«, erwiderte Aurenna. »Erek
hat es mir in einem Traum gesagt.« Sie war absolut zuversichtlich, sogar
erstaunt darüber, dass Saban an ihrer Eingebung zweifeln könnte. »Die
Nebelschleier in meinen Träumen haben sich aufgelöst«, erklärte sie ihm
glücklich, »und ich kann jetzt Ereks Zukunft sehen.« Sie winkte Saban zu, dann
führte sie Haragg in ihre Hütte, um den Schmerz des Händlers zu lindern. Sein
Atem ging mühsam und rasselnd, denn der Pfeil hatte ihn tief in die Brust
getroffen, und aus seinem Mund rann hellrotes Blut; aber Aurenna versicherte
ihm, dass er überleben würde, und

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