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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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nachgeben — aber
dein Bruder glaubt, dass ihm der Tempel Glück bringt. Er denkt noch immer, es
sei ein Kriegstempel.«
    In dem einen Jahr brachte er die Nachricht mit, dass
Derrewyn ein Kind geboren hatte.
    »Eine Tochter«, sagte Saban.
    »Du hast schon davon gehört?«, wollte Lewydd wissen.
    Saban schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es erraten. Und
geht es ihr gut?«
    Lewydd zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Es heißt
nur, dass die Priester deines Bruders Mutter und Kind mit einem Fluch belegt
haben.«
    In dieser Nacht ging Saban zum Tempel der Sonnenbraut in
Kerevals Siedlung und vergrub das Bernsteinamulett seiner Mutter neben einem
der Steine. Er verneigte sich vor Slaol und bat den Gott, die Flüche aufzuheben,
die Lengars Priester über Derrewyn und ihre Tochter ausgesprochen hatten. Seine
Mutter, das wusste er, würde ihm verzeihen; aber ob Aurenna ebenso viel
Verständnis aufbrächte, bezweifelte er: Als sie ihn fragte, was aus dem
Bernsteinamulett geworden sei, behauptete er, die Sehnenschnur sei zerrissen
und der Anhänger in den Fluss gefallen.
    Im Frühling des fünften Jahres schaukelten die allerletzten
Steine des Schattentempels den Fluss hinunter. Es waren nur noch elf von den
dunklen Pfeilern übrig, alle wurden auf die mit drei Rümpfen versehenen Boote
gehievt und stromabwärts zu einem Liegeplatz unweit von Aurennas Siedlung
befördert. Lewydd brannte darauf, die Schlussfracht nach Osten zu schaffen;
aber sowohl Scathel als auch Kereval wollten die Steine diesmal auf ihrer
Reise begleiten. Denn mit der Auslieferung der letzten Felsblöcke würde
Sarmennyn sein Teil der Abmachung erfüllt haben, und Lengar musste den Rest
von Ereks Schatz herausrücken. Scathel und Kereval wollten dabei sein, wenn
ihrem Stamm die Schätze erstattet wurden, und sie bestanden darauf, dass eine
kleine Armee von dreißig Speerkämpfern sie nach Ratharryn begleitete;
außerdem dauerte es seine Zeit, den Proviant zu beschaffen, den diese Männer
benötigten.
    Kaum waren die zusätzlichen Boote ausgerüstet worden, als
der Wind plötzlich die Richtung änderte, scharf aus Osten blies und kalte Böen,
Regenschauer und kurze, steile Wellen brachte. Lewydd weigerte sich, die Boote
aufs Spiel zu setzen, und so warteten sie im Fluss, während sie unter der Wucht
der heftigen Brise und dem Einfluss der Gezeiten an den Leinen zerrten. Tag für
Tag blies der Wind kalt und böig, und als er schließlich wieder auf West
drehte, wehte er immer noch zu stark, und Lewydd war nicht bereit, sich mit der
Flotte aufs Meer hinauszuwagen.
    Also warteten sie weiterhin; eines Tages gegen Ende des
Frühlings, an einem Tag, als der Wind um die Baumwipfel heulte und die Wellen
weiß schäumend gegen die Felsen brandeten, tauchte im Westen ein Boot auf, das
von dem Land jenseits des Meeres kam. Das Boot war mit einem Dutzend Paddlern
bemannt, die mit aller Kraft gegen den Sturm ankämpften. Sie beschimpften ihn
wütend, schöpften ihr Boot aus, paddelten weiter, verfluchten den Sturmgott
und beteten zu dem Meeresgott — irgendwie schafften sie es zuletzt, ihre zerbrechliche
Barke an den schroffen, von Gischt überspülten Klippen der Landspitze vorbeizusteuern
und in die Flussmündung zu steuern. Sie trieben das Gefährt gegen den Sog der
Ebbe stromaufwärts, zu ungeduldig, um auf die Flut zu warten — und sie sangen,
während sie paddelten, rühmten sich ihres Sieges über die Naturgewalten. Das
Boot brachte Camaban nach Sarmennyn zurück. Er allein hatte auf See keine
Furcht gezeigt. Nur er hatte kein Wasser geschöpft, hatte weder gepaddelt noch
geflucht oder gesungen, sondern nur schweigend und gelassen dagesessen; und
jetzt, als das Boot vor Aurennas Siedlung anlegte, ging er mit offensichtlicher
Unbekümmertheit an Land. Er schwankte leicht, als ob sich der Boden unter
seinen Füßen noch immer wie ein stampfendes, rollendes Schiff bewegte, dann
betrat er Aurennas Hütte.
    Zuerst erkannte Saban seinen Bruder nicht wieder. Camaban
war zwar noch immer so dünn wie ein Strohhalm, aber sein Gesicht erschreckte
jeden Betrachter; denn er hatte seine Stirn und Wangen mit tiefen vertikalen
Schnittwunden entstellt, aus denen mittels Ruß zahlreiche schwarze Streifen
geworden waren. Sein langes Haar hatte er zu Hunderten von schütteren Zöpfen geflochten,
die sich wie Schlangen um seinen Kopf wanden und mit den Beinknöcheln eines
Kindes behängt waren. Leir und Lallic wichen ängstlich vor dem Fremden zurück,
der neben Sabans

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