Cromwell, Bernard
verabreichte ihm einen Heiltrank; dann zog
sie den Pfeilschaft aus seiner Wunde.
Am nächsten Morgen, nachdem Cagans Leiche auf einem
Scheiterhaufen verbrannt worden war, machte sich fast der gesamte Stamm auf den
Weg nach Süden zu der Landspitze, wo der Fluss ins Meer mündete; dort warteten
sie auf den Felsen über den grauen Wassern. Die weißen Vögel kreisten am
Himmel, und ihre Schreie klangen wie das Wehklagen der Geister von Ertrunkenen.
Saban stand mit Scathel und Mereth auf der Kliffspitze, und Kargan war mit den
Männern gekommen, die ihm am vergangenen Abend gefolgt waren; nur Aurenna
ließ sich nicht blicken. »Die Boote werden kommen«, hatte sie Saban an diesem
Morgen versichert, »ich brauche sie nicht zu begrüßen.« Sie war bei Haragg
geblieben.
Der Morgen verstrich, und das Einzige, was kam, war ein
Sturm. Der Regen prasselte auf das Meer, und die kalten Windböen peitschten die
Gesichter der Wartenden. Scathel betete, Saban kauerte im Windschatten eines
Felsblocks, und Kargan wanderte ruhelos auf der Kliffspitze hin und her,
während er mit seinem schweren Speer auf das nasse Gras einhämmerte.
Schließlich baute sich Kargan vor Saban auf. »Du und dein
Bruder, ihr habt den Wahnsinn nach Sarmennyn gebracht«, sagte er grimmig.
»Ich habe überhaupt nichts gebracht«, gab Saban zurück.
»Der Wahnsinn ist über euch gekommen, als ihr das Gold verloren habt.«
»Das Gold wurde gestohlen!«, schrie Kargan.
»Nicht von uns.«
»Und ein Tempel kann nicht versetzt werden!«
»Das muss er aber«, entgegnete Saban müde, »sonst werden
du und ich nie wieder Glück und Zufriedenheit erleben.«
»Glück und Zufriedenheit?«, fauchte Kargan. »Du glaubst,
die Götter wollen, dass wir glücklich und zufrieden sind?«
»Wenn du wissen willst, was die Götter wollen«, versetzte
Saban, »dann frag Scathel. Er ist Priester«, und er wies auf den hageren Mann,
der am Rand der Klippen gebetet hatte; aber Scathel reckte nicht mehr die Arme
gen Himmel. Stattdessen starrte er nach Osten, starrte angestrengt in die
grauen, sich ständig verlagernden Regenschleier, und plötzlich stieß er einen
lauten Ruf aus. Er schrie abermals auf und wies mit seinem Stab nach Osten, all
die wartenden Menschen fuhren herum, um in die Richtung zu blicken, in die der
Hohepriester zeigte.
Und sie sahen Boote ... eine ganze Flotte, die gegen Sturm
und Regen Richtung Heimat zog, während sie sich gegen die Strömungen der
einsetzenden Ebbe behauptete. Lewydd hatte die riesigen Boote mit den drei
nebeneinander liegenden Rümpfen auseinander genommen und so aus jedem großen
Boot drei gemacht; die Balken, die die Steine gestützt hatten, lagen in den
Bootsrümpfen verstaut. Eifrig paddelten die frierenden Männern, die darauf
erpicht waren, endlich nach Hause zu gelangen. Die Menschenmenge, die in der
Nacht zuvor Cagan ermordet hatte und bereit gewesen war, jeden in Aurennas
Siedlung abzuschlachten, jubelte jetzt. Lewydd, der in dem Boot an der Spitze
der Flotte stand, winkte freudig mit seinem Paddel. Saban zählte die Boote und
sah, dass sie alle zurückgekehrt waren, jedes einzelne. Sie erhoben sich aus
den trägen Wellen und glitten auf die Leeseite der Landspitze in der
Flussmündung, wo die erschöpften Paddler anhielten, um auf Hochwasser zu
warten.
Die Abendflut beförderte die Flotte flussaufwärts, und
genau wie Aurenna vorausgesagt hatte, sangen die Besatzungen, als sie mit
ihren Fahrzeugen die Siedlung am Flussufer ansteuerten. Sie sangen das Lied von
Dilan, dem Meeresgott, und tauchten ihre Paddel zum Rhythmus des Liedes ins
Wasser; die Menschenmenge, die den Booten stromaufwärts gefolgt war, stimmte in
ihren Lobgesang ein.
Lewydd sprang an Land und wurde überschwänglich begrüßt,
doch dann drängte er sich durch die Menge, um die Arme um Saban zu schlingen.
»Wir haben's geschafft!«, jubelte er. »Wir haben's geschafft!«
Saban hatte ein großes Feuer auf der freien Fläche neben
den halb fertigen Booten angezündet. Die Frauen hatten Wurzeln und Getreide
zerstampft, und Saban verteilte Wildbret am Spieß. Die Bootsbesatzungen bekamen
trockene Pelze, und Kargan kehrte mit Krügen voller Met und noch mehr Leuten
aus Kerevals Siedlung zurück, sodass es Saban so vorkam, als drängte sich ganz
Sarmennyn vor seiner Hütte, um Lewydds Reisebericht zu hören. Er erzählte
ausführlich von den Erlebnissen, und die versammelten Zuhörer stöhnten oder
japsten oder jubelten, als er beschrieb, wie die Boote die
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