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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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die Meereswinde nicht abflauen, und die hohen Wellen
brachen sich ohne Unterlass weiß schäumend und donnernd an der Landspitze; Tag
für Tag verging, bis der Sommer Brombeerblüten und Zaunrübe, Winde und
Ehrenpreis brachte, und immer noch wollte Lewydd die Reise nicht wagen. »Die
Götter«, mutmaßte er eines Abends, »halten uns zurück.«
    »Es sind die fehlenden Steine«, entgegnete Aurenna. »Die
beiden, die wir im Fluss verloren haben, und der eine, der oben auf dem Berg
den Abhang hinuntergepoltert und zerbrochen ist. Wenn wir diese Steine nicht
ersetzen, wird der Tempel nie vollständig sein.«
    Saban schwieg, obwohl er einen verstohlenen Blick auf
Lewydd warf, um zu sehen, wie dieser auf die Zumutung reagieren würde, noch
mehr Steine aus den Bergen herunterschleppen zu müssen.
    Aurenna schloss die Augen und wiegte sich vor und zurück.
»Es ist ein Tempel für Erek«, flüsterte sie, »aber er wird gebaut, um ihn dazu
zu bewegen, zu Modron zurückzukehren« - Modron war der fremdländische Name für
Garlanna, die Göttin der Erde - »deshalb sollte ein Stein für sie sein. Ein
großer - um drei zu ersetzen, die verloren gegangen sind.«
    »Einen könnten wir ja noch vom Berg holen«, meinte Lewydd
widerstrebend.
    »Nicht von dem Berg«, erhob Aurenna Einspruch, »sondern
von hier.« Am Morgen zeigte sie Lewydd den grünlichen Felsblock am Flussufer,
auf dem sie und Saban so gerne saßen - den großen Stein mit den glitzernden
Quarzsprenkeln und den rötlich schimmernden Flecken in seinem Inneren. Der
Mutterstein, so nannte Aurenna ihn, denn er lag im dunklen Schoß von Mutter
Erde eingebettet, während die übrigen Felsblöcke aus dem terrassenförmigen Tal
unter Ereks Himmel geholt worden waren.
    Er war riesig, dieser Mutterstein, doppelt so schwer wie
der schwerste der Tempelpfeiler, und er lag tief in dem grasbewachsenen Ufer
verankert. Zwei Tage lang starrte Saban ihn an, während er über einen Weg nachgrübelte,
wie man ihn aus dem Erdreich herausheben und befördern könnte; dann ging er mit
Mereth in die Wälder, wo sie sechs hohe Bäume fällten. Sie behauten die Stämme,
um glatte runde Pfähle zu erhalten, und zersägten sie dann in achtzehn kürzere
Stücke.
    Am nächsten Tag hoben sie den Mutterstein mit Eichenhebeln
aus dem Boden. Saban grub auf beiden Seiten des Steins tiefe Löcher in das
Erdreich, die wie Dachsbaue bis weit unter den Fels reichten; anschließend
wurden die Hebelstangen in die Erde hinuntergeschoben, dann hievten jeweils
sechs Männer auf jeder Seite das vordere Ende des Felsbrockens hoch. Leicht
ließ er sich nicht bewegen, und die Männer mussten immer wieder das Erdreich
unter dem Felsbrocken wegscharren, um ihn aus dem Griff der Erde zu befreien.
Aber schließlich hob er sich doch, und Mereth bugsierte eine der kürzeren Gleitrollen
unter den Stein.
    Drei Tage lang hievten und zerrten sie mit vereinten
Kräften, bis er auf den vorgesehenen achtzehn Gleitrollen ruhte — jetzt konnte
Lewydd eines der leeren Dreirumpfboote zum Ufer verholen. Er vertäute das
Boot, sodass der Bug dem Stein zugewandt war; nun wartete er, bis die Ebbe
einsetzte und das Wasser so weit zurückgewichen war, dass das Boot im Schlick
lag. Nachdem das Boot an Ort und Stelle feststeckte, hebelten Sabans Männer
den Felsbrocken vorwärts, während andere am schlammigen Ufer standen und an
Seilen zogen, um den Mutterstein auf den Gleitrollen entlangzubewegen. Der
Felsblock war fast dreimal so groß wie ein ausgewachsener Mann, aber schmaler,
und er rollte durchaus willig. Die Helfer zogen die Gleitrollen weg, wenn sie
hinter dem Felsblock hervorkamen, und legten sie dann wieder vor den Stein; so
wurde der große zungenförmige Brocken Stück für Stück vorwärts gezogen und
gestoßen, bis das eine Ende über das Ufer sowie das Boot hinausragte.
    »Vorsicht jetzt!«, rief Saban. Eine der Gleitrollen war
auf das Boot verfrachtet worden, und zwei Männer hielten sie fest, während ein
Dutzend andere am hinteren Ende des Steins Hebelstangen ansetzten. »Hievt ihn
hoch!«, rief Saban, der riesige Stein rutschte vorwärts und hing dann vornüber.
»Lasst ihn kippen! Lasst ihn runter!«, schrie Saban und beobachtete, wie sich
das vordere Ende des Steins abwärts neigte, um auf das Boot aufzuschlagen. Die
drei Rümpfe ächzten alarmierend unter dem gewaltigen Gewicht. Weitere
Gleitrollen wurden auf das Boot gelegt, und die Männer hebelten und zerrten
abermals; gleichzeitig platschte der Regen herab,

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