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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Camabans Wunschtraum
vollkommen sein - und was dann? Würde sich wirklich alles ändern? Würde Slaol
sengend heiß vom Himmel herunterstrahlen, um Winter und Krankheit auszulöschen?
Oder würde sich die Welt nur ganz langsam verändern? Würde überhaupt
irgendetwas geschehen?
    »Du siehst beunruhigt aus«, bemerkte Mereth. »Nein«,
erwiderte Saban, obwohl es stimmte. Er war beunruhigt über seine
Schwarzseherei. Camaban glaubte, Scathel glaubte, und Aurenna glaubte;
tatsächlich glaubte sogar die Mehrzahl von Kerevals Stammesangehörigen daran,
dass sie im Begriff waren, die Welt zu verändern; aber Saban war sich nicht
sicher, ob er ihren Glauben teilte. Vielleicht, argumentierte er, lag es daran,
dass er der Einzige war, der Camaban noch als verkrüppeltes Kind gekannt hatte,
als ausgestoßenen Stotterer, den verachteten, vertriebenen Sohn. Oder
vielleicht hing es damit zusammen, dass er sich in diesen Fluss und seine Ufer
verliebt hatte. »Ich habe gerade überlegt«, sagte er, »ob ich dieses Boot
vielleicht mit Lewydd teilen könnte? Ob ich Fischer werden sollte?«
    »Alles, was du jemals fangen wirst, ist eine Erkältung«,
ernüchterte Mereth ihn. Er schälte einen dünnen Streifen Holz ab, sodass die
Kurve des Bugs perfekt aussah. »Nein«, beharrte er, »ich schätze, du und ich
werden nach Hause zurückgehen, Saban, und wir sollten uns vielleicht besser an
diesen Gedanken gewöhnen. Es ist das, was unsere Ehefrauen wollen, und was
Ehefrauen wollen, bekommen sie offenbar auch immer.«
    Der Sommer ging vorüber, und der Wind ließ nicht nach;
Saban bezweifelte allmählich, dass die Steine noch in diesem Jahr den Fluss
verlassen würden; doch dann — genau wie im ersten Jahr — bescherte der nahende
Herbst eine Schönwetterperiode mit spiegelglatter See und lauen, sanften
Winden. Lewydd wartete zwei Tage, sprach mit den Fischern, betete in Malkins
Tempel und erklärte dann, dass der kleine Verband auslaufen könnte. Die Boote
wurden wieder mit Proviant und Frischwasser beladen, die Paddler nahmen ihre
Plätze ein, und Mereth und Saban brachten ihre Familien in zwei der langen
schmalen Einbäume unter, die die Steine nach Osten geleiten würden. Scathel
opferte eine Färse und goss ihr Blut über die festgezurrten Steine, Kereval
küsste seine vielen Ehefrauen zum Abschied, endlich war es Zeit zum Aufbruch.
    Die schwer beladenen Boote glitten stromabwärts zu der
Windschattenseite der Landspitze in der Flussmündung, während die Paddler mit
einem Lied Erek huldigten. Die Daheimgebliebenen standen am Flussufer und
horchten auf die kräftigen Stimmen, die nach und nach in der Ferne verhallten.
Sie horchten, bis kein Geräusch mehr zu hören war außer dem Plätschern des
Wassers und dem Seufzen des Windes. Sarmennyn hatte Wort gehalten. Es hatte
seinen Tempel nach Ratharryn geschickt, und das Einzige, was die Leute jetzt
noch tun konnten, war, auf die Rückkehr ihres Clanführers, ihres Hohepriesters
und ihrer Schätze zu warten.
    Das Wetter blieb ruhig und windstill, und das musste auch
so sein, denn das Boot, das den Mutterstein trug, war schwerfällig und langsam.
Als Saban diese Reise zum ersten Mal gemacht hatte, war sie ihm ziemlich kurz
vorgekommen; aber damals hatte er auch in einem schlanken Einbaum gesessen, der
so glatt und schnell durch das Wasser geglitten war wie ein Messer durch
Fleisch; doch die großen Boote schienen sich ihren Weg durch die Wellen zu
erkämpfen. Die Flut trug sie vorwärts, und die Männer paddelten bis an die
Grenze der Erschöpfung; die Reise ging trotzdem langsam vonstatten. Saban und
seine Familie saßen in einem der Boote, das Kerevals Krieger beförderte, und
das war frustrierend, denn das Boot hätte der Flotte vorausfahren können,
musste aber leider neben den schwerfällig dahinschlingernden Flößen bleiben.
Das Boot mit dem Mutterstein war am langsamsten, und die beiden kleinen Jungen
im mittleren Rumpf schöpften unentwegt Wasser. Wenn das Boot sänke, hatte
Scathel die Jungen gewarnt, würde man sie dafür verantwortlich machen und sie
ertrinken lassen; diese Drohung veranlasste sie, eifrig und unermüdlich mit
ihren Muscheln ihre Aufgabe zu erfüllen. Aurenna hielt Lallic umklammert,
während Leir eine Leine um die Taille hatte, sodass er wie ein Fisch an einer
Angelschnur eingeholt werden konnte, falls er über Bord fiel. Die Sonne schien,
Beweis dafür, dass Erek ihre Reise billigte.
    Jedes Mal warfen sie, wenn die Gezeiten wechselten, die
Steinanker aus

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