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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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musst hier weg, Aurenna, bevor Lengar zurückkehrt.«
    »Lengar wird mich nicht anfassen«, meinte Aurenna in der
Sprache von Ratharryn, die sie von Saban gelernt hatte.
    »Wir sind mit Kriegern aus Sarmennyn hier«, erklärte
Saban, »und sie werden sie beschützen.« Er berührte das Nussschalenamulett
unter seinem Gewand.
    Galeth schien diese Behauptung mit Skepsis aufzunehmen.
»Als mein Bruder noch Clanführer war«, erzählte er Aurenna, »waren wir
glücklich.«
    »Ja, das stimmt«, bekräftigte Lidda.
    »Wir haben in Frieden gelebt«, sagte Galeth, »oder haben
es zumindest versucht. Natürlich hat es Hunger gegeben, in manchen Zeiten
herrscht leider Hunger; aber mein Bruder wusste, wie man Nahrung einteilt. Doch
seit Lengar Clanführer ist, hat sich alles geändert. Alles ist anders
geworden.«
    Am nächsten Morgen, bei wolkenlosem Himmel und warmem
Sonnenschein, beförderten hundert Männer den Mutterstein ans Ufer und hievten
ihn auf einen Schlitten, vor den sechzehn Ochsen gespannt wurden.
    Die Tiere zogen den Stein vom Ufer fort, während Galeth
Saban und Aurenna zum Himmelstempel führte, um zu erfahren, welchen Platz sie
sich für den Stein wünschten. Es war Aurenna, die entschied, dass der
Mutterstein für sich allein innerhalb des Doppelkreises stehen sollte,
gegenüber dem von Decksteinen überspannten Torweg der Sonne. Auf diese Weise,
sagte sie, würde die aufgehende Sonne am Tag der Sommersonnenwende den
Mutterstein berühren und ihn so zu einem Symbol der Vereinigung von Sonne und
Erde machen. Es war niemand da, der diesen Einfall anfocht, deshalb wies
Galeth ein Dutzend Männer an, ein Loch an der Stelle auszuheben, die Aurenna
bezeichnet hatte.
    Galeth schaute zu, wie die Grassoden abgehoben wurden und
die Geweihstöcke die kreidehaltige Erdschicht darunter aufhackten. »Ich kann
nicht mehr graben«, erklärte er Saban. »Meine Gelenke schmerzen. Ich kann
jetzt nicht mal mehr eine Axt schwingen.«
    »Du hast ja auch hart genug gearbeitet«, tröstete Saban
ihn.
    »Wenn jemand nicht mehr arbeiten kann, sollte er auch
nicht mehr essen, wie?«, sagte Galeth, dann wandte er sich ab, um zu
beobachten, wie die Ochsen den Mutterstein zogen, der so lang war, dass er
über beide Enden des Schlittens hinausragte. Drei der kleineren Steine folgten,
diese wurden von Männern vorwärts bewegt. »Alles Sklaven«, klärte Galeth Saban
auf. »Unsere Speerkämpfer sind ständig auf der Jagd nach Sklaven und Nahrung.
Wir handeln jetzt mit Sklaven, und der Handel macht Lengar reich.«
    Im Süden ertönte ein Hornsignal. Es war ein dröhnender,
schwingender Ton, der die warme Herbstluft erzittern ließ. Saban blickte Galeth
fragend an; der nickte müde. »Dein Bruder!«
    Saban überquerte die beiden Tempelwälle und den Graben und
stellte sich neben Aurenna. Er schlang einen Arm um sie und legte seine andere
Hand auf die Schulter seines Sohnes. Wieder ertönte das Hornsignal, dann
herrschte lange Zeit Stille. Saban beobachtete den Hügel in der Nähe, auf dem
sich die Gräber wie Buckel abzeichneten. Weiter dahinter, verschwommen durch
die flimmernde Wärme, lag der baumbestandene dunkle Horizont.
    Sie warteten in angespanntem Schweigen, aber auf der
Hügelkuppe zeigte sich nichts. Ein Windstoß hob Aurennas Haar und ließ das Gras
wogen, sodass es für einen Augenblick fahl erschien, dann wieder grünbraun.
Lallic zappelte in den Armen ihrer Mutter, und Aurenna beruhigte das Kind. Die
Männer, die die Grube für den Mutterstein aushoben, hatten ihre Geweihstöcke
fallen gelassen und starrten angestrengt nach Süden. Selbst die Ochsen, die den
Felsblock zogen, standen still, die Köpfe gesenkt, ihre Flanken blutig von den
Stachelstöcken. Ein Habicht schwebte im Gleitflug über den geheiligten Pfad,
während er seinen schwarzen Schatten als scharf umrissene Silhouette auf die
Kreidewälle warf.
    »Kommt ein böser Mann?«, fragte Leir seinen Vater
ängstlich.
    Saban lächelte. »Es ist dein Onkel!« Liebevoll zerzauste
er seinem Sohn das Haar. »Du musst ihn mit Respekt behandeln.«
    Das Ochsenhorn ertönte abermals, diesmal sehr viel lauter
und näher, und Leir, erschrocken über das dröhnende Schmettern, zuckte unter
Sabans Hand zusammen, obwohl auf dem Hügelkamm noch immer nichts zu sehen war.
Dann schmetterte das Ochsenhorn zum vierten Mal, und ein Vorbote erschien auf
der Kuppe eines der Grabhügel. Er trug eine lange Stange, von der eine Fahne
aus Fuchsruten und Wolfsschwänzen herabhing. Der

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