Cromwell, Bernard
Lallic«, erklärte Saban.
Lengar lächelte spöttisch. »Nur ein Sohn, Saban? Ich habe
sieben!« Er richtete das Wort wieder an Aurenna. »Ich könnte dir viele Söhne
schenken.«
»Ich bin mit dem Sohn deines Bruders vollauf zufrieden«,
antwortete Aurenna.
»Dem Sohn meines Halbbruders«, erwiderte Lengar
verächtlich, »und wenn der Junge sterben würde, wäre dein Leben vergeblich
gewesen«, fügte er, zu Saban gewandt, hinzu. »Was nützt dir eine Frau, die nur
einen einzigen Sohn wirft? Würdest du eine Sau behalten, die nur ein Ferkel
geworfen hat? Und es kommt nur zu häufig vor, dass Söhne sterben.« Er starrte
wieder Aurenna an, schien tatsächlich unfähig, irgendwo anders hinzuschauen.
Abermals musterte er sie von Kopf bis Fuß, ohne sich die Mühe zu machen, sein
Verlangen zu verbergen. »Weißt du noch, Saban«, fragte er, den Blick unentwegt
auf Aurenna geheftet, »wie unser Vater uns immer geraten hat, Mädchen mit
breiten Hinterteilen zu heiraten? Frauen sind genau wie Kühe, pflegte er zu
sagen. Dennoch hast du diese Frau ausgewählt. Vielleicht würdest du mehr Söhne
haben, wenn du dich an Hengalls Rat gehalten hättest?«
»Ich werde mir keine andere Ehefrau nehmen«, äußerte
Saban steif.
»Du wirst tun, was man dir sagt, Bruder«, erklärte Lengar,
»nun, wo du in Ratharryn bist.« Er wandte sich um und zeigte mit seinem Speer
auf einen neuen Grabhügel auf dem niedrigen Hügelkamm. »Das dort ist Jegars
Grabhügel. Du glaubst, ich hätte ihn vergessen?«
»Ein Mann sollte seine Freunde in Erinnerung behalten«,
erwiderte Saban.
Der Speer wies jetzt auf Saban. »Du schuldest Jegars
Familie eine Entschädigung für seinen Tod. Der Preis wird viele Ochsen, viele
Schweine betragen. Ich habe es ihnen versprochen.«
»Und du hältst deine Versprechen?«, hakte Saban nach.
»Du wirst dieses Versprechen halten«, drohte Lengar,
»sonst werde ich dir etwas wegnehmen, Bruder, etwas sehr Wertvolles.« Er
blickte auf Aurenna und lächelte gezwungen. »Aber wir wollen uns nicht
streiten. Dies ist ein glücklicher Tag! Du bist nach Hause zurückgekehrt, und
du hast die letzten Steine gebracht - der Tempel wird bald fertig sein!«
»Und du wirst unserem Stamm die Schätze zurückgeben«,
warf Aurenna ein.
Lengar verzog das Gesicht. Er konnte es gar nicht leiden,
wenn ihm eine Frau sagte, was er zu tun hatte; aber er nickte zustimmend. »Ich
werde euch die Schätze aushändigen«, meinte er kurz angebunden. »Ist Kereval
hier?«
»Ja - in der Siedlung«, informierte Saban ihn.
»Dann sollten wir ihn nicht warten lassen. Kommt!« Lengar
streckte die Hand nach Aurenna aus, aber sie weigerte sich, von Sabans Seite zu
weichen, und Lengar tat so, als hätte er es nicht bemerkt.
Die Speerkämpfer strömten an Saban und Aurenna vorbei.
»Ich glaube, wir sollten jetzt gehen«, sagte Saban. »Wir sollten einfach
kehrtmachen und Ratharryn verlassen.«
Aurenna schüttelte den Kopf. »Wir sollen hier in Ratharryn
bleiben«, beharrte sie.
»Nur weil Camaban uns befohlen hat, nach Ratharryn zu
kommen!«, protestierte Saban. »Und er ist fortgegangen ... ist geflohen! Wir
sollten ihm besser folgen.«
»Erek, Slaol, hat uns befohlen, hierher zu kommen. Ganz
gleich, ob mit oder ohne Camaban, dies ist der Ort, wo ich hingehöre.« Sie
wandte sich ab, um auf die kümmerlichen Steine des unfertigen Tempels zu
blicken. »Slaol spricht in meinen Träumen immer deutlicher zu mir«, flüsterte
sie, »er will, dass ich hier bin. Das ist der Grund, warum er mein Leben
verschont hat - um mich hierher zu führen.« Saban wollte widersprechen, aber es
war hoffnungslos, gegen einen Gott zu kämpfen. In seinen Träumen sprachen die
Götter nicht mit ihm. Aurenna drehte sich um und beobachtete stirnrunzelnd die
Scharen von Speerkämpfern, die zu der Siedlung marschierten. »Warum braucht
dein Bruder so viele Krieger?«, fragte sie.
»Weil er Cathallo angreifen will«, erklärte Saban.
»Wir sind gerade rechtzeitig eingetroffen, um einen Krieg
mitzuerleben.«
Sie wanderten zu der Siedlung zurück. Kleine Jungen
trieben Schweine aus den Wäldern zu einem kleinen Stück Land in der Nähe von
Slaols altem Tempel, wo die Tiere geschlachtet wurden. Frauen und Kinder
schnitten das Fleisch von den Knochen, während Hunde um sie herumstrichen, in
der Hoffnung, ein paar Innereien oder Fleischabfälle zu ergattern; aber die
Reste wurden in Mörsern zerstampft, mit Gerste vermischt und dann in die
Schweinedärme gestopft, die
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