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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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zurückwichen, als ob es plötzlich Unglück brächte, sich in
der Nähe eines Speerkämpfers aufzuhalten. Vakkal starrte Aurenna an, die,
peinlich berührt von seinem anzüglichen Blick, zurücktrat, um sich neben Saban
zu stellen. »Ich kenne dich nicht«, sagte Vakkal herausfordernd zu Saban.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet«, berichtigte Saban,
»als du das erste Mal nach Ratharryn gekommen bist.«
    Vakkal lächelte, obwohl seine Augen hart und kalt blieben.
»Du bist Saban«, knurrte er, »Jegars Mörder.«
    »Und mein Freund!«, warf Kereval ein.
    »Wir sind alle Freunde«, behauptete Vakkal, sein Blick
noch immer bohrend auf Saban geheftet.
    »Bringt Lengar uns das Gold?«, verlangte Scathel zu
wissen.
    »Ja«, sagte Vakkal und wandte endlich den Blick von Saban
ab. »Er bringt das Gold, und bis er kommt, bittet er nur darum, dass du und
deine Männer seine verehrten Gäste sind.« Er drehte sich um und wies auf
Ratharryn. »Lengar heißt euch willkommen in seinem Heim und lässt ein Festmahl
vorbereiten.«
    »Und wir sollen das Gold bekommen?«, wiederholte Kereval
eifrig.
    »Alles Gold«, versprach Vakkal mit einem aufrichtigen
Lächeln. »Den ganzen Schatz.«
    Voller Dankbarkeit fiel Kereval auf die Knie. Er hatte
einen Tempel geschickt und war seinem Gott treu geblieben - jetzt würde sein
Stamm endlich die Schätze zurückerhalten. »Morgen«, sagte er glücklich, »morgen
werden wir unser Gold nehmen, und dann können wir uns gleich wieder verabschieden.«
    Nach Hause, dachte Saban sehnsüchtig, nach Hause. Morgen.
Morgen würde alles vorbei sein, und alle könnten heimkehren.
     
    14. KAPITEL
     
    R atharryn war enorm gewachsen. Es
gab inzwischen mehr als doppelt so viele Hütten wie zu dem Zeitpunkt, als Saban
den Ort verlassen hatte; tatsächlich waren sie jetzt so zahlreich, dass sie
mehr als die Hälfte der Fläche innerhalb des ringförmigen Schutzwalls
einnahmen; auf dem höher gelegenen Gelände jenseits des Schutzwalls, in der
Nähe des hölzernen Tempels für Slaol, bestand nun sogar eine ganz neue
Siedlung. Am alarmierendsten empfand Saban es jedoch, dass man Lahannas Tempel
durch ein großes, rundes, mit Reet gedecktes Gebäude ersetzt hatte. »Früher war
es ein Tempel«, klagte Galeth, »jetzt ist es Lengars Festhalle.«
    »Seine Festhalle?« Saban war schockiert. Es grenzte an
Frevel, einen Tempel in eine Festhalle umzuwandeln.
    »Derrewyn, die wieder in Cathallo lebt, verehrt Lahanna«,
erklärte Galeth, »folglich hat Lengar entschieden, die Göttin zu beleidigen. Er
hat den größten Teil der Tempelpfeiler herausgerissen, auf die übrigen ein Dach
gesetzt, und jetzt hält er dort seine Gelage ab.« Galeth hatte Saban durch den
Eingang der riesigen Hütte in ein höhlenartiges Inneres geführt, das sogar noch
größer und höher als Kerevals großes Versammlungsgebäude in Sarmennyn war. Ein
Dutzend Pfeiler des Alten Tempels hatte man stehen gelassen, nur dass sie jetzt
ein hohes reetgedecktes Spitzdach trugen, das mittels eines Loches im First den
Rauch entweichen ließ. Gleichwohl sah man dieses Lüftungsloch kaum, denn die
Dachbalken waren mit einer Vielzahl von Speeren und rauchgeschwärzten 
Totenschädeln behängt.  »Die  erbeuteten Waffen und Köpfe seiner Feinde«,
knurrte Galeth mit gedämpfter Stimme. »Mir gefällt dieser Ort nicht. Ganz und
gar nicht.«
    Saban verabscheute die Halle, und Lahanna, dachte er,
würde sich sicherlich für die schändliche Entweihung ihres Tempels rächen. Die
Festhalle war so groß, dass Kerevals sämtliche Männer - weit über hundert an
der Zahl - auf dem mit Binsen und Farnkraut bestreuten Fußboden schlafen
konnten; und alle aßen dort an diesem Abend, taten sich gütlich an
Schweinefleisch, Forelle, Brot, Sauerampfer, Pilzen, Birnen und Brombeeren.
Saban und Aurenna aßen in Galeth' Hütte, wo ihr Gastgeber ihnen von Lengars
zahllosen Gräueltaten berichtete. Sie hörten Geschichten von endlosen
Raubzügen und bewaffneten Überfällen, von Massakern an Fremden, von der
Bereicherung der Krieger und der Versklavung unzähliger Angehöriger
benachbarter Stämme; dennoch hatte Cathallo die ganze Zeit über beharrlich
Widerstand geleistet, berichtete Galeth. »Alle, die Ratharryn hassen«, sagte
er, »unterstützen Cathallo.« So führten Cathallo und Ratharryn noch immer Krieg
gegeneinander, obwohl es Ratharryn war, das die meisten und heftigsten
Überfälle verübte. In Ratharryn konnte jetzt kein Junge mehr zum Mann werden,
bis er

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