Cromwell, Bernard
Problem ist natürlich, was wir mit all diesen
Speerkämpfern tun sollen, sobald wir den Frieden errungen haben. Krieger mögen
keinen Frieden.«
»Du glaubst wirklich an ein Ende der Auseinandersetzungen?«,
fragte Saban.
»Ich glaube, Bruder, dass Slaol uns zum Sieg verhelfen
wird«, beteuerte Camaban, »und ich glaube, dass du mir einen Tempel bauen wirst
und dass deine erste Arbeit darin bestehen wird, diese Steine zu entfernen.« Er
wies auf die Steinpfeiler, die über das Meer befördert worden waren, um in
Ratharryn zu stehen. »In Sarmennyn haben sie so prachtvoll ausgesehen«, fuhr
Camaban stirnrunzelnd fort. »Weißt du noch? Und man konnte Slaols Anwesenheit
spüren. Lebendig. Immer da! Festgehalten in Stein. Aber nicht hier. Hier
strahlen die Steine überhaupt nichts aus. Tot, das ist es, was sie hier sind,
tot!« Er stieß gegen einen der Pfeiler, versuchte, ihn umzustoßen, aber er war
zu fest im Boden verankert. »Sie müssen alle herausgerissen werden, allesamt!
Wie viele Männer wirst du brauchen, um sie zu bewegen?«
»Dreißig?«, vermutete Saban. »Vierzig?«
»Du wirst noch mehr brauchen«, erwiderte Camaban. »Und du
wirst Männer und Ochsen benötigen, um die neuen Steine aus Cathallo hierher zu
schleppen.« Er verfiel in Schweigen und starrte auf den unfertigen Steinkreis.
»Ich wünschte wirklich, ich bräuchte nicht zu kämpfen«, sagte er schließlich,
dann wandte er sich zu seinem Bruder um. »Hast du schon jemals eine Schlacht
zwischen ganzen Stämmen erlebt?«
»Nein.«
»Jetzt wirst du eine solche erleben! Bevor sie beginnt,
ist jeder Mann ein Held, aber sobald die Pfeile losfliegen, stellt die Hälfte
von ihnen plötzlich fest, dass sie nicht kämpfen können, weil sie verstauchte
Knöchel oder eine Magenverstimmung haben.« Er lächelte. »Ich glaube, du wirst
dich als Held erweisen, Saban.«
»Ich dachte, ich sollte ein Baumeister sein?«
»Zuerst ein Krieger und danach ein Baumeister«, erklärte
Camaban. »Ohne dich würde ich nicht in die Schlacht ziehen, Bruder!«
Es war lange Zeit her, dass Saban gesehen hatte, wie
Krieger sich auf einen Kampf vorbereiteten; aber im Morgengrauen des nächsten
Tages beobachtete er, wie die Männer sich ihrer Kleidung entledigten und ihre
Körper mit einer Paste aus Wasser und Färberwaid beschmierten; anschließend
tauchten sie ihre Speerklingen und Pfeilspitzen in eine klebrige, zähflüssige
Masse aus Kot und Kräutersaft. Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht
hatte, tanzten die Speerkämpfer um Arryns und Mais Tempel, und ein Gefangener
aus Cathallo, der seit dem letzten Gefecht zwischen den beiden Stämmen streng
bewacht worden war, wurde im Tempel geopfert. Camaban wunderte sich über diesen
Brauch, der — wie Gundur ihm erklärte — damit begonnen hatte, dass die
Cathaller ihre Gefangenen vor einer Schlacht töteten; daraufhin hatte Lengar
befohlen, diesen Brauch auch in Ratharryn einzuführen, um sich für die
Ermordung seiner Männer zu rächen. Haragg protestierte gegen das Abschlachten,
aber Gundur versicherte ihm, dass es eine Opferung sei; so hielt der
Hohepriester die Schädelstange hoch, während Gundur, nackt und in blauer
Kriegsbemalung, ein Bronzemesser nahm und den Mann langsam vom Unterleib bis
zum Brustbein aufschlitzte. Dann tauchten Ratharryns Krieger ihre rechte Hand
in das Blut des Opfers, dessen langer Todesschrei eine Botschaft an die Götter
bedeutete, dass der Stamm in die Schlacht zog.
Saban tauchte seine Hand nicht in das Blut, und er tanzte
auch nicht um die Tempelpfeiler, als die Trommler einen schnellen Rhythmus auf
ihren mit Ziegenfell bespannten Fässern anstimmten. Stattdessen hockte er sich
neben Aurenna, die der Tötung des Gefangenen ungerührt zugeschaut hatte. »Ihr
werdet den Kampf gewinnen«, sagte sie. »Ich habe den Sieg im Traum gesehen.«
»Neuerdings hast du ziemlich viele Träume«, sagte er
verdrießlich.
»Weil ich hier bin«, erklärte Aurenna, »hier in Ratharryn
— wo Slaol mich hingeschickt hat.«
»Ich wünschte, wir könnten mit Lewydd nach Hause
zurückkehren«, sagte Saban. Er hatte Lewydd geholfen, die verbrannten und
verschrumpelten Leichen von Kereval und seinen Männern aus den Trümmern der
Festhalle zu bergen. Die Leichen sollten hoch oben auf dem grasbewachsenen
Hügel oberhalb von Slaols Tempel beerdigt werden, und anschließend würde Lewydd
das Gold nach Sarmennyn heimbringen.
»Dies ist jetzt mein Zuhause«, verkündete Aurenna. Sie
schaute zu, wie sich
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