Cromwell, Bernard
Boden, dann folgte ihm der Rest der Krieger in
den Wald. Camabans Geächtete, die zwischen den dunklen Bäumen zu Hause waren,
gingen als Kundschafter voraus, fanden jedoch keinen Feind.
Sie kamen in den Wäldern nur langsam voran, weil das Laub
der Bäume Lahannas Licht verdeckte und die Speerkämpfer sich nur vorsichtig
bewegen konnten, ständig auf der Hut. Sie hielten an, als sie die höchste
Bodenerhebung erreichten, und dort warteten sie die kalte, stille Nacht
hindurch. Gundur und Vakkal waren unruhig, denn bisher hatte Cathallo noch nie
Ratharryns Krieger kampflos die Marschgebiete durchqueren lassen: Sie waren
jetzt tief in das Gebiet des Feindes vorgedrungen und befürchteten einen
Überfall aus dem Hinterhalt; aber es kamen keine Pfeile oder Speere aus der
Dunkelheit geflogen. In der Vergangenheit, erklärte Gundur, hatte Cathallo
Ratharryns Krieger gezwungen, sich ihren Weg in diese Hügel zu erkämpfen, wo
sie ständig von versteckt lauernden Bogenschützen beschossen worden waren; aber
heute schienen die Wälder menschenleer, was jeden Krieger dazu verleitete, zu
glauben, dass Cathallo nichts von ihrem Kommen ahnte. Als der neue Tag
heraufdämmerte, wallte feiner Nebel herab. Junge Füchse tollten auf einer
Lichtung, als Camaban und seine Krieger ihren Vormarsch fortsetzen, und die
Männer fassten die Anwesenheit der Fuchsjungen als gutes Omen auf; denn die
Tiere hätten ganz sicherlich niemals ihren Bau verlassen, wenn Cathallos
Kämpfer zwischen den Bäumen umhergehuscht wären. Aber dann - gerade als die
Krieger neuen Mut fassten, beflügelt von der Hoffnung auf einen leichten Sieg
- ertönte plötzlich ein schreckliches Gebrüll, das die Männer veranlasste, sich
hastig zu ducken, und selbst Camabans gestreiftes Gesicht verriet auf einmal
Furcht. In den Büschen war ein seltsames Trampeln und Stampfen zu hören - nicht
schnell, so wie die Bewegungen eines Hirsches, und auch nicht langsam und
witternd wie die Schritte eines Angreifers - sondern wie etwas Riesiges und
Massiges, das sich unaufhaltsam einen Weg durch den Nebel bahnte, um den
gesamten Kriegerverband vor Angst erzittern zu lassen.
Das Furcht erregende Geräusch kam immer näher. Saban hatte
einen Pfeil in seinen Bogen eingespannt, obwohl er bezweifelte, dass eine
Feuersteinpfeilspitze irgendetwas gegen einen bösen Zauber von Cathallo
ausrichten könnte; dann erschien plötzlich ein Ungeheuer mit einem wuchtigen
Kopf, gekrönt von breiten, ausladenden Hörnern, die sich nach vorn krümmten. Es
war kein böser Zauber aus Cathallo und auch kein Drachen, sondern ein Bulle,
doppelt so groß wie der größte Auerochse, den Saban jemals gesehen hatte: ein
massiges Geschöpf mit gewaltigen Muskeln, schwarzem Fell, gefährlich spitzen
Hörnern und kleinen, glühenden Augen. Es blieb stehen, als es die Menschen sah,
schwang seinen mit Kot verkrusteten Schwanz und stampfte mit einem riesigen Huf
auf, bevor es abermals seine Herausforderung brüllte. Der Bulle hob den Kopf,
und aus seinem höhlenartigen Maul rann ein Strom von Speichel. Seine kleinen
Augen wirkten rot in dem matten Zwielicht. Einen Herzschlag lang dachte Saban,
das Tier würde den Kriegerverband angreifen, doch dann schwang es plötzlich
herum und trampelte in nördlicher Richtung davon. »Ein Omen!«, rief Camaban.
»Ihm nach!«
Saban hatte Camaban noch nie so erregt erlebt. Die übliche
dünkelhafte Gelassenheit seines Bruders hatte ein fast kindlicher Elan
verdrängt, geboren aus einer Nervosität, die ihn laut und ausgelassen machte.
Lengar hätte sich unter denselben Umständen still und abwartend verhalten, wie
Saban vermutete; aber die Krieger folgten Camaban noch immer durchaus willig.
Er mochte zwar wie ein Krieger gekleidet sein, doch die Speerkämpfer glaubten,
dass er ein Zauberer sei, der Cathallo eher mit bösen Zaubern und Flüchen
vernichten konnte als mit Speeren, das Fehlen jeglicher Feinde im Wald hatte
sie zusätzlich davon überzeugt, dass seine Zaubersprüche wirkten.
Kurz nachdem sie am Waldrand anlangten, ging die Sonne
auf. Der Nebel war jetzt milchig weiß und sehr dicht, er verhüllte die Welt
ringsum. Die Männer, die in der Nacht noch so zuversichtlich gewesen waren, wurden
jetzt aber doch von Unruhe erfasst. Sie hatten es noch nie zuvor geschafft, so
tief in Cathallos Gebiet vorzudringen, und diese große Leistung hätte sie
eigentlich ermutigen müssen; aber der Nebel machte ihnen Angst, denn als sie
nun die Sicherheit der Bäume verließen, schien
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