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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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die Krieger einer nach dem anderen über den ausgenommenen
Leichnam beugten. »Alles das hier muss so geschehen«, sagte sie glücklich. »Wir
wussten nicht, was Slaol beabsichtigte, als wir aus Sarmennyn kamen. Wir
dachten, wir brächten nur Steine her! Aber stattdessen will er uns hier in
Ratharryn haben, um zu seinem Ruhme zu wirken!«
    »Dann sind also all die Mühen umsonst gewesen?«, fragte
Saban bitter. Er hatte die besten Jahre seines Lebens dafür geopfert, die
Steine aus Sarmennyn zu transportieren, nur um jetzt, nachdem die Aufgabe
endlich vollbracht war, feststellen zu müssen, dass sie unbrauchbar waren.
    Aurenna schüttelte den Kopf. »Die Jahre waren nicht
vergeudet«, sagte sie ruhig. »Sie waren Slaol gewidmet, als Beweis dafür, dass
wir im Stande sind, große Dinge für ihn zu tun - aber jetzt müssen wir noch
mehr tun. Scathels Tempel war ein Ort zum Töten, genauso wie der Meerestempel,
und unser neues Heiligtum soll ein Tempel des Lebens werden.«
    Saban überlief ein Schauder. »Derrewyn hat einmal gesehen,
dass unser neuer Tempel vor Blut dampfen würde. Sie sagte, die Sonnenbraut
würde dort sterben. Sie sagte, du würdest
dort sterben.«
    Aurenna lachte leise. »Saban! Saban! Derrewyn ist eine
Feindin. Sie würde wohl kaum lobend über das sprechen, was wir tun. Und es
wird kein Blutvergießen geben. Haragg hasst Opferungen! Er verabscheut sie!«
Sie berührte ihn am Arm. »Vertrau uns«, sagte sie beschwörend. »Slaol ist in
unserem Inneren! Ich kann ihn fühlen wie ein Kind in meinem Leib.«
    Haragg sollte den Kriegerverband anführen. Es wurde von
dem Hohepriester erwartet, dass er mit nach Cathallo ging, obwohl Saban
überrascht war über Haraggs Begeisterung. »Ich habe immer etwas gegen Töten
und Blutvergießen gehabt«, gestand der mürrische Hohepriester, »aber Krieg ist
etwas anderes. Wenn du ihnen nicht Frieden angeboten hättest, Saban, wäre ich
jetzt sehr unglücklich - aber sie haben ihre Chance gehabt und sie
ausgeschlagen; deshalb müssen wir jetzt Slaols Pflicht tun.«
    Haragg trug die Stange mit dem Totenschädel des Stammes,
die er nun in Arryns und Mais Tempel brachte, wo sich die Krieger versammelt
hatten. Camaban hatte eine von Lengars alten Hemden mit den aufgenähten
Bronzestreifen angezogen, und an seiner Hüfte hing Lengars Bronzeschwert. Er
hatte seine Hand in das Blut des geopferten Gefangenen getaucht und es sich
dann in sein schwarz tätowiertes Gesicht geschmiert; im Verein mit seinen
langen schwarzen Haaren, die wirr und zottelig um seinen Kopf hingen, sah er
aus wie eine Gestalt aus einem Albtraum. Jetzt machte er Haragg ein Zeichen,
den Totenschädel zu senken, dann legte er seine blutbeschmierte Hand auf den
vergilbten Schädel und schrie: »Ich schwöre bei unseren Ahnen, dass wir Cathallo
vernichten werden!«
    Mehr als zweihundert Krieger waren Zeuge des feierlichen
Eids. Die meisten waren alte Recken aus Lengars Kriegen, ein paar junge
Burschen gab es auch, die zwar ihre Mannhaftigkeitsprüfungen abgelegt hatten,
aber noch nicht die Tätowierungen von Männern trugen; denn sie hatten noch
nicht im Kampf getötet. Am wildesten gebärdeten sich die Geächteten, die zusammen
mit Camaban aus den Wäldern gekommen waren. »Wir marschieren jetzt und werden
Cathallo morgen bei Tagesanbruch erreichen«, rief Camaban, »dann greifen wir
gleich an. Slaol hat zu mir gesprochen. Das hat er schon immer getan. Seit
meiner Kindheit kommt er zu mir — aber jetzt spricht er sehr viel deutlicher
und verkündet uns einen großen Sieg! Wir werden Cathallo erobern! Wir werden
viele Speerkämpfer töten und viele Gefangene machen. Wir werden der Bedrohung
durch Cathallo ein Ende bereiten, jetzt und für alle Zeit, und eure Kinder
werden in einem Land des Friedens aufwachsen!«
    Die Männer jubelten ihm zu, und die Frauen des Stammes
stimmten in den Beifall ein; dann schlugen die Trommler auf ihre Felltrommeln,
der Kriegerverband setzte sich in Marsch und folgte Camaban nach Norden in die
Wälder. Sie marschierten den ganzen Nachmittag, und es war schon fast dunkel,
als sie die Sümpfe um Maden herum erreichten; aber ihr Weg durch das nasse
Land wurde von einem weißen, hoch am Himmel stehenden Mond erhellt, dessen
Licht die Bäche versilberte und auf die gespenstisch weißen Totenschädel
schien, die Cathallo am Rand der bewaldeten Hügel aufgepflanzt hatte, um die
Leute aus Ratharryn abzuschrecken. Camaban riss einen der Totenschädel von
seiner Stange und warf ihn zu

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