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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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krächzte er dann als Camaban. »Er
spricht zu mir und durch mich. Der große Gott kommt zu mir und fragt, warum ihr
nicht alle tot seid. Warum sollten wir nicht eure Kinder nehmen und ihnen die
Schädel an den Tempelpfeilern zertrümmern?« Die Frauen schrien entsetzt. »Warum
nicht eure Kinder in Slaols Feuer verbrennen?«, schrie der Zauberer. »Warum
nicht eure Frauen schänden und eure Männer lebendig in den Kotgruben begraben? Warum
nicht?« Diese letzten beiden Worte kamen als ein schrilles Kreischen
aus seinem Mund.
    »Weil ich es nicht zulassen werde.« Wieder erklang Sannas'
Stimme. »Mein Volk wird Ratharryn gehorchen, sie werden gehorchen. Auf die
Knie, Sklaven, auf die Knie mit euch!« Und die Leute von Cathallo sanken vor
Camaban auf die Knie. Einige reckten ihm die Hände hin. Frauen umklammerten
ihre Kinder und flehten um ihr Leben; aber Camaban wandte sich schweigend ab,
ging zu dem nächsten Steinpfeiler und lehnte den Kopf dagegen.
    Saban stieß den angehaltenen Atem in einem tiefen Seufzer
aus, obwohl ihm gar nicht bewusst gewesen war, dass er die Luft angehalten
hatte. Die Leute von Cathallo lagen noch immer auf den Knien, nackte Angst auf
den Gesichtern; so fanden Gundurs Speerkämpfer sie vor, als sie durch den
Westeingang in den Tempel marschierten. Gundur ging auf Camaban zu. »Töten wir
sie?«
    »Sie sind jetzt Sklaven«, erwiderte Camaban ruhig, »und
tote Sklaven können nicht arbeiten.«
    »Dann vielleicht nur die Alten?«
    »In Ordnung, tötet die Alten«, erklärte Camaban, »aber
lasst die anderen leben.« Er wandte sich um und starrte auf die kniende
Menschenmenge. »Denn ich bin Slaol, und dies sind die Sklaven, die mir einen
Tempel bauen werden.« Er hob die Arme zur Sonne. »Denn ich bin Slaol!«, schrie
er abermals triumphierend, »und sie werden mein Heiligtum erbauen!«
     
    Camaban überließ es Gundur, Cathallo zu regieren. »Erhalte
die Leute am Leben«, wies er Gundur an, »denn im Frühjahr werden wir ihre
Arbeitskraft brauchen.« Gundur hatte auch den Befehl, die Wälder nach Derrewyn
abzusuchen, deren Leiche noch nicht gefunden wurde, und nach ihrer Tochter, die
ebenfalls spurlos verschwunden war. Rallins Ehefrauen und Kinder waren
aufgespürt worden, und ihre Leichen verwesten jetzt in einem flachen Grab.
Morthor wurde unter einem Grabhügel beerdigt; es war ein neuer Hohepriester
ernannt worden, jedoch erst, nachdem der Mann Camabans missgestaltete Füße
geküsst und feierlich geschworen hatte, ihm zu gehorchen.
    So kehrte Camaban im Triumph nach Ratharryn zurück, wo er
den ganzen Winter über mit Holzklötzen spielte. Er hatte Saban gebeten, diese
Klötze für ihn zu schnitzen, hatte darauf bestanden, dass das Holz eine Form
haben musste, die Tempelpfeilern ähnelte; immer noch mehr verlangte er davon
und verschwand dann in seiner Hütte, wo er die Klötze wie besessen ständig neu
ordnete. Zuerst stellte er die Holzklötze in zwei Kreisen auf, der eine Kreis
innerhalb des anderen, genau wie bei dem unvollendeten Tempel aus Sarmennyns
Steinen, den Saban jetzt wieder abriss; aber nach einer Weile verwarf Camaban
die Doppelkreise wieder und entwarf stattdessen einen Tempel nach dem Muster
des bereits existierenden Sonnentempels direkt außerhalb von Ratharryns
Eingang. Er entwarf einen ganzen Wald von Pfeilern; aber nachdem er tagelang
über dem Entwurf gebrütet hatte, fegte er es kurzerhand doch beiseite. Er
versuchte, Slaols und Lahannas Muster in Stein nachzubilden: zwölf Kreise in
dem Rand eines größeren Kreises; doch als er sich tief hinunterbeugte - ein
Auge dicht am Boden —, damit er die Holzklötze aus einem anderen Blickwinkel
betrachten konnte, sah er nur Unordnung und Durcheinander; also verwarf er auch
diese Anordnung wieder.
    Es war ein kalter Winter und einer, der Hunger mit sich
brachte. Lewydd schaffte Ereks Gold nach Sarmennyn zurück, ihn begleitete ein
halbes Dutzend von Vackals Männern, die den Rest ihres Lebens in der alten
Heimat verbringen wollten; aber trotzdem blieb eine beachtliche Horde von
Mäulern in Ratharryn übrig, die gestopft werden mussten — und Lengar hatte nie
so sorgsam darauf geachtet, Nahrungsmittel einzulagern und Vorratswirtschaft
für Notzeiten zu betreiben wie sein Vater; deshalb waren die Getreidegruben
jetzt ziemlich leer. Camaban kümmerte sich nicht darum, denn seine Gedanken kreisten
nur selten um etwas anderes als seinen Tempel. Er war jetzt Clanführer von
zwei Stämmen; dennoch übernahm er keine der

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