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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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manchmal hat Galeth auch einen Stamm
gefunden, der vom Fuß bis hinauf zur Krone überall gleich breit war, und diese
Stämme, sagt er, sehen alle aus, als ob sie oben breiter wären. Diejenigen, die
oben schmaler werden, die sehen gerade aus, während die geraden Stämme
irgendwie unförmig wirken. Daher sollst du die Steine so formen, dass sie sich
nach oben hin verjüngen. Mach sie oben etwas schmäler.« Camaban warf den Kreidebrocken
weg und rieb sich den Staub von den Händen. »Du brauchst sie nicht stark
zuzuspitzen, nur ein wenig. Sagen wir, eine Handbreit auf jeder Seite? Auf
diese Weise werden sie alle gleichmäßig aussehen.«
    Einen Mond später erklärte Camaban, Aurenna hätte
geträumt, dass die Oberfläche der Steine wie poliert glänzte, und zu diesem
Zeitpunkt war Saban bereits derart gegen das immense Unternehmen abgestumpft,
dass er nur nickte. Er versuchte gar nicht erst, Camaban klar zu machen, welch
ungeheure Anstrengung allein schon dafür nötig war, jeden fertigen Stein
herumzudrehen, damit seine vier Seiten auch noch geschliffen werden konnten;
stattdessen wies er einfach sechs der jüngeren Sklaven an, mit dem Polieren
einer der fertigen Steinpfeiler zu beginnen. Sie rieben unentwegt Steinhämmer
hin und her und schütteten manchmal eine Mischung aus feinen
Feuersteinsplittern, Sand und Steinstaub auf die Oberfläche, um dieses
Schmirgelmittel in den störrischen Stein einzureihen. Den ganzen Sommer über
scheuerten und rieben sie unermüdlich mit den Hämmern über den rauen Stein,
rissen sich die Hände blutig, während sie sich mit dem feuersteinhaltigen
Schleifstaub abplagten. Am Ende des Sommers wies der Stein schließlich einen
Fleck von der Größe eines Lammfells auf, der glatt war und - wenn nass -
glänzend. »Mehr!«, forderte Camaban, »mehr! Mach ihn von oben bis unten glatt!«
    »Du musst mir mehr Arbeiter beschaffen«, sagte Saban.
    »Warum peitschst du nicht die aus, die du hast?«, fragte
Camaban.
    »Sie dürfen nicht gepeitscht werden«, schaltete sich
Haragg ein. Der Hohepriester hinkte jetzt, sein Rücken war krumm geworden und
seine Muskeln erschlafft, aber seine tiefe Stimme erfüllte noch immer eine
enorme Kraft. »Sie dürfen nicht ausgepeitscht werden«, wiederholte er streng.
    »Warum nicht?«, begehrte Camaban auf. »Es ist ein Tempel,
der den Leiden und Nöten der Welt ein Ende machen soll«, polterte Haragg.
»Willst du, dass er aus Blut und Schmerz entsteht?«
    »Ich will, dass er gebaut wird, verdammt noch mal!«,
schrie Camaban. Einen kurzen Moment lang schien es so, als ob er seinen
kostbaren Streitkolben auf einen der Felsblöcke niederkrachen lassen würde, und
Saban zuckte zusammen, in der Befürchtung, dass der glatte Steinkopf in
tausend Splitter zerbrechen würde - aber Camaban beherrschte seine Wut. »Slaol
will, dass er gebaut wird«, keifte er stattdessen. »Er sagt mir, dass es
machbar ist, und trotzdem geschieht hier nichts! Überhaupt nichts! Bei dem
Schneckentempo, mit dem die Arbeit vorangeht, könnte man auch ebenso gut auf
die Steine pissen!«
    »Beschaffe Saban mehr Arbeiter«, meinte auch Haragg; also
führte Camaban Stoßtrupps bis tief in die nördlichen Länder und brachte
Gefangene mit zurück, die unbekannte Sprachen sprachen, Sklaven, die ihre
Gesichter rot tätowiert hatten, Sklaven, die Götter verehrten, von denen Saban
überhaupt noch nie gehört hatte. Aber es wurden immer mehr Männer für die Arbeit
benötigt, die mörderisch hart war und quälend langsam voranging - die hohen
Felsblöcke, die die Pfeiler des Sonnenhauses in der Tempelmitte bilden würden,
fehlten noch in Ratharryn. Saban hatte die großen Schlittenkufen
zurechtgeschnitten und geformt und die Balken in Cathallo ablagern lassen; aber
es hatte bisher noch kein Versuch stattgefunden, die riesigen Steine zu transportieren.
    Er ging zu Galeth, um sich bei ihm Rat zu holen. Sein
Onkel war jetzt alt und schwach, sein schütteres Haar weiß, und sein Bart
bestand aus ein paar spärlichen Restbüscheln. Lidda, seine Ehefrau, lebte seit
einiger Zeit nicht mehr, und Galeth war jetzt blind; aber er konnte sich auch
ohne Augen noch immer Steine und Hebelstangen und Schlitten vorstellen. »Einen
großen Stein zu transportieren ist nicht anders, als einen kleinen
fortzuschaffen«, erklärte er Saban. »Nur muss dann alles größer sein: der
Schlitten, die Hebel und die Ochsengespanne.« Galeth zitterte am ganzen
Körper. Es war ein warmer Abend, trotzdem hatte er ein

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