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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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kurzen, angespitzten
Pfahl und einen Steinhammer mitgebracht, die sie jetzt Mereth reichten. Er
kauerte sich neben die Leiche seines Vaters und schlug den Geisterpfahl in den
Boden, bis er auf das kreidehaltige Muttergestein traf; dann schlug er erneut
dreimal auf den Pfahl, um Garlanna mitzuteilen, dass eine weitere Seele aus
ihrem Reich verschieden war. Saban schloss die Augen und wischte eine Träne
fort.
    »Was ist das denn?«, fragte Haragg; Saban drehte sich um
und sah, dass der Hohepriester stirnrunzelnd auf das Gras neben einer halb
verwesten Leiche starrte. Saban trat über den Leichnam hinweg und sah, dass
jemand eine Raute in das gelbe, verdorrte Gras eingeritzt hatte. »Es ist
Lahannas Zeichen«, sagte Haragg stirnrunzelnd.
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Saban.
    »Dies ist nicht ihr Tempel!«, befand Haragg; dann schabte
er mit der Fußspitze über die Zeichnung, um die Raute auszulöschen. »Vielleicht
ist es nur ein Kinderstreich«, sagte er. »Kommen Kinder hierher?«
    »Eigentlich dürfen sie es nicht«, räumte Saban ein, »aber
sie tun es trotzdem. Ich bin früher auch hierher gekommen.«
    »Also doch ein Kinderstreich«, meinte Haragg und
betrachtete die Sache damit offensichtlich als erledigt. »Sind wir fertig?«
    »Wir sind fertig«, bestätigte Saban.
    Mereth schenkte seinem toten Vater einen letzten Blick;
dann ging er aus dem Tempel und warf das Efeu, das den Leichnam bedeckt hatte,
in das tiefe Loch hinunter, das zu Garlannas Haus führte. Er und seine
Halbbrüder wanderten weiter durch Haselnussbäume und Birkenbestand, bis Mereth
plötzlich merkte, dass Saban noch immer bei dem Toten verweilte. »Kommst du
nicht mit?«, rief er zurück.
    »Ich möchte hier noch ein Gebet sprechen«, rief Saban.
»Allein.«
    Also kehrten Mereth und die anderen zur Siedlung zurück,
Saban indessen wartete inmitten des widerlichen Gestanks. Er wusste, wer die
Raute in die fruchtbare Erde des Totenhauses geritzt hatte, deshalb blieb er neben
dem bleichen Leichnam seines Onkels stehen, bis ein Rascheln von den Bäumen
herüberdrang. »Derrewyn«, sagte er, während er sich zu dem Geräusch umdrehte,
erstaunt über den Eifer, der in seiner Stimme mitschwang.
    Und Derrewyn überraschte ihn, indem sie lächelte, als sie
zwischen den Bäumen hervortrat - dann erlebte er jedoch eine noch größere
Überraschung; denn als er den flachen Ringwall und Graben überquert hatte,
legte sie ihm die Hände auf die Schultern und küsste ihn. »Du siehst älter
aus«, sagte sie.
    »Ich bin auch älter geworden«, erwiderte Saban.
    »Graue Haare!« Sie berührte seine Schläfen. Derrewyn war
erschreckend mager und ihr Haar wirr und schmutzig. Sie führte das Leben einer
Vogelfreien, hetzte von Wald zu Wald, ständig auf der Flucht vor Verfolgern;
ihre Pelze starrten vor getrocknetem Schlamm und toten Blättern. Ihr Haut
spannte sich straff über ihren Wangenknochen, was Saban unwillkürlich an Sannas
Totenschädel erinnerte. »Sehe ich auch älter aus?«, fragte sie.
    »So schön wie immer«, stotterte Saban.
    Sie lächelte. »Du lügst«, sagte sie sanft.
    »Du solltest nicht hier sein«, schalt Saban sie. »Camabans
Speerkämpfer suchen immer noch nach dir.« Die Gerüchte, dass Derrewyn überlebt
hatte, waren nie verstummt, und Camaban hatte Kriegerverbände und Hunde
ausgeschickt, um die Wälder zu durchkämmen.
    »Ich sehe sie«, sagte Derrewyn verächtlich. »Tollpatschige,
ungeschickte Speerkämpfer, die durch die Bäume trampeln und ihren Hunden
folgen, aber kein Hund kann meinen Geist sehen. Weißt du übrigens, dass Camaban
mir einen Boten geschickt hat?«
    »Das hat er getan?« Saban wunderte sich.
    »Er hat einen Sklaven in die Wälder entlassen, der
Camabans Worte im Kopf trug. >Komm nach Ratharryn<, sagte er, >und
knie vor mir nieder, und ich werde dich am Leben lassen und dir erlauben,
Lahanna zu verehren.<« Derrewyn lachte bei der Erinnerung. »Ich habe den
Sklaven wieder zu Camaban zurückgeschickt. Oder genauer gesagt - ich habe
seinen Kopf auf Ratharryns Schutzwall hinterlassen, mit herausgeschnittener
Zunge. Den Rest von ihm habe ich an die Hunde verfüttert. Hast du noch die
Goldraute?«
    »Natürlich.« Saban klopfte auf den Beutel, in dem er das
kleine Stück von Sarmennyns Schatz aufbewahrte.
    »Pass gut auf sie auf«, riet Derrewyn, dann ging sie zu
dem Graben des Totenhauses und starrte auf die Leichen. »Ich habe gehört«,
sagte sie über ihre Schulter, »dass deine Ehefrau eine Göttin

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