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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Saban zu. Ein einzelner junger Priester
begleitete ihn, die Schädelstange des Stammes in Händen.
    Es herrschte angespanntes Schweigen, als Camaban den
erhöhten Fußweg zwischen den beiden Eingangspfeilern entlangschritt, die aus
ihren Verankerungen herausgerissen und flach auf den Boden gelegt worden
waren, damit die längeren Steine in den Kreis geschleppt werden konnten. Seine
Miene verhieß nichts Gutes. Die Sklaven in Sabans Nähe wichen ängstlich zurück,
ließen ihn allein neben dem Mutterstein stehen, wo Camaban jetzt anhielt, um
sich im Tempel umzusehen - der Priester mit der Schädelstange zwei Schritte
hinter ihm. »Es sind keine Steine aufgestellt worden.« Seine Stimme klang
milde, aber er blickte Saban missbilligend an. »Warum sind immer noch keine
Steine aufgestellt worden?«
    »Sie müssen zuerst geformt werden.«
    »Diese da sind bereits geformt«, entgegnete Camaban und
zeigte mit seinem Streitkolben auf einige der Pfeiler für den Himmelskreis.
    »Wenn sie jetzt aufgestellt werden«, sagte Saban, »stehen
sie den größeren Steinen nur im Weg. Die größeren gehören zuerst aufgestellt!«
    Camaban nickte. »Aber wo sind diese denn?« Sein Ton war
sachlich, als ob er keinen Groll gegen Saban hegte — aber so viel Zurückhaltung
ließ seine Anwesenheit nur noch bedrohlicher erscheinen.
    »Der Erste ist hier«, sagte Saban und wies auf den gigantischen
Felsbrocken, der inmitten eines Haufens von Steinsplittern und Staub lag.
»Mereth hat den großen Schlitten nach Cathallo zurückgebracht und wird anschließend
den nächsten Findling herbringen. Aber dieser da« — er wies mit einer
Kopfbewegung auf den Hauptpfeiler — »wird noch vor der Wintersonnenwende
aufgestellt werden.«
    Camaban nickte erneut, anscheinend zufrieden. Er zog sein
Schwert, ging zu dem gewaltigen Klotz und begann, die Klinge am Felsbrocken zu
schärfen. »Ich habe mit Aurenna gesprochen«, sagte er, seine Stimme noch immer
ruhig und beherrscht, »und sie hat mir eine merkwürdige Geschichte erzählt.«
    »Über Leir?«, fragte Saban angespannt, während er seine
Anspannung zu verbergen trachtete. »Sie hat mir auch von Leir erzählt,
natürlich hat sie das getan.« Camaban hielt inne, um die Schärfe seiner
Schwertklinge zu prüfen, fand sie jedoch stumpf und begann abermals, mit der Schneide
über den Stein zu kratzen. Sie erzeugte ein klirrendes Geräusch. »Und ich bin
ganz deiner Meinung, Bruder, was Leir angeht«, fuhr er fort, während er Saban
anblickte. »Der Junge sollte ein Mann werden. Ich kann ihn mir nicht als
Priester vorstellen. Er hat keine Träume wie seine Schwester. Leir ist mehr wie
du. Aber ich glaube nicht, dass er bei dir leben sollte. Das Handwerk eines
Kriegers ist auch woanders erlernbar — zum Beispiel in Gundurs Haushalt.«
    Saban nickte widerstrebend. Gundur war kein grausamer
Mann, und seine Söhne wuchsen zu anständigen, achtbaren Männern heran. »In
Ordnung, das sehe ich ein«, erklärte er.
    »Nein«, fuhr Camaban fort, während er stirnrunzelnd eine
kleine Kerbe in der Schneide seines Schwertes betrachtete, »die seltsame
Geschichte, die Aurenna mir erzählt hat, handelte von Derrewyn.« Er blickte zu
Saban auf. »Sie lebt noch. Hast du das gewusst?«
    »Woher sollte ich das wissen?«, gab Saban sich ahnungslos.
    »Aber das Kind ist nicht bei ihr«, fuhr Camaban fort. Er
hatte sich aufgerichtet und blickte Saban jetzt starr in die Augen. »Ihr Kind,
so scheint es, lebt jetzt in einer Siedlung - weil Derrewyn befürchtete, es
würde in den Wäldern krank werden und sterben. Also hat sie es fortgeschickt.
Wohin wohl, was meinst du? Nach Cathallo? Oder vielleicht hierher? Nach
Ratharryn? Die Geschichte wird in den Hütten von Cathallo hinter vorgehaltener
Hand erzählt, aber Aurenna hört alles. Hast du diese Geschichte auch gehört,
Saban?«
    »Nein.«
    Camaban lächelte, dann machte er eine Gebärde mit seinem
Schwert; Saban wandte sich um und sah, dass zwei der Speerkämpfer Hanna
ergriffen hatten und aus der Hütte zerrten. Kilda schrie die Männer an, aber
ein dritter Krieger versperrte ihr den Weg, während das völlig verängstigte
Kind zu Camaban gebracht wurde. Saban tat einen Satz vorwärts, um Hanna aus der
Gewalt der Speerkämpfer zu befreien; doch einer von ihnen richtete drohend
seine Waffe auf Saban, während die anderen das Kind an Camaban übergaben, der
die Kleine packte und ihr sein frisch geschärftes Schwert an die Kehle hielt.
»Ihre Mutter - falls diese Frau, mit der

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