Cromwell, Bernard
was wieder einen
ganzen Tag in Anspruch nahm; aber schließlich stand er auf seinen Gleitrollen,
und Saban konnte dicke Lederseile um die gesamte Länge des Steins festzurren
und diese Seile an dem Zuggeschirr der sechzig Ochsen befestigen, die den
riesigen Steinpfeiler in seine Grube befördern würden.
Das Loch war das tiefste, das Saban jemals ausgehoben
hatte. Seine Tiefe entsprach fast der doppelten Körpergröße eines Mannes, und
Saban hatte die Rampe und die Stirnwand des Loches gegenüber der Rampe mit
gespaltenen Baumstämmen ausgekleidet und diese mit Schweinefett eingerieben.
Die Zugseile führten in gerader Linie über das Loch hinweg, dann über den
Graben und die Tempelwälle bis zu der Stelle, wo der Atem von sechzig Ochsen
weiße Dampfwölkchen in der kalten Luft bildete. Saban gab das Signal, und die
Ochsentreiber trieben ihre Tiere mit Stachelstöcken an; die geflochtenen
Zugriemen hoben sich vom Boden, spannten sich straff, zitterten, dehnten sich
und bewegten den Stein schließlich mit einem Ruck vorwärts. »Langsam jetzt!
Langsam!«, rief Saban. Er befürchtete, dass der Stein umkippen würde, aber er
glitt unbeschadet Stückchen für Stückchen vorwärts, während die hölzernen
Gleitrollen unter dem wuchtigen Pfeiler ächzten und knirschten. Sklaven zogen
die Rollen auf der Rückseite des Pfeilers weg, als er über die Grubenwand
hinauszuragen begann. Dann riss einer der Zugriemen, und es gab einen Moment
lang helle Aufregung und laute Rufe zusammen mit einer längeren Wartezeit,
während ein neuer Riemen geholt und an dem Zuggeschirr befestigt wurde.
Anschließend trieb man die Ochsen abermals an, und Fingerbreit
für Fingerbreit glitt der riesige Stein vorwärts, bis die Hälfte von ihm über
dem Rund schwebte und die andere Hälfte noch auf den Gleitrollen ruhte. Jetzt
zogen die Ochsen erneut an, und Saban rief den Treibern zu, die Tiere
anzuhalten, denn der Stein neigte sich schließlich. Einen Herzschlag lang
schien er auf dem Rand der Kante zu balancieren, dann krachte seine vordere
Hälfte auf die Holzbohlen hinunter. Der Boden erzitterte unter der Wucht des
Aufpralls, dann glitt der gewaltige Stein die Rampe hinunter, um an der
Stirnseite des Loches zum Halten zu kommen.
Saban ließ den Stein über Nacht dort liegen. Ein Ende des
Brockens ragte schräg in den Himmel, und der gemeißelte Zapfen dort oben, mit
dem der Deckstein des höchsten Torbogens verankert würde, hob sich dunkel
gegen den von Sternen übersäten Winterhimmel ab.
Am nächsten Tag wies Saban fünfzig Sklaven an, Körbe mit
Kreidegeröll und Flusskieseln zum Rand des Loches zu schleppen, dann schlang er
zehn Seile um den in Seitenlage ruhenden Stein. Er führte die Seile über einen
Dreifuß, der viermal so groß wie ein ausgewachsener Mann war, und von dort aus
zu den Ochsen, die hinter dem Tempelgraben warteten. Die Aussparung auf dem
Scheitelpunkt des Dreifußes, durch die die Seile laufen würden, war glatt
geschmirgelt und eingefettet. Die Seile selbst waren ebenfalls mit Fett
gleitfähig gemacht worden. Camaban und Haragg erschienen beide, um Zeuge des
großen Augenblicks zu sein - der Hohepriester konnte seine Erregung kaum
zügeln. »Ich glaube nicht, dass schon jemals ein größerer Stein als dieser aufgestellt
wurde!«, rief er.
Und wenn er jetzt bricht, dachte Saban düster, wird der
Tempel nie erbaut werden; denn es gab nirgendwo einen Felsbrocken, der lang
genug war, um diesen großen Pfeiler zu ersetzen.
Es dauerte den größten Teil des Vormittags, die Ochsengespanne
einzuteilen, die Beine des Dreifußes fest in kleinen Gruben zu verankern, die
gleich innerhalb des Tempelwalls gegraben wurden, und die Zugriemen ordnungsgemäß
anzubringen; aber schließlich war alles fertig; Saban gab den Ochsentreibern
ein Zeichen und beobachtete dann atemlos, wie sich die zehn Zugriemen vom
Boden hoben. Der Dreifuß senkte sich ein Stückchen in den Erdboden, er
knirschte und ächzte, und die Seile strafften sich, bis sie zum Anschlag
gespannt waren. Die Männer hinter dem Graben trieben die Ochsen mit ihren
Stachelstöcken an, dass das Blut an ihren Flanken herablief. Die Zugseile
schienen sich auf dem Scheitelpunkt des Dreifußes verfangen zu haben, denn es
gab einen plötzlichen Ruck und ein Zittern, doch dann glitten sie weiter.
Leider klaffte eine kleine Lücke zwischen dem Steinpfeiler und der Rampe, und
die Sklaven begannen, die Lücke hastig mit den Steinen auszufüllen, die sie
vom Fluss
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