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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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erinnerte sich wieder an das, was Galeth so
unmittelbar vor seinem Tod gesagt hatte. »Was haben sich die Leute von Cathallo
dabei gedacht, als sie damals diese riesigen Steinbrocken von den Hügeln
heruntergeschleppt haben für ihre Tempelanlage?«, fragte er Derrewyn. »Welches
Wunder erwartete man von diesen Steinen?«
    Derrewyn starrte ihn einen Moment lang schweigend an,
wusste aber keine Antwort darauf. Sie wandte sich an Kilda. »Morgen«, sagte
sie, »wirst du den Sklaven sagen, dass sie am Vorabend des
Wintersonnenwendfests umgebracht werden sollen. Sag ihnen das in meinem Namen.
Und sag ihnen auch, dass es morgen Nacht einen Pfad aus Licht geben wird, um
sie in Sicherheit zu bringen. Und du, Saban« — sie zeigte mit einem knochigen
Finger auf ihn — »du wirst morgen Nacht in Ratharryn schlafen und Leir und
meine Tochter wieder auf die Insel schicken. Wenn Hanna in Ratharryn bleibt,
wird sie mit Sicherheit getötet werden, denn sie ist noch immer eine Sklavin
dieses Tempels — selbst wenn sie bei deinem Sohn liegt.«
    Saban runzelte die Stirn. »Und was wird aus Leir?«
    »Wir werden zurückkommen«, versicherte Derrewyn ihm. »Ganz
bestimmt. Und eins kann ich dir garantieren, Saban ... bei meinem Leben! Dein
Bruder hat Recht, Saban. An dem Tag, an dem dieser Tempel geweiht wird, werden
die Toten umgehen. Du wirst es erleben. In drei Tagen, wenn die Dunkelheit über
Ratharryn hereinbricht, werden die Toten umgehen!«
    Sie zog sich die Kapuze wieder über den Kopf und tauchte
ein ins Dunkel.
     
    20. KAPITEL
     
    K ilda wollte nicht mit Saban in die
Siedlung zurück. »Ich bin eine Sklavin«, erklärte sie ihm. »Wenn sie mich in
Ratharryn finden, werden sie mich umbringen.«
    »Das würde ich niemals zulassen«, protestierte Saban.
    »Der Tempel hat deinen Bruder in den Wahnsinn getrieben«,
sagte Kilda, »und was du nicht zulassen willst, wird ihm die größte Wonne
bereiten. Ich werde hier bleiben und dann über Derrewyns Pfad aus Licht fliehen.«
    Saban akzeptierte ihre Entscheidung, wenn auch sehr
ungern. »Ich werde langsam alt«, sagte er, »und meine Knochen schmerzen. Wie
soll ich es ertragen, jetzt auch noch eine dritte Frau zu verlieren?«
    »Du wirst mich nicht verlieren«, versprach Kilda. »Wenn
der Wahnsinn vorbei ist, werden wir wieder zusammen sein.«
    »Nach diesen bösen Tagen«, verkündete Saban, »werde ich
dich heiraten.«
    Mit diesem Versprechen ging er nach Ratharryn. Er war in nervöser
Stimmung, stellte jedoch bald fest, dass das auf alle Bewohner der Siedlung
zutraf, die von banger Erwartung erfüllt waren. Alle harrten gespannt der
Tempelweihe in zwei Tagen, obwohl sich anscheinend keiner außer Camaban sicher
war, welche Veränderungen dann eintreten würden - selbst Camaban drückte sich
nur vage aus. »Slaol wird an seinen richtigen Platz zurückkehren«, war alles,
was er von sich gab, »und unsere Nöte und Sorgen werden zusammen mit dem Winter
auf immer gebannt sein.«
    An diesem Abend aß Saban in Mereth' Hütte, wo sich noch
ein Dutzend anderer Leute eingefunden hatten. Sie brachten Essen, sangen und
erzählten sich alte Geschichten. Es war die Art von geselligem Beisammensein,
die Saban in seiner Jugend stets genossen hatte; doch an diesem Abend sangen
sie nur halbherzig, weil alle in der Hütte mit ihren Gedanken bei dem Tempel
waren. »Du kannst uns doch sicher sagen, was geschehen wird«, forderte ein Mann
Saban heraus.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Zumindest deine Sklaven werden glücklich sein«, meinte
ein anderer.
    »Glücklich?«, fragte Saban.
    »Camaban wird ein Festmahl für sie veranstalten.«
    »Ein Festmahl mit reichlich Met«, warf Mereth ein. »Jede
Frau in Ratharryn ist angehalten, drei große Krüge voll zu brauen, und morgen
sollen wir die Krüge zum Tempel bringen, zur Belohnung für deine Sklaven. In
ganz Ratharryn gibt es keinen Honig mehr!«
    Saban wünschte, er könnte glauben, dass Camaban wirklich
vorhatte, den Tempelarbeitern ein Festmahl zu bereiten; aber er hatte den
Verdacht, dass der Alkohol nur dem Zweck diente, die Sklaven zu betäuben, bevor
die Speerkämpfer ihr Lager erstürmen würden. Er schloss die Augen, dachte an
Leir und Hanna, die in diesem Moment dem Fluss Mai nach Norden folgen sollten.
Er hatte die beiden zum Abschied umarmt und ihnen dann nachgeblickt, als sie
davonwanderten, mit nichts außer Leirs Waffen ausgerüstet. Saban hatte gewartet,
bis sie in dem winterlichen Wald verschwanden; ach, wie einfach und
unkompliziert

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