Cromwell, Bernard
Ratharryn hatten die Geschenke noch nicht von fremdländischer
Magie gereinigt. Hengall hielt Rat mit den Ältesten und wandte sich
gelegentlich fragend an die Priester, obwohl er dabei hauptsächlich mit Gilan
sprach. Der Priester hatte nun schon zweimal Cathallo einen Besuch abgestattet,
und er redete beschwörend auf Hengall ein, der ihm zuhörte, nickte und
schließlich von dem überzeugt schien, wozu auch immer Gilan ihn drängte.
Die Sonne stand schon ein ganzes Stück tiefer am Horizont,
als Hengall schließlich wieder seinen Platz einnahm; aber es war Sitte, dass
jeder Mann im Stamm seine Ansicht äußerte, bevor der Clanführer seinen Beschluss
verkündete. Es meldeten sich auch tatsächlich einige zu Wort, und die meisten
rieten, die Bezahlung der Fremdländischen anzunehmen. »Das Gold gehört nicht
uns«, sagte Galeth, »sondern wurde einem Gott gestohlen. Wie kann es uns da
Glück bringen? Gib den Leuten ihre Schätze zurück.« Stimmen murmelten beipflichtend,
dann schlug Lengar mit seinem Speerschaft auf den Boden, und das Raunen
erstarb, als Hengalls Sohn aufstand, um sich an die Menge zu wenden.
»Galeth hat Recht!«, begann Lengar und sorgte damit für
große Überraschung unter denjenigen, die glaubten, dass die beiden Männer
niemals einer Meinung sein könnten. »Die Fremdländischen sollten ihre Schätze
zurückbekommen. Aber wir sollten einen höheren Preis dafür verlangen als
diesen Ramsch aus ihren Hütten.« Er zeigte auf die Tauschwaren, die die Fremden
vor sich aufgehäuft hatten. »Wenn die Fremdländischen ihre Schätze zurückhaben
wollen, dann sollen sie mit all ihren Speeren und all ihren Bögen aus ihrem
fernen Land kommen und uns ein Jähr lang zu Diensten stehen.«
Haragg, der Dolmetscher der Fremdländischen, übersetzte
im Flüsterton für seine Gefährten, die besorgt dreinblickten, aber Hengall
schüttelte den Kopf. »Und wie sollen wir diese Horde von bewaffneten Fremden
ernähren?«, fragte er seinen Sohn.
»Sie werden sich von dem Getreide und dem Vieh ernähren,
das sie mit ihren Waffen erbeuten.«
»Und welches Getreide und welches Vieh soll das sein?«,
verlangte Hengall zu wissen.
»Das, was im Norden von uns wächst und grast«, antwortete
Lengar trotzig, und viele Stammesmitglieder bekundeten ihre Zustimmung. Der
Stamm von Sarmennyn war berühmt für seine Krieger. Es handelte sich um magere,
hungrige Männer aus einem kargen, unfruchtbaren Land, und sie nahmen sich mit
ihren Speeren, was ihr Boden nicht hervorbringen konnte. Derart gefürchtete
Gesellen würden sicherlich kurzen Prozess mit Cathallo machen, und noch mehr
von Hengalls Leuten erhoben ihre Stimmen zu Gunsten Lengars.
Hengall hob seine riesige Keule, um die Menge zum
Schweigen zu bringen. »Die Krieger von Sarmennyn«, zischte er, »ist noch nie
derart weit in das Herzland vorgedrungen. Und dennoch würdet ihr sie jetzt
dazu ermutigen? Und wenn sie tatsächlich mit ihren Speeren und ihren Bögen und
ihren Streitäxten kommen, wie werden wir sie dann wieder los? Was sollte sie
daran hindern, sich gegen uns zu wenden und uns anzugreifen?«
»Wir werden ihnen zahlenmäßig überlegen sein!«, erklärte
Lengar selbstsicher.
Hengall sah ihn verächtlich an. »Du weißt, wie viele
Speerkämpfer sie aufbieten können?«, hakte er nach, während er auf die Fremden
wies.
»Ich weiß, dass wir mit ihrer Hilfe unsere Feinde vernichten
können«, gab Lengar zurück.
Hengall erhob sich, um zu zeigen, dass Lengars Redezeit
vorbei war. Lengar blieb noch einige Sekunden stehen, dann hockte er sich
grollend nieder. Nun verkündete Hengall, um auch von den hinteren Reihen
gehört zu werden, lautstark: »Cathallo ist nicht unser Feind! Cathallo ist
mächtig, ja, aber das sind wir auch!
Wir beide sind wie zwei Hunde. Wir können uns bekämpfen
und uns gegenseitig verstümmeln — aber die Wunden, die wir einander zufügen
würden, wären so schwer, dass wahrscheinlich keiner von uns beiden überlebt.
Wenn wir jedoch gemeinsam jagen, werden wir beide Vorteile davon haben.« Der
Stamm starrte ihn in stummer Überraschung an. Sie hatten eine Entscheidung
wegen der Goldrauten erwartet, und stattdessen sprach der Clanführer von dem
Problem mit Cathallo.
»Gemeinsam!«, wiederholte Hengall. »Gemeinsam werden
Cathallo und Ratharryn so stark sein wie jedes Land auf dieser Erde! Deshalb
werden wir uns verbünden und einen engen Stammeszusammenhalt schaffen.« Diese
Nachricht entlockte der Menge ein weiteres
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