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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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beunruhigte die
Besucher trotzdem nicht wenig. »Kinder mögen glänzende Dinge«, fuhr Hengall
fort, während er mit einer Kopfbewegung auf die aufgespießten Trophäen wies,
»deshalb haben wir eure Schätze vielleicht aufgehoben, um die Kleinen zu
belustigen. Aber ihr sagt, ihr habt andere Dinge zum Tausch dafür mitgebracht?«
    Die Fremden breiteten ihre Geschenke aus. Es waren ein
paar prächtige Otter- und Seehundfelle, ein Korb mit Muscheln, drei
Bronzebarren, eine Kupferstange, einige spitze, seltsam anmutende Zähne, die,
wie sie behaupteten, von Meeresungeheuern stammten, ein Stück von einem
glänzenden Schildkrötenpanzer, und, das Beste von allem, mehrere
Bernsteinklumpen, die ebenso selten und kostbar wie Gold waren. Hengall musste
bemerkt haben, dass die Lederbeutel der Fremden immer noch halb voll waren,
denn er streckte sich, gähnte abermals betont gelangweilt, zupfte an seinem
struppigen Bart und sagte schließlich, dass er, wenn er nur schon einmal wach
sei, auch ebenso gut zu der Göttin Mai gehen könne, um mit ihr über seine
Absicht zu sprechen, ein paar Fische aus ihrem Fluss zu fangen. »Wir haben dort
gestern einen großen Hecht gesehen, stimmt's?«, rief er Galeth zu.
    »Einen riesigen Hecht.«
    »Ich esse gerne Hecht«, bemerkte Hengall.
    Hastig holten die Fremden weitere Bronzebarren aus ihren
Beuteln, und die Leute von Ratharryn zeigten ihr Erstaunen über den Wert der
Geschenke. Und die Fremden packten ständig weiter aus: ein paar wunderschön
geschnitzte Knochennadeln, ein Dutzend Knochenkämme, ein wirres Knäuel von
Fischhaken, drei Bronzemesser von außergewöhnlicher Feinheit und schließlich
eine Steinaxt mit einer sorgfältig behauenen Klinge, die eine bläuliche Färbung
besaß, durchsetzt von winzigen glitzernden Sprenkeln. Hengall lechzte regelrecht
nach dieser Axt, aber er zwang sich, unbeeindruckt zu klingen, als er sich laut
fragte, warum die Fremdländischen sich überhaupt die Mühe gemacht hatten,
solch armselige Gaben einen so weiten Weg zu schleppen.
    Der Anführer der Fremden fügte eine letzte Kostbarkeit zu
den Angeboten hinzu: einen Goldbarren. Der Barren hatte die Länge einer
Speerspitze und war so schwer, dass man ihn nur mit zwei Händen tragen konnte
- die zuschauende Menschenmenge keuchte hörbar auf. Allein dieser glänzende
Klumpen enthielt mehr Gold als sämtliche Rauten zusammengenommen. Die
Fremdländischen waren bekannt dafür, dass sie sich nur sehr widerwillig von
ihrem Gold trennten, dennoch boten sie Hengall jetzt ein großes Stück davon an;
das war ein Fehler, denn es stand in krassem Widerspruch zu ihrer Behauptung,
dass es sich bei den gestohlenen Schätzen lediglich um wertlose Kleinigkeiten
handele. Hengall, der noch immer Desinteresse heuchelte, setzte den Fremden so
lange zu, bis sie schließlich widerstrebend zugaben, dass die vermissten
Schätze überhaupt nicht unbedeutend waren, sondern heilige Objekte, die jedes
Jahr die Sonnenbraut schmückten. Die Schätze waren, wie der grimmig
dreinblickende Haragg gestand, Geschenke ihres Meeresgottes an Erek' persönlich
gewesen, und die Leute von Sarmennyn befürchteten, dass der Verlust dieser
Kostbarkeiten Unglück bringen würde. Die Fremden bettelten jetzt förmlich. Sie
wollten ihre Schätze zurückhaben und waren bereit, teuer dafür zu bezahlen,
weil sie schreckliche Angst vor Ereks Zorn hatten.
    »Erek ist ihr Name für Slaol«, erklärte Valan Hengall.
    Hengall, erfreut darüber, dass er den Fremden dieses
Geständnis abgerungen hatte, erhob sich von seinem Platz. »Wir werden über die
Angelegenheit nachdenken«, verkündete er.
    Aus der Siedlung wurde Essen herbeigebracht. Es gab kaltes
Schweinefleisch, Fladenbrot, geräucherten Fisch und Schüsseln mit Sternmiere
und Löwenzahnblättern. Die Fremden kauten argwöhnisch, weil sie Angst hatten,
vergiftet zu werden, fürchteten sich aber gleichzeitig davor, Anstoß zu
erregen, indem sie das Essen zurückwiesen. Nur ihr Priester nahm nichts von
den angebotenen Speisen, sondern lag schweigend da und starrte in den Himmel.
Gilan und die übrigen Priester von Ratharryn hockten dicht beieinander und
unterhielten sich hitzig im Flüsterton, während Lengar und seine Freunde eine
weitere kleine Gruppe auf der gegenüberliegenden Seite des Kreises bildeten.
Die Bewohner der Siedlung rückten näher, um die dargebotenen Geschenke zu inspizieren,
obwohl keiner von ihnen in den von Talismanen umsäumten Kreis hineintrat —
denn die Priester von

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