Cromwell, Bernard
ob er bemerkt habe,
wie gut der Weizen von Maden stand. »Offenbar hat das Unwetter diese Felder
verschont«, sagte Hengall neidisch; dann fügte er hinzu, dass er in den Wäldern
am Fluss ein paar schöne fette Schweine gesehen hatte.
Schweine und Weizen, sagte er, seien alles, was ein Volk
zum Leben brauche, und dafür danke er den Göttern. »Vielleicht auch nur
Schweine«, meinte er versonnen. »Vielleicht ist das alles, was wir als Nahrung
benötigen. Schweine und Fisch. Der Weizen ist nur eine Last. Er will sich
nicht selbst aussäen, das macht es so schwierig.« Hengall trug einen
Lederbeutel, der bei jedem Schritt klirrte, und Saban nahm an, dass er einige
der Schätze des Stammes enthielt. Die Leute, die ein ganzes Stück weiter vor
ihnen gingen, hatten zu singen begonnen, und der Gesang wurde zunehmend
lauter, als andere Stammesmitglieder die Melodie aufgriffen. Das Lied pflanzte
sich durch die Kolonne zu den hinter ihnen Wandernden fort, aber weder Hengall
noch Saban stimmten ein. »In ein paar Jahren«, sagte Hengall abrupt, »wirst du
alt genug sein, um Clanführer zu werden.«
»Wenn die Priester und die Leute einverstanden sind«,
meinte Saban vorsichtig.
»Die Priester braucht man nur zu bestechen«, vertraute
der Alte dem Jungen an, »und die Leute tun, was man ihnen sagt.« Eine Taube
erhob sich flügelschlagend aus dem Gebüsch, und Hengall blickte auf, um die
Richtung des Vogels zu verfolgen, in der Hoffnung auf ein gutes Omen. Und
tatsächlich flog die Taube in Richtung Sonne.
»Sannas wird dich sehen wollen«, sagte Hengall bedeutungsvoll.
»Knie vor ihr nieder und beuge den Kopf! Ich weiß, sie ist nur eine Frau, aber
behandle sie wie einen Clanführer!« Er runzelte die Stirn. »Sie ist eine harte
Frau, hart und grausam - aber sie hat große Macht und besitzt besondere Kräfte.
Die Götter lieben sie ... oder fürchten sie.« Verwundert schüttelte er seinen
zotteligen Kopf. »Sie war schon alt, als ich noch ein kleiner Junge war!«
Saban beschlich Furcht bei der Aussicht, Sannas zu
begegnen. »Warum wird sie mich sehen wollen?«
»Weil du ein Mädchen aus Cathallo heiraten sollst«, teilte
Hengall ihm klipp und klar mit, »und Sannas wird sie auswählen. In Cathallo
wird keine Entscheidung ohne Sannas getroffen. Sie nennen Kital zwar ihren
Clanführer, aber er kriecht vor der alten Frau im Staub. Das tun sie alle!«
Saban schwieg. Er wusste, er konnte weder ein Mädchen aus
Cathallo noch irgendein anderes heiraten, bis er die Prüfungen bestanden hatte,
die ihn zum Mann machen würden - aber die Idee gefiel ihm.
»Du sollst dir also eine Braut aus Cathallo nehmen«,
wiederholte Hengall, »zum Zeichen dafür, dass zwischen unseren beiden Stämmen
Frieden herrscht. Verstehst du das?«
»Ja, Vater.«
»Aber Cathallo weiß nicht, dass ich jetzt nur noch einen
einzigen Sohn habe«, sagte Hengall, »und sie werden nicht allzu erfreut darüber
sein, dass du noch ein Junge bist. Darum musst du Sannas beeindrucken.«
»Ja, Vater«, Saban nickte abermals. Er begriff, dass Kital
und Sannas erwarteten, Lengar würde nach Cathallo kommen und sich eine Braut
suchen; aber Lengar war verschwunden, und deshalb musste er, Saban, die Stelle
seines Bruders einnehmen.
»Und du wirst eines Tages Clanführer sein«, äußerte
Hengall nochmals mit Nachdruck, »was bedeutet, dass du unserem Volk ein guter
Führer sein musst. Clanführer zu sein heißt nicht, dass du tun kannst, was du
willst. Aber das begreifen die Leute nicht. Sie wollen Helden, und Helden
neigen zu Unvorsichtigkeit und Tollkühnheit, mit dem Ergebnis, dass ihr Volk
zu Grunde geht. Die besten Clanführere wissen das. Sie wissen, dass sie Nacht
nicht in Tag verwandeln können. Ich kann nur das tun, was möglich ist, mehr
nicht. Ich kann die Biberdämme einreißen, um zu verhindern, dass die Fischreusen
austrocknen - aber ich kann nicht dem Fluss befehlen, das für mich zu
erledigen.«
»Ich verstehe«, murmelte Saban.
»Und wir wollen keinen Krieg anfangen«, sagte Hengall
energisch. »Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass wir verlieren, sondern
dass wir durch einen Krieg stark geschwächt werden - ganz gleich, ob wir nun
siegen oder verlieren. Verstehst du das auch?« Was Saban erneut bejahte.
»Nicht, dass ich vorhätte, jetzt schon zu sterben!«, fuhr
Hengall fort. »Ich muss fast fünfunddreißig Sommer alt sein. Fünfunddreißig
Sommer, stell dir das nur mal vor! Aber ich habe noch viele gute Jahre vor mir!
Mein Vater hat mehr
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