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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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unzähligen wuchtigen, hohen, grauen Steinpfeilern
angefüllt, und einige waren kürzlich mit Wasser benetzt worden, sodass ihre
raue Oberfläche glitzernde Lichtstrahlen aussandte. Um die riesigen Steine zog
sich ein Ringgraben, der innerhalb des Kreideschutzwalls ausgehoben worden
war, und dieser Graben war so tief wie der Wall hoch; außerdem umschlossen der
Graben und der ringförmige Wall ein Gelände fast so groß wie ganz Ratharryn -
dabei war Ratharryn eine Stammessiedlung mit Winterweiden für das Vieh, während
es sich hier nur um eine Tempelanlage handelte.
    Einige der Frauen aus Ratharryn zögerten, bevor sie den
Tempel betraten, da in den Heiligtümern von Hengalls Stamm Frauen nicht
geduldet wurden, außer wenn sie heirateten; aber die Frauen von Cathallo
schoben sie vorwärts. In Cathallo, so schien es, durften sowohl Männer als auch
Frauen den heiligen Kreis betreten, und so tanzten sämtliche Angehörigen von
Hengalls Stamm über den Graben hinein in das Heiligtum aus Steinen.
    Es gab einen riesigen Kreis aus Felsblöcken, der sich
dicht am Rand des Grabens entlangzog, und jeder dieser Blöcke hatte die Größe
der Schober, die in Ratharryn aus dem Sommerheu aufgehäuft wurden. Dutzende dieser
wuchtigen, aufrechten Steinblöcke erhoben sich da, zu viele, um sie zu zählen,
und innerhalb ihres großen Kreises ragten zwei weitere Kreise aus Steinsäulen
auf, jeder einzelne von der Größe von Slaols Tempel in Ratharryn, und zwischen
diesen beiden inneren Ringen standen noch mehr Steine. Einer dieser Steine war
ein Ringstein, ein Felsblock mit einem großen Loch, welchen man auf einen
anderen gehievt hatte, in dessen Nähe ein Totenhaus stand, erbaut aus drei
massiven Steinplatten. Sprachlos riss Saban die Augen auf. Er verstand einfach
nicht, wie ein Mensch solch wuchtige Steine heben konnte; er musste an einen
Ort gekommen sein, wo Götter Wunder wirkten! Nur Camaban, der jedes Mal
zusammenzuckte, wenn er mit seinem Klumpfuß auftrat, schien unbeeindruckt.
    Die Leute von Cathallo drängten sich auf der inneren
Böschung des riesigen Schutzwalls, und sie stießen einen lauten Willkommensruf
aus, als die Besucher in den geheiligten Kreis tanzten. Der Ruf hallte von den
Wänden der hohen Einfriedung wider, und dann begannen die Gastgeber zu singen.
    Kital, Clanführer von Cathallo, wartete bereits, um
Hengalls Stamm zu begrüßen. Kital wollte Eindruck schinden, und das gelang ihm
auch sehr gut, denn er trug einen knöchellangen Umhang aus Hirschleder, der mit
Kreide und Harn gebleicht und dann dicht an dicht mit Bronzeringen benäht
worden war, die die Sonne reflektierten, sodass der Umhang nur so blitzte, als
Kital auf Hengall zutrat. Der Clanführer von Cathallo war groß, mit einem
langen, schmalen, glatt rasierten Gesicht und hellem Haar, das ein Bronzereif
zusammenhielt, in den er ein Dutzend langer Schwanenfedern gesteckt hatte.
Kital war gleich alt wie Hengall, aber sein Gesicht erfüllte eine
Lebhaftigkeit, die über sein Alter hinwegtäuschte, und er ging mit
leichtfüßigen, geschmeidigen Schritten. Er breitete die Arme in einer
Willkommensgeste aus; dabei hob sich der Saum seines Umhangs und enthüllte ein
langes Bronzeschwert, das von einem Ledergürtel herabhing. »Hengall von
Ratharryn«, rief er mit lauter Stimme. »Willkommen in Cathallo!«
    Neben Kital sah Hengall regelrecht schäbig aus. Er war
zwar größer und breiter als der Clanführer von Cathallo, aber sein bärtiges
Gesicht wirkte grob im Vergleich zu Kitalis klar geschnittenen Zügen; seine
Kleider waren überdies schmutzig und zerlumpt, weil Hengall noch nie zu den
Männern gehört hatte, die sich Gedanken über Umhänge oder Gewänder machten. Er
achtete darauf, dass sein Speer stets geschärft war, und er kämmte sich die
Läuse aus dem Bart - damit hatte er seiner Ansicht nach die Pflicht eines
Mannes in Bezug auf Reinlichkeit und äußere Erscheinung voll und ganz erfüllt.
Die beiden Clanführere umarmten einander, und die zuschauenden Stämme murmelten
beifällig, denn jede öffentliche Umarmung zwischen mächtigen Männern deutete
auf Frieden hin. Die Clanführere hielten einander einen Herzschlag lang
umschlungen, dann wich Kital zurück, nahm Hengall bei der Hand und führte ihn
zu der Stelle, wo Sannas neben einem der großen Steine wartete, die das
Totenhaus bildeten.
    Die Zauberin trug einen weiten Umhang aus Dachsfellen,
und ein wollener Schal hüllte ihr langes weißes Haar wie eine Kapuze ein. Saban
starrte sie

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