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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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mussten
sich die Jungen von Hengalls Stamm den schweren Prüfungen unterziehen, um ihre
Mannbarkeit unter Beweis zu stellen. Nicht jeder Junge bestand diese
Feuerprobe, und einige überlebten sie nicht einmal. Tatsächlich, so sagte der
Stamm, war es für einen Jungen immer noch besser zu sterben als zu versagen;
denn wer bei den Prüfungen versagte, lief Gefahr, sein ganzes Leben lang
verspottet zu werden. Ein Junge, der die Feuerprobe nicht bestand, wurde danach
gezwungen, einen ganzen Monat lang Frauenkleider zu tragen und sich mit
Frauenarbeit abzumühen und sich wie eine Frau hinzuhocken, um Wasser zu lassen.
Und für den Rest seines Lebens durfte er sich weder eine Gattin nehmen noch
Sklaven, Rinder oder Schweine besitzen. Einige derjenigen, die bei der Mutprobe
scheiterten, würden vielleicht ein gewisses Talent für Wahrsagerei und Träume
entfalten, und diese Jungen könnten Priester werden und würden dann die
gleichen Privilegien genießen wie diejenigen, die die schweren Prüfungen bestanden
hatten - aber die meisten der Versager würden bis an ihr Lebensende verhöhnt
und verachtet werden. Da war es entschieden besser zu sterben.
    »Bist du bereit?«, fragte Hengall Saban am Morgen des
ersten Tages.
    »Ja, Vater«, sagte Saban zaghaft. Er war sich nicht sicher,
ob das überhaupt stimmte, denn wie konnte jemand bereit sein, sich von Jegar
und seinen Hunden jagen zu lassen? In Wahrheit hatte Saban schreckliche Angst,
aber er wagte es nicht, dies zuzugeben.
    Hengall, dessen Haar im vergangenen Winter grau geworden
war, hatte Saban zu sich gerufen, um dem Jungen eine stärkende Mahlzeit
vorzusetzen. »Bärenfleisch«, erklärte er, »um dir Kraft zu verleihen.«
    Saban hatte keinen Appetit, aber er aß gehorsam, und
Hengall beobachtete jeden einzelnen Bissen. »Ich habe Pech mit meinen Söhnen
gehabt«, seufzte er nach einer Weile. Saban, den Mund voll von dem streng
riechenden Fleisch, erwiderte nichts, und Hengall stöhnte, als er an Lengar
und Camaban dachte. »Aber in dir erkenne ich einen anständigen, tüchtigen
Sohn«, sagte er zu Saban. »Beweise es in den nächsten Tagen!«
    Schweigend nickte Saban.
    »Wenn ich morgen sterben sollte«, knurrte Hengall und
berührte dabei seine Lenden, um das Unglück abzuwehren, das die Worte
beinhalteten, »würde Galeth höchstwahrscheinlich der nächste Clanführer werden
... aber kein guter! Er ist ein rechtschaffener Mann, jedoch zu
vertrauensselig. Er würde alles glauben, was Cathallo uns erzählt, und sie
belügen uns mindestens ebenso oft, wie sie die Wahrheit sagen. Neuerdings
behaupten sie, unsere Freunde zu sein, aber sie würden uns trotzdem zu gerne
schlucken. Sie wollen unser Land haben, unseren Fluss. Es verlangt sie nach
unseren Feldern und Herden, aber sie fürchten den Preis, den sie dafür zahlen
müssten. Gar keine Frage, wir würden sie zerfleischen! Deshalb musst du dich,
wenn du Clanführer wirst, als ein Krieger erwiesen haben, gegen den zu kämpfen
sie sich scheuen - aber du musst auch klug genug sein, um zu entscheiden, wann
es besser ist, keinen Krieg zu führen.«
    »Ja, Vater!« Saban hörte kaum ein Wort, denn er musste
ständig an Jegar denken und seine langhaarigen Hunde mit ihren scharfen
Reißzähnen.
    »Cathallo soll dich fürchten«, betonte Hengall, »so wie
sie mich fürchten.«
    »Ja, Vater«, murmelte Saban. Von seinem Kinn tropfte
Bärenblut. Ihm war übel.
    »Die Ahnen schauen dir zu«, fuhr Hengall fort, »also sorg
dafür, dass sie stolz auf uns sind. Und sobald du ein Mann bist, werden wir
dich mit Derrewyn verheiraten. Wir werden mit der Hochzeitszeremonie den Neuen
Tempel einweihen, hm? Das sollte dir Slaols Gunst einbringen.«
    »Ich mag Derrewyn«, gestand Saban errötend.
    »Es spielt keine Rolle, ob du sie magst oder hasst, du
musst nur Söhne mit ihr zeugen, eine Menge Söhne. Erschöpfe das Mädchen!
Schwängere sie, und dann schwängere andere Frauen, aber mach dir Söhne! Blut
ist alles!«
    Mit diesen unmissverständlichen Befehlen in den Ohren und
einem sauren Geschmack im Mund von dem ranzigen Bärenfleisch ging Saban zu
Slaols Tempel gleich außerhalb des Eingangs zur Siedlung. Er war nackt, genau
wie die anderen einundzwanzig Jungen, die sich unter den hohen Tempelsäulen
versammelten.
    Alle diese Jungen würden jetzt für fünf Tage und Nächte in
die wilden Wälder gehen und dort überleben müssen, obwohl sie die ganze Zeit
gejagt wurden; und die Jäger, die die Männer des Stammes waren, umringten

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