Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
Vom Netzwerk:
warme Wind strich flüsternd durch die Baumkronen. Saban
folgte demselben Pfad, auf dem er und Lengar den Fremden verfolgt hatten, der
den Schatz nach Ratharryn gebracht hatte; zwar wusste er, dass es gefährlich
war, solch einen Pfad so offen und ungeschützt entlangzuwandern, da doch
überall Feinde lauerten. Aber er nahm das Risiko auf sich, denn er wollte es
Jegars Hunden möglichst leicht machen, seinem Geist durch das Dickicht der
Bäume zu folgen.
    Am Nachmittag, als er den hohen Grat erreichte, von wo aus
er weit über die westlichen Wälder hinwegblicken konnte, hörte Saban in der
Ferne das gedämpfte Schmettern eines Ochsenhorns. Das unheilvolle Signal sagte
ihm, dass die Jäger des Stammes jetzt zur Verfolgungsjagd aufbrachen. Sie
würden glühende Kohlen in Töpfen tragen, sodass sie - wenn sie beschlossen,
über Nacht in den Wäldern zu bleiben - riesige Feuer anzünden konnten, die die
bösen Geister und die wilden Tiere abschrecken würden. Saban konnte leider
keine solche Schutzmaßnahme ergreifen. Er hatte nur Slaols Hilfe und ein kurzes
Messer aus sprödem Feuerstein.
    Lange Zeit verbrachte er damit, nach einem Baum zu suchen,
der Slaols Zwecken entspräche. Zweifellos stürmten Jegars Hunde bereits den
Pfad entlang, aber er hatte einen großen Vorsprung und genügend Zeit; nach
einer Weile entschied er sich für eine Eiche, die tief und breit wuchs, obwohl
sich auf halber Höhe des Stammes eine Lücke befand, wo keine Äste entsprossen.
Ein Mann konnte die untere Hälfte des Baumes mühelos hinaufklettern; dann würde
er jedoch springen müssen, um einen Ast von der Dicke eines Männerarms zu
fassen zu bekommen. Dieser Ast bot perfekten Halt für die Hände, um höher in
den Baum hinaufzuklettern, und wenn Jegar glaubte, Saban hätte sich im oberen
Teil der Eiche versteckt, würde er nach genau diesem Ast springen. Saban tat
es jetzt und hielt sich mit beiden Händen fest, während seine Füße Halt suchend
am Stamm entlangscharrten. Dann zog er sich hoch und setzte sich rittlings auf
den schmalen Ast.
    Er saß mit dem Gesicht zum Stamm der Eiche, sprach ein
kurzes Gebet an den Baum, damit er ihm die Wunde verzeihen möge, die er ihm
zufügen musste; dann benutzte er die Spitze seines Messers, um eine schmale
Kerbe in die Rinde des Asts zu ritzen. Sobald der Schnitt breit und tief genug
war, rammte er die Feuersteinklinge in das Holz, dass ihre tückisch scharfe
Klinge ein Stück aus der Rinde herausragte. Er machte seine Arbeit gut, denn
die Klinge saß fest in dem Stamm, als er fertig war. Er spuckte auf den
Feuerstein, damit er ihm Glück brachte, und sprang von dem Ast herunter. Saban
blickte noch einmal hinauf, um sicherzugehen, dass seine kleine Falle
unsichtbar war, dann sammelte er die Holzstückchen und Späne auf, die am Fuß
der Eiche auf den Boden gefallen waren, und versteckte sie im Unterholz.
    Saban rannte hügelabwärts auf den Bach zu, der am Fuß der
Anhöhe entlangfloss, und dort angekommen, watete er durch das seichte Wasser,
weil bekanntlich Geister kein Gewässer überqueren konnten. Während er in dem
Bach war, würde sich sein eigener Geist in seinen Körper zurückziehen und
somit keine Spuren für Jegars Hunde hinterlassen. Er watete eine ganze Strecke
durch das Bachbett, murmelte dabei gelegentlich ein Gebet, um den Geist des
Baches zu besänftigen, dann kletterte er wieder ein Stück den Hügel hinauf, um
sich ein wenig auszuruhen.
    Er fand eine Stelle, wo zwei Äste aus dem Stamm einer
Ulme ragten, legte zwei kleinere Äste über die beiden, sodass sie eine
Plattform bildeten, und nahm darauf Platz. Der Junge war im Laub der Ulme
versteckt, aber hoch genug, um durch die Blätter zum Himmel hinaufsehen zu
können, wo weiße Wolken dahinzogen; und wenn er den Hals reckte, war gerade
noch ein Stückchen moosigen Waldbodens am Fuß des Baumes sichtbar. Eine ganze
Weile geschah nichts. Der Wind raschelte in den Blättern, ein Eichhörnchen
keckerte laut, und zwei Bienen summten dicht an ihm vorbei. Irgendwo hämmerte
ein Specht auf Baumrinde ein, hielt kurz inne und begann dann seine Arbeit
erneut. Das plötzliche Rascheln verdorrter Blätter veranlasste Saban, auf den
Boden hinunterzuspähen, voller Angst vor Entdeckung - aber da unten trug nur
ein Fuchs ein Rebhuhn im Maul vorbei.
    Dann hörten die lebendigen Geräusche des Waldes, all die
gedämpften Laute von Klauen und Schnäbeln und Pfoten schlagartig auf; der Wind
rauschte in den Blättern und die Bäume ächzten.

Weitere Kostenlose Bücher