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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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witterten jedes Wesen mit einer Seele; diese großen Zotteltiere
würden daher in den kommenden Tagen Sabans schlimmste Feinde sein.
    Saban rannte über das Weideland, und sein Weg führte ihn
in die Nähe des Alten Tempels, der auf die Steine aus Cathallo wartete. Als er
den Ringgraben passierte, glaubte er, Camabans Stimme zu hören, die seinen
Namen rief; verwirrt blieb er stehen und blickte zu dem von Unkraut und
Gestrüpp gesäuberten Heiligtum hinüber, aber dort war niemand außer zwei weißen
Kühen, die im Gras weideten. Seine Furcht drängte ihn, weiter in Richtung der
Bäume zu laufen, doch ein stärkerer Instinkt veranlasste ihn, den flachen
äußeren Wall zu überqueren, durch den Kreidegraben zu hasten und dann den
höheren inneren Wall zu erklettern.
    Die Sonne schien warm auf seine nackte Haut. Er stand
einen Moment lang reglos da, während er sich fragte, warum er eigentlich
angehalten hatte; dann trieb ihn ein anderer Impuls dazu, in das Innere des
Heiligtums zu laufen und dort im Gras niederzuknien, wo er sein
Feuersteinmesser benutzte, um sich ein Büschel seines langen schwarzen Haares
abzuschneiden. Er legte das Haarbüschel vor sich hin, dann senkte er die Stirn
zu Boden. »Slaol«, rief er. »Slaol!« Es war hier an diesem Ort gewesen, wo
Lengar ihn zu töten versucht hatte, und Saban war der Feindschaft seines
Halbbruders entronnen; deshalb betete er jetzt darum, dass der Sonnengott ihm
helfen würde, sich vor dem Hass eines anderen zu retten. Saban hatte nun schon
die ganzen letzten Tage gebetet, hatte sämtliche Götter um Hilfe angerufen, die
ihm in den Sinn kamen; doch jetzt, in dem warmen, von der Sonne beschienenen
Kreidewall auf dem windigen Hügel, sandte Slaol ihm endlich eine Antwort. Sie
kam wie aus dem Nichts, aber Saban wusste plötzlich, er würde nicht nur Jegar
besiegen, sondern die gesamte Feuerprobe überleben. Ihm war auf einmal klar,
dass er in seiner Angst und Besorgnis um das Falsche gebetet hatte. Er hatte die
Götter angefleht, ihn vor Jegar zu verstecken, aber Jegar war der beste Jäger
des Stammes, und Slaol hatte Saban soeben den Gedanken eingeflößt, sich von
Jegar aufspüren zu lassen. Das war das Geschenk des Gottes. Lass Jegar sein
Opfer finden, und dann lass ihn kläglich scheitern! Saban hob den Kopf zu der
hellen runden Scheibe am Himmel und sandte seinen Dank empor.
    Er rannte in die Wälder, wo seine Furcht plötzlich erneut
aufwallte. Dies war die gefährliche Wildnis, der dunkle, unheimliche Bereich,
wo sich Wölfe, Bären und Auerochsen tummelten. Im Wald gab es fremdländische
Jägerverbände, die auf der Suche nach Sklaven waren, und, noch schlimmer, es
gab Ausgestoßene. Wenn ein Mann aus Ratharryn verbannt wurde, sagte der Stamm
nicht, dass er aus der Siedlung verschwunden war, sondern dass er in die
Wälder gegangen war - viele dieser Ausgestoßenen streiften also im Wald umher,
Männer, von denen es hieß, sie seien so blutrünstig und brutal wie jede Bestie.
Es ging das Gerücht um, dass sie sich von Menschenfleisch ernährten, und sie
wussten, wann sich die Jungen des Stammes zwischen den Bäumen versteckten wie
Freiwild. Alle diese Gefahren flößten Saban große Angst ein, aber es gab noch
schrecklichere Dinge in den Wäldern: Die Geister derjenigen Toten, die nicht in
Lahannas Obhut übergingen, trieben hier ihr Unwesen. Manchmal kam es vor, dass
Jäger spurlos verschwanden, und die Priester erklärten, dass sie von den
missgünstigen Toten geschnappt worden waren, die die Lebenden so sehr hassten.
    Der tiefe Wald steckte voller dunkler Gefahren, weshalb
auch ständig Wälder abgeholzt wurden und Frauen nicht hineingehen durften. Sie
konnten Kräuter sammeln in den kleinen Gehölzen in der Nähe der Siedlung oder
wanderten in Begleitung von Männern durch die Wälder; aber sie durften sich
nicht allein zwischen die hohen Bäume vorwagen, die jenseits der äußeren Felder
aufragten, weil dort die Gefahr bestand, dass sie von bösen Dämonen und
Geistern überfallen oder von den Ausgestoßenen gefangen genommen wurden. Manche
Frauen, allerdings nur sehr wenige, liefen tatsächlich davon, um sich den
Ausgestoßenen anzuschließen, und dort, versteckt in den tiefen Wäldern, taten
sie sich zu kleinen, primitiven Clans zusammen, die die Felder plünderten und
Jagd auf Kinder und Viehherden machten.
    Dennoch sah Saban vorerst nichts von diesen Gefahren, als
er in westlicher Richtung losmarschierte. Die Sonne ließ das grüne Laub
leuchten, und der

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