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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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auch
das gehörte zu den schweren Prüfungen - gleichwohl ein ziemlich leichter Teil.
    Die Männer des Stammes warteten neben einem prasselnden
Feuer im Inneren des großen Schutzwalls und stampften mit ihren Speerheften auf
den Boden, um die siebzehn willkommen zu heißen. Die Jungen hatten zwei weitere
Tests vor sich, und einige konnten noch immer scheitern, aber sie wurden nicht
mehr verhöhnt. Saban sah Jegar, sah seine mit Blättern verbundene Hand, und er
vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen, einen Siegestanz wenigstens
anzudeuten. Jegar spuckte nach ihm, aber es war bloße Verdrießlichkeit. Er
hatte seine Chance verpasst und Saban die Gefahren der Wälder überlebt.
    Bei ihrer nächsten Bewährungsprobe mussten die Jungen mit
Männern ringen. Es spielte keine Rolle, ob sie den Ringkampf gewannen oder
verloren; tatsächlich erwartete niemand, dass ein halb verhungerter Junge
einen ausgewachsenen Mann besiegen würde, aber sie sollten hartnäckig kämpfen
und Mut beweisen. Saban fand sich Dioga gegenüber, einem befreiten
fremdländischen Sklaven, bekannt für seine Bärenkräfte. Die Zuschauer lachten
über die ungleichen Gegner, aber Saban war schneller, als irgendeiner von
ihnen erwartet hätte. Er wich Diogas Angriff geschickt aus, trat mit den Füßen
nach ihm, schlüpfte abermals blitzschnell an ihm vorbei, schlug ihn,
verspottete ihn und versetzte ihm einen kräftigen Fausthieb ins Gesicht; doch
schließlich fing der sehr viel größere und kräftigere Mann den Jungen ein, warf
ihn zu Boden und begann dann, ihn mit seinen riesigen Pranken zu würgen. Saban
zerkratzte Diogas tätowiertes Gesicht und versuchte, seine Finger in die
Augenhöhlen seines Gegners zu haken, aber Dioga grunzte nur und drückte ihn mit
seinem ganzen Gewicht nieder, während er beide Daumen auf Sabans Luftröhre
presste, bis Gilan ihn mit einem Stock schlug und ihn zwang, den Jungen
loszulassen. »Gut gemacht, Junge«, zollte der Hohepriester Beifall. Saban
brachte nur einen erstickten Laut hervor, als er zu antworten versuchte; dann
schleppte er sich zu den anderen Jungen und sog in tiefen Zügen Luft in seine
gemarterten Lungen.
    Als Letztes mussten die Stammessöhne das Feuer aushalten.
Sie standen mit dem Rücken zu den Flammen, während ein Priester das angespitzte
Ende eines Eschenasts erhitzte, bis es rot glühte, und ihnen dann die glühend
heiße Astspitze zwischen die Schulterblätter drückte, bis die Haut Blasen
warf. Gilan starrte in ihre Gesichter, um sich zu vergewissern, dass sie nicht
in Tränen ausbrachen. Saban sang das Zorneslied von Rannos, als das Feuer ihm
den Rücken versengte, und die Hitze war derart unerträglich, dass er dachte, er
würde laut schreien müssen - aber der Schmerz wich irgendwann, und Gilan
grinste anerkennend. »Gut gemacht«, sagte der Hohepriester abermals lobend,
»gut gemacht«, und Sabans Herz schwoll vor Stolz und Freude, dass er hätte
fliegen mögen wie ein Vogel.
    Jetzt war er ein Mann. Er konnte sich eine Braut nehmen,
einen Sklaven besitzen und sein eigenes Vieh halten, er durfte sich einen neuen
Namen zulegen und bei den Stammesversammlungen sprechen. Neel, der junge
Priester, überreichte Saban den Kreideball, der dem Geist seiner Kindheit
Zuflucht bot, und Saban sprang mit beiden Füßen darauf herum, zerstampfte die
Kreide zu Pulver, während er laute Jubelrufe ausstieß. Sein Vater, unfähig,
seinen freudigen Stolz zu verbergen, schenkte ihm ein Hemd aus Wolfsfell, einen
feinen Speer und ein Bronzemesser mit einem hölzernen Heft. Seine Mutter gab
ihm ein Amulett aus Bernstein, das ein Geschenk von Lengar an sie gewesen war,
und Saban versuchte sie zu überreden, das Amulett zu behalten, weil sie krank
war - aber sie wollte es nicht zurücknehmen. Galeth schenkte ihm einen
Langbogen aus Eibenholz, dann wies er Saban an, sich hinzusetzen, und tätowierte
ihm die Symbole der Mannbarkeit auf die Brust. Er benutzte einen Knochenkamm,
den er in Färberwaid tauchte, dann hämmerte er ihn in Sabans Haut; doch der
Schmerz machte Saban nichts aus, denn er war jetzt ein Mann. »Du kannst einen
neuen Namen annehmen«, klärte Galeth ihn auf.
    »Handspalter«, scherzte Saban.
    Galeth lachte. »Ich hab mir schon gedacht, dass das dein
Werk war. Gut gemacht. Aber du hast dir damit einen Feind fürs ganze Leben
eingehandelt.«
    »Einen Feind«, meinte Saban, »dem es schwer fallen wird,
einen Bogen zu halten oder einen Speer zu schleudern.«
    »Aber trotzdem ein gefährlicher

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