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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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zuerst an diese Söhne halten, und Saban war jetzt
der Einzige, der Erfolg haben könnte. »Ich denke, ich möchte wie mein Vater
sein«, erwiderte er vorsichtig. »Er ist ein guter Clanführer.«
    »Was macht einen Mann zu einem guten Clanführer?«
    »Er sorgt dafür, dass der Stamm den Winter überlebt«,
erklärte Saban, »er schneidet die Wälder zurück, er fällt ein gerechtes Urteil
bei Streitigkeiten und schützt den Stamm vor Feinden.«
    »Vor Cathallo?«, fragte Derrewyn.
    »Nur wenn Cathallo uns bedroht.«
    »Das werden sie nicht tun. Dafür sorge ich.«
    »Du?«
    »Kital mag mich, und einer seiner Söhne wird der nächste
Clanführer werden — sie sind alle meine Vettern und sind alle wie ich.« Sie
blickte ihn schüchtern an, ob ihn das vielleicht überraschte. »Ich werde darauf
bestehen, dass wir alle Freunde sind«, sagte sie grimmig. »Es ist dumm,
verfeindet zu sein. Wenn Männer unbedingt kämpfen wollen, dann sollten sie
ausziehen und die Fremdländischen bekämpfen.« Plötzlich bespritzte sie Saban
mit Wasser. »Kannst du schwimmen?«
    »Ja.«
    »Bring es mir bei.«
    »Lass dich einfach ins Wasser fallen«, schlug Saban vor.
    »Dann werde ich ertrinken«, schmollte Derrewyn. »In
Cathallo sind einmal zwei Männer ertrunken, und wir haben sie tagelang nicht
gefunden — als wir sie schließlich fanden, waren sie ganz grün und
aufgequollen.« Sie tat so, als verlöre sie fast das Gleichgewicht. »Und ich
werde genau wie sie sein, schrecklich aufgequollen und von Fischen angenagt,
und es wird alles deine Schuld sein, weil du mir das Schwimmen nicht richtig
beibringen wolltest.«
    Saban lachte, erhob sich aber von seinem Platz und
streifte sein neues Wolfsfellhemd ab. Bis vor ein paar Tagen war er im Sommer
immer nackt gegangen, doch jetzt schämte er sich ohne sein Gewand. Schnell
rannte er ins Wasser, das nach der Hitze unter den Bäumen herrlich kühl und
erfrischend war; er schwamm von Derrewyn fort, während er auf eine tiefe Stelle
des Flusses zustrebte, wo das Wasser in dunklen Wirbeln dahinströmte. In der
Mitte des Flusses angekommen, plantschte er mit Armen und Beinen, um den Kopf
über Wasser zu halten, dann drehte er sich zu Derrewyn um, um sie zu sich zu
rufen, nur um festzustellen, dass sie bereits im Wasser war, und zwar ganz
dicht hinter ihm. Sie lachte über seine erschrockene Miene. »Ich habe schon vor
langer Zeit schwimmen gelernt«, sagte sie, dann holte sie tief Luft, senkte den
Kopf und trat mit ihren bloßen braunen Beinen in die Luft, um unter Saban
hindurchzutauchen. Auch sie war nackt.
    Saban kraulte zu der Insel zurück, wo er sich bäuchlings
ins Gras legte. Er schaute zu, wie Derrewyn tauchte und schwamm, und
beobachtete sie gebannt, als sie schließlich ans Ufer kam und langsam aus dem
Wasser watete, ihr langes schwarzes Haar glatt und triefend nass. Saban kam es
so vor, als wäre sie die Flussgöttin Mai persönlich, die dort in Ehrfurcht
gebietender Schönheit aus dem Wasser stieg; dann kniete sie sich neben ihn, und
über seinen Rücken lief ein Schauder, als ihr nasses Haar die Brandwunden
zwischen seinen Schulterblättern berührte. Er lag ganz still da, war sich ihrer
Nähe nur zu deutlich bewusst, wagte aber keine Bewegung, aus Angst, sie zu
verscheuchen. Das hier, sagte er sich, war schließlich der Grund, warum er sie
gebeten hatte, mit ihm in den Wald zu gehen - obwohl er jetzt, wo der
entscheidende Moment gekommen war, in Nervosität und Furcht fast ertrank.
Derrewyn musste gespürt haben, was er dachte, denn sie berührte ihn sanft an
der Schulter und veranlasste ihn, sich umzudrehen; dann ließ sie sich in seine
Arme sinken. »Du hast doch den Lehm gegessen, Saban«, flüsterte sie, ihr nasses
Haar kalt auf seinen nackten Schultern, »deshalb kann dir der Fluch des
Schädels nichts anhaben.«
    »Du weißt das?«
    »Ich garantiere es dir«, flüsterte sie, und er erschauerte,
denn es schien ihm, als ob Mai wirklich in all ihrer Pracht und Schönheit aus
dem Fluss gestiegen wäre. Er hielt Derrewyn umschlungen, drückte sie fest, ganz
fest an sich, und wie ein Narr glaubte er, sein Glück würde bis in alle Ewigkeit
währen.
     
    An diesem Nachmittag, als Derrewyn und Saban darauf
warteten, dass die Sonne unterging und das Zwielicht die Schatten mit sich
brachte, in deren Schutz sie heimlich nach Hause schleichen könnten, hörten
sie plötzlich Gesang auf dem Hügel oberhalb des westlichen Flussufers. Sie
kleideten sich an, wateten durch den flachen

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