Cromwell, Bernard
Nebenarm des Flusses und
kletterten den Hügel hinauf auf das Geräusch zu, das mit jedem ihrer Schritte
lauter wurde. Die beiden gingen langsam und vorsichtig; aber sie hätten sich
keine Sorgen zu machen brauchen, entdeckt zu werden, denn die Sängerinnen
waren viel zu sehr auf ihre Aufgabe konzentriert, um ein Liebespärchen unter
den Bäumen zu bemerken.
Die Sängerinnen waren Frauen aus Cathallo, und sie
begleiteten in zwei Reihen eine Gruppe von siebzig schwitzenden Männern, die
mit aller Kraft an langen Seilen aus geflochtenen Lederstreifen zerrten, um
einen großen Eichenschlitten vorwärts zu bewegen, auf dem der erste der acht
Findlinge für Ratharryn thronte. Es war einer der kleineren Steine, dennoch
derart schwer, dass die Männer vor Anstrengung keuchten und grunzten, während
sie den unhandlichen, kaum zu manövrierenden Schlitten über den holprigen
Waldpfad zogen. Andere Männer gingen voraus, um den Weg zu ebnen, indem sie
Wurzeln aus dem Boden rissen und Grasbüschel platt trampelten; aber nach einer
Weile waren die Männer an den Seilen einfach zu erschöpft, um weiterzumachen.
Sie hatten das Transportmittel schon den ganzen Tag geschleppt, hatten es sogar
den Hügel südlich von Maden hinaufgezogen und waren jetzt am Ende ihrer
Kräfte. Deshalb ließen sie den Schlitten einfach mitten im Wald stehen und
marschierten in südlicher Richtung nach Ratharryn, wo sie auf Verpflegung hofften.
Derrewyn griff nach Sabans Arm. »Ich werde mit ihnen gehen«, flüsterte sie.
»Warum?«
»Dann kann ich sagen, ich wäre gekommen, um sie zu
treffen. Auf diese Weise wird keiner in der Siedlung fragen, wo ich gewesen
bin.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn auf die Wange, dann
rannte sie hinter den sich entfernenden Leuten her.
Saban wartete, bis sie verschwunden waren, dann näherte
er sich dem Eichenschlitten und strich liebkosend mit der Hand über den Stein.
Er fühlte sich warm unter seiner Handfläche an, und an den Stellen, wo die Sonnenstrahlen
durch das Laub drangen, um auf den Felsblock zu scheinen, glitzerten winzige
Lichtsprenkel. Als Saban den Stein berührte und seine Wärme spürte, wallte ein
intensives Glücksgefühl in ihm auf. Er war ein Mann und hatte eine Frau, so schön
wie keine zweite im Land. Derrewyn hatte am Ufer des Flusses in seinen Armen
gelegen, und ihm schien das Leben so herrlich und viel versprechend, wie es
überhaupt nur sein konnte. Die Götter liebten ihn.
Hengall dagegen hatte kaum das Gefühl, dass die Götter ihn
liebten - denn an diesem Abend traf ein ganzer Haufen von Leuten aus Cathallo
in Ratharryn ein, die alle beköstigt und mit Schlafplätzen versorgt werden
mussten; damals, als er die Goldstücke für die acht Steine bezahlt hatte, hatte
er vergessen einzukalkulieren, dass sie ihn auch noch mal so viel an
Verpflegung kosten würden. Außerdem musste er etliche Leute zur Verfügung
stellen, die beim Transport der schweren Steine halfen, und diese fanden sich
unter den ärmeren Familien der Siedlung - die hinwiederum mit Fleisch und
Getreide für ihre Arbeit bezahlt werden mussten. Hengall sah seine Viehherden
dahinschwinden, und ihm kamen allmählich Zweifel an der Weisheit seines
Handels — aber er versuchte nicht, ihn rückgängig zu machen. Er schickte Männer
aus, um die Steine zu schleppen, und während sich der Sommer seinem Höhepunkt
näherte, bewegten sich die großen Felsbrocken Tag für Tag im Schneckentempo auf
Ratharryn zu.
Die vier größeren Steine erwiesen sich als besonders
problematisch. Es gab einen Weg durch die von Bächen durchschnittenen
Marschwiesen in der Nähe von Maden, aber er war zu schmal für die gewaltigen
Felsbrocken, und deshalb schleppten Kitals Männer diese Steine zuerst weit
nach Westen, bevor sie nach Süden in Richtung Ratharryn abschwenkten. Aber auf
ihrer Route lag ein Hügel, zwar nicht so steil wie derjenige Hügel, über den
bereits die vier kleineren Steine transportiert worden waren, aber trotzdem ein
gewaltiges Hindernis, das sich als zu hoch für die Männer erwies, die den ersten
der großen Findlinge zogen. Es wurden noch mehr Seile geholt, und noch mehr
Männer wurden vor den Schlitten gespannt; dennoch ließ sich der Stein noch
immer nicht den Abhang hinaufbewegen. Sie versuchten, vor den Schlitten Ochsen
zu spannen, aber die Tiere konnten sich in diesem engen Haufen nicht in die
Riemen legen und behinderten sich gegenseitig. Erst als Galeth auf die Idee
kam, die Ochsen nebeneinander an
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