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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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eine große Holzstange zu schirren und Seile an
dieser Stange zu befestigen, die mit dem Schlitten verbunden waren, gelang es
ihnen, den großen Stein von der Stelle zu bewegen und ihn so zu der Hügelkuppe
hinaufzubefördern, wo der Schlitten weiter nach Ratharryn gezogen wurde,
während seine Kufen über das jetzt ebene Gras glitten. Die anderen drei Steine
wurden auf die gleiche Weise geholt. Die Priester schmückten die Hörner der
Ochsen mit Blumen, die Tiere wurden von Sängerinnen umringt, und in Ratharryn
herrschte große Freude, denn den Sommer über schien die Sonne, die Steine waren
sicher angekommen, und die bösen Omen schienen endgültig der Vergangenheit
anzugehören.
    Man feierte das Fest der Sommersonnenwende. Die Feuer
wurden angezündet, die Männer von Ratharryn hüllten sich in die Stierfelle und
jagten die Frauen durch Slaols Tempel. Saban lief nicht mit den Stier-Männern,
obwohl er ja nun dazugehörte, sondern saß stattdessen bei Derrewyn, und als die
Feuer herunterbrannten, sprangen sie Hand in Hand über die Flammen. Gilan
teilte den Met aus, der speziell für die Festlichkeiten dieser Nacht gebraut
worden war; einige Leute schrien laut, als sie Halluzinationen hatten, während
andere von dem starken Gebräu aggressiv wurden oder auch krank, aber
schließlich schliefen sie ein - bis auf Saban, der wach blieb, denn Jegar hatte
nach ihm gesucht, mit einem Speer in seiner linken Hand und dem Drang nach
Rache in seinem von Alkohol benebelten Hirn. Saban blieb in dieser Nacht in
unmittelbarer Nähe des Tempels und wachte über die schlafende Derrewyn, obwohl
er gegen Morgen schließlich eindöste - bis er plötzlich von Schritten geweckt
wurde und hastig seinen Speer hob. Ein Mann kam den Pfad von der Siedlung
herauf, und Saban kauerte sich auf den Boden, bereit, sich auf seinen Gegner zu
stürzen; doch dann sah er den kahlen Kopf des Mannes im Widerschein der
verlöschenden Flammen glänzen und erkannte, dass es Gilan war, nicht Jegar.
    »Wer ist da?«, fragte der Hohepriester. »Ich bin's,
Saban.«
    »Du kannst mir helfen«, sagte Gilan erfreut. »Ich brauche
einen Helfer. Eigentlich wollte ich Neel fragen, aber er schläft wie ein
Stein.«
    Saban weckte Derrewyn, und die beiden machten sich mit
Gilan auf den Weg zu dem Alten Tempel. Es war die kürzeste Nacht des Jahres,
und Gilan blickte immer wieder zum nordöstlichen Horizont, voller Besorgnis,
dass die Sonne aufginge, bevor er sein Ziel erreicht hatte. »Ich muss den
Punkt markieren, wo die Sonne aufgeht«, erklärte er, als sie durch die
Grabhügel schritten. Er verneigte sich vor den Ahnen, dann eilte er weiter zu
der Stelle gleich außerhalb des Tempelgrabens, wo die acht Findlinge auf ihren
Schlitten warteten. Der Himmel im Nordosten wurde merklich heller, aber die
Sonne war noch nicht hinter den bewaldeten Anhöhen in der Ferne sichtbar. »Wir
brauchen ein paar Gegenstände«, sagte Gilan; also ging Saban hinunter in den
Graben und fand ein halbes Dutzend großer Kreidebrocken, dann stellte er sich
auf den erhöhten Fußpfad am Eingang der Tempelanlage, während sich Gilan zu
dem Pfahl begab, der den Mittelpunkt des Heiligtums bezeichnete. Derrewyn, die
den geweihten Bezirk nicht betreten durfte, weil sie eine Frau war, wartete
zwischen den Gräben und Wällen des neu angelegten geheiligten Pfades.
    Saban wandte sich nach Nordosten. Der Horizont schimmerte
dämmrig, die Hügel davor waren grau und in den Rauch der verlöschenden
Sommersonnenwendfeuer gehüllt, der aus dem Tal von Ratharryn aufstieg. Die
Rinder auf den näher gelegenen Hängen wirkten mit ihren weißen Silhouetten vor
dem dunklen Hintergrund gespenstisch.
    »Bald«, sagte Gilan, »bald ist es so weit«, und er betete,
dass die zusammengeballten Wolken am Horizont nicht die aufgehende Sonne
verbergen würden.
    Die Wolken färbten sich zart rosa, das Rosa gewann
zunehmend an Leuchtkraft und breitete sich aus, um dann in ein intensives Rot
überzugehen; Saban, der die Stelle beobachtete, wo der flammende Himmel die
jettschwarze Erde berührte, sah, wie die Wolken über den Bäumen am Horizont
aufrissen, und plötzlich waren die fernen Wälder von einer blendenden
Helligkeit erfüllt, als der obere Rand der Sonne durch die Blätter schnitt.
    »Links von dir!«, rief Gilan. »Links. Einen Schritt nach
links! Nein, zurück! Da! Ja, da!«
    Saban legte einen Kreidebrocken zu seinen Füßen nieder,
dann richtete er sich wieder auf, um zu beobachten, wie die Sonne die

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