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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Mondgöttin auf- und unterging, würde
diese Linie die Bahn der aufgehenden Sonne am Sommersonnenwendtag im rechten
Winkel schneiden. Damit war Gilans Aufgabe eindeutig festgelegt. »Es ist nicht
überall so«, erklärte er Saban. »Nur hier in Ratharryn überschneiden sich die
Linien rechtwinklig. Nicht in Drewenna, nicht in Cathallo, nirgendwo sonst! Nur
hier!« Diese Tatsache schien Gilan Ehrfurcht einzuflößen. »Es bedeutet, dass
wir etwas Besonderes für die Götter sind«, flüsterte er. »Es bedeutet, glaube
ich, dass dies genau der Mittelpunkt der ganzen Welt ist!«
    »Wirklich?«, fragte Saban beeindruckt.
    »Wirklich!« Gilan nickte eifrig. »Die Leute von Cathallo
behaupten natürlich dasselbe von ihrem heiligen Grabhügel, aber ich fürchte, da
irren sie sich. Dies hier ist das Zentrum der Welt«, bekräftigte er nochmals,
während er auf den Alten Tempel wies, »genau der Ort, wo der Mensch
ursprünglich erschaffen wurde.« Er erschauerte bei diesem Gedanken, zutiefst
bewegt von der Freude, die diese Vorstellung in ihm auslöste.
    Dann legte der Hohepriester eine Schnur aus Nesselfasern
an der Linie des Sonnenaufgangs am Tag der Sommersonnenwende entlang, führte
sie von dem Kreidebrocken, der die Stelle bezeichnete, wo die Sonne aufging,
durch den Mittelpunkt des Tempels und von dort aus weiter zum südöstlichen
Ringwall. Galeth hatte zwei dünne Holzlatten miteinander verbunden, um einen
rechten Winkel zu bilden; und indem sie eine Holzlatte an die Nesselschnur
legten und dann eine andere Schnur an der rechtwinkligen Querlatte
entlangführten, entstand eine Linie, die die Linie der Sonne im rechten Winkel
schnitt. Diese neue Linie zeigte auf die äußersten Punkte der Mondbahn, aber
Gilan wollte zwei Linien haben, eine, die auf die nördlichste Grenze wies, und
eine andere für die südlichste. Genau so wurde es markiert, und er trug Galeth
auf, vier kleinere Steine innerhalb des Walls aufzustellen, jeweils an den
äußeren Enden der beiden eingezeichneten Linien. Ein Stein von jedem Paar
sollte eine Säule sein, der andere eine Platte; ein Priester, der neben der
Säule stand und über die gegenüberliegende Steinplatte hinwegblickte, konnte
so Lahannas Auf- oder Untergang beobachten sowie feststellen, wie weit sie von
ihrer gewöhnlichen Bahn abwich und sich den äußersten Punkten ihrer Wanderungen
näherte.
    Galeth hatte dreißig Männer zur Arbeit eingeteilt, und als
Erstes gruben sie die Löcher für die Steinblöcke. Sie kratzten die Grasnarbe
ab, dann bohrten sie mit ihren Stöcken in die harte Kreideschicht und brachen
sie in Klumpen, die sie mit Schaufeln heraushoben. Sie gruben tief in den
Boden, und Galeth ließ sie eine Seite des Loches abschrägen, um eine Rampe zu
bilden, sodass die Steine in ihre Betten im Erdboden hinuntergleiten konnten.
Es war, so erklärte er Saban, im Grunde die gleiche Methode wie beim Aufstellen
eines der großen Tempelpfeiler. Als alle vier Gruben ausgehoben waren, wurden
weitere Männer aus der Siedlung geholt, und der erste Stein — die kleinste
Säule — fuhr auf seinem Schlitten durch den Sonneneingang. Saban hatte gedacht,
es würde vielleicht eine kleine Zeremonie stattfinden, als der Stein zu seinem
neuen heiligen Platz gebracht wurde, aber es gab kein Ritual außer einem
stillen Gebet, das Gilan mit weit zum Himmel emporgereckten Armen sprach. Die Schlittenkufen
hinterließen Spuren zerdrückten Grases auf dem Boden. Galeth befahl den
Männern, den Schlitten zu dem vorbereiteten Loch zu ziehen, bis die Kufen ein
kleines Stückchen über die Rampe ragten; auf diese hatte Saban drei glatt
geschliffene Holzbohlen gelegt, die dick mit Schweinefett eingerieben worden
waren, um als Rutsche zu dienen.
    Es waren zwölf Männer nötig, die lange Brechstangen aus
Holz als Hebel benutzten, um den Stein vom Schlitten zu bewegen. Saban dachte,
die Stangen müssten entzweibrechen, doch stattdessen bewegte sich der Stein
Stückchen für Stückchen, Hub für Hub, und mit jedem Hub wurde der schwere
Felsbrocken einen weiteren Fingerbreit angehoben und vorwärts geschoben. Die
Männer sangen bei der Arbeit, und der Schweiß lief ihnen in Strömen herab;
aber schließlich kippte der Stein durch sein eigenes Gewicht von dem Schlitten
und hinunter auf die Rampe. Die Männer rannten in alle Richtungen auseinander,
voller Furcht, dass der gewaltige Koloss zurückkippen und auf sie fallen würde;
doch glücklicherweise rutschte er, genau wie Galeth es geplant

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