Cromwell, Bernard
hatte,
schwerfällig die eingefetteten Holzbohlen hinunter, um am Fuß der Rampe
anzuhalten. Galeth wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieß einen
tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
Beim Aufstellen der großen Tempelpfeiler hatte Galeth
einen riesigen Dreifuß benutzt, über den die Seile geführt werden konnten, um
die Stämme an der Spitze hochzuhieven und in die Senkrechte zu ziehen; aber er
nahm an, diese Steinsäule war klein genug, um ohne solche Hilfsmittel
aufgerichtet zu werden. Er wählte die zwölf stärksten Männer aus, und sie
nahmen ihre Plätze neben dem oberen Ende des Brockens ein, der jetzt schief am
Fuß der Rampe lehnte. Die Männer stemmten die Schultern unter den Stein und
versuchten, ihn hochzuwuchten. »Schiebt!«, brüllte Galeth, »schiebt!«, und sie
schoben mit aller Kraft, aber er schien irgendwo festzuklemmen. »Stemmt ihn
hoch!«, drängte Galeth die Männer und packte dann ebenfalls mit an, doch der
Stein wollte sich immer noch nicht bewegen. Saban spähte in das Loch hinunter
und sah, dass sich der Klotz an der gegenüberliegenden Wand aus Kreidegeröll
verkeilt hatte; Galeth sah es ebenfalls, fluchte und ergriff eine Axt, um auf
die Kreideschicht einzuhacken und Platz für den Steinblock zu schaffen.
Die zwölf Männer hatten keine Schwierigkeiten, das
Tonnengewicht zu halten; und nachdem das Hindernis beseitigt worden war,
stemmten sie ihn hoch, bis er aufrecht stand. Das obere Ende des Steins, der
jetzt senkrecht aus dem Erdboden ragte, besaß ungefähr die Größe eines
ausgewachsenen Mannes, während ein fast ebenso großer Teil von ihm in dem Loch
steckte. Alles, was jetzt noch zu tun blieb, war, die Grube zu füllen und Erde
und Kreidegeröll in das Loch rund um den Felsblock zu schütten. Galeth hatte
ein paar große Flusssteine gesammelt, die dicht um den Fuß der Säule gelegt
wurden; dann wurde das Kreidegeröll in das Loch geschaufelt und mit ihm die
Geweihstöcke, die beim Ausheben des Loches zerbrochen waren. Alles wurde wieder
und wieder festgestampft, bis das Loch schließlich gefüllt war und der erste
der Tempelsteine sicher im Boden verankert war. Die erschöpften Männer stießen
Freudenrufe aus.
Es dauerte bis zur Ernte, die anderen drei Mondsteine
aufzustellen, aber schließlich war die Arbeit getan, und die vier grauen
Findlinge standen in einem Rechteck. Galeth hatte einen kurzen Dreifuß aus
Eichenbalken gebaut, um die Steinplatten zu bewegen, denn sie waren schwerer
als die Säulen; aber was das Aufstellen der letzten Platte doch wesentlich
erleichterte, war Sabans Idee, mit eingefetteten Holzbohlen zu arbeiten, sodass
sich die Kanten der Platte, als sie knirschend und ächzend voran gehievt wurde,
nicht irgendwo verkeilten. Das Aufstellen der vierten Steinplatte dauerte
daher — obwohl sie eine der schwersten Platten war — nur halb so lange, wie sie
für das Aufrichten der ersten Steinsäule gebraucht hatten.
»Die Götter haben dich klug gemacht«, lobte Galeth Saban.
»Dich auch.«
»Nein.« Galeth schüttelte den Kopf. »Mich haben die Götter
stark gemacht.«
Der Mondtempel war fertig. Wenn ein Mann jetzt eine Linie
zwischen den Steinpaaren hindurchzöge und diese Linie auf beiden Seiten bis zu
den äußersten Rändern der Erde verlängern würde, wo die Nebelschwaden auf ewig
über grauen Meeren wallten, könnte er sehen, wo die Mondgöttin an den
Grenzpunkten ihrer Himmelswanderungen auf- und unterging; Lahanna ihrerseits,
die endlos zwischen den Sternen reiste, könnte auf die Erde hinunterblicken und
entdecken, dass die Leute von Ratharryn ihren Weg markiert hatten. Sie würde
wissen, dass sie sie beobachteten, wissen, dass sie sie verehrten, und sie
würde ihre Gebete erhören.
Die vier anderen, großen Steine blieben außerhalb des
Tempels, während die Bewohner von Ratharryn den diesjährigen Weizen und Roggen
ernteten. Es war eine gute Ernte, und die Frauen sangen, als sie auf der Tenne
standen, die durch einen eintägigen Erntetanz flach getrampelt und gehärtet
worden war. Saban und Derrewyn führten den Tanz an, und die Frauen wiegten sich
lächelnd hin und her; denn Derrewyn war jung und glücklich und Saban ein
rechtschaffener junger Mann, freundlich und stark — ihre bevorstehende Hochzeit
wurde als ein gutes Omen aufgefasst. Nur Jegar, der mit seiner rechten Hand
noch immer keinen Bogen zu halten vermochte und nur mit seiner ungeschickten
linken einen Speer benutzen konnte, hegte einen tiefen Groll gegen die
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